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ENERGIE/058: St. Kitts und Nevis - Erneuerbare Energien großgeschrieben, Vorreiter der Region (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Mai 2013

St. Kitts und Nevis: Erneuerbare Energien großgeschrieben - Vorreiter der Region

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Windräder von 'WindWatt Nevis Limited'
Bild: © Desmond Brown/IPS

Charlestown, Nevis, 30. Mai (IPS) - St. Kitts und Nevis ist innerhalb der Organisation der Ostkaribischen Staaten (OECS) ein Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien. Doch die Erfolge des 12.000 Einwohner zählenden Inselstaates finden in der Nachbarschaft kaum Nachahmer.

Bereits 2010 wartete das 13 Kilometer lange Eiland mit dem ersten Windpark innerhalb der OECS-Staaten auf und versprach Arbeitsplätze, verlässlichen und preiswerteren Strom und eine Reduzierung der Zuschläge und der teuren Erdölimporte.

"Der Preis für den Diesel, den das Nevis Stromunternehmen NEVLEC verwendet, liegt bei etwa 32 bis 33 Cent pro erzeugter Kilowattstunde aus Dieselmotoren. Wir bieten den Strom aus Windkraft für die Hälfte an", rechnet Dexter Bowrin, Leiter von 'WindWatt Nevis Limited', vor. "Man kann also von großen Kostenersparnissen ausgehen."

Der WindWatt-Windpark ist ein Joint Venture kanadischer und nevisianischer Firmen, die 2010 an den Start gegangen sind. Das Gemeinschaftsunternehmen hat sich einen 25-jährigen Vertrag mit NEVLEC, dem staatlichen Stromversorger gesichert, um Windenergie zu produzieren und zu verkaufen. Es verfügt über acht Windturbinen mit einer installierten Leistung von 2,2 Megawatt Strom, die etwa 20 Prozent des Energiebedarfs der Insel generieren.

Doch in den Nachbarländern stößt die Erfolgsgeschichte auf wenig Nachahmer, wie Bowrin gegenüber IPS erklärt. "Wir würden gerne expandieren, doch man lässt uns nicht", sagt er. Seine Firma habe in Nachbarstaaten vorgesprochen, doch halte sich dort die Begeisterung in Grenzen.

In St. Lucia und auch St. Vincent gab es dem Firmensprecher zufolge Schwierigkeiten bei der Standortwahl für Windräder. "Die meisten Grundstücke sind in privater Hand. Verhandeln müsste also die Regierung. Wir bringen bloß die Technologie", betont Bowrin.


Die meisten Karibikstaaten bevorzugen Sonnenkraft

Die meisten Karibikstaaten interessieren sich mehr für Sonnenergieprojekte als für Windparks. So hat in diesem Monat das niederländischsprachige Suriname, ein Mitglied der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM), Investitionen in Solarstrom für die Dörfer angekündigt. Das Pilotprojekt wird in Gunzi stattfinden, ein von der Volksgruppe der Maroons bewohntes Dorf am Oberlauf des Suriname-Flusses.

Das Energieunternehmen WTEC aus den USA wird das Projekt in enger Partnerschaft mit dem Ministerium für natürliche Ressourcen, dem nationalen Elektrizitätswerk EBS und der Anton-De-Kom-Universität in Suriname umsetzen.

Mehr als drei Viertel der surinamischen Landmasse ist von dichtem Regenwald bedeckt. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt Paramaribo. Die Dörfer im dünn besiedelten Hinterland sind bisher nicht an das EBS-Stromnetz angeschlossen, sondern greifen ausschließlich nachts auf Strom aus Dieselgeneratoren zurück.

Dem Minister für natürliche Ressourcen, Stanley Betterson, zufolge wird die Stromversorgung der ländlichen Gebiete Surinames der Bildung, Industrialisierung und Entwicklung dieser Gebiete zugutekommen.

Im letzten Monat hatte die Regierung ein geplantes Wasserkraftwerk aufgegeben. Für das TapaJai-Projekt hätten 240 Kilometer Land längs des Suriname-Flusses geflutet und Turbinen mit einer Gesamtkapazität von bis zu 275 Megawatt Strom installiert werden müssen. Die Bewohner der umliegenden Maroon-Dörfer hatten sich dem Vorhaben widersetzt.

WTEC-Leiter Brian Singh zufolge ist Solarstrom eine kosteneffektive Alternative, zumal Suriname über ausreichend Sonnenlicht verfügt und die Preise für Photovoltaikanlagen weltweit sinken. Singh zufolge ist die 75.000 US-Dollar teure Solaranlage ein Geschenk zur Unterstützung des Pilotprojekts in Gunzi. Universitätsstudenten werden das Vorhaben ein Jahr lang beobachten. Ihre Erkenntnisse sollen dann der Optimierung des Projekts zugutekommen, bevor es auf andere Dörfer ausgeweitet wird.


Qualitätsanforderungen

Laut dem Umweltkoordinator John Goedschalk investiert die Regierung von St. Kitts und Nevis derzeit in eine Untersuchung über den idealen Mix an Energieträgern, wobei der Zugang, Kosteneffektivität und Umweltauswirkungen die wichtigsten Kriterien seien.

Bowrin zufolge lag den Leitern von WindWatt Nevis Limited die Zufriedenheit der Menschen am Herzen. "Wir haben nicht einfach die Windkrafträder installiert", meint er. "Wir wollten einen möglichst geringen Fußabdruck hinterlassen. Die acht geräuscharmen Turbinen, die wir in Betrieb genommen haben, verteilen sich über eine Gesamtfläche von 8.000 Quadratmetern, auf der problemlos Kühe und andere Tiere weiden könnten."

Angesprochen auf die Gefahr durch Wirbelstürme erklärt Bowrin, dass die zweiblättrigen Turbinen sehr klein seien und sich in nur 40 Minuten abbauen ließen. "Wir überprüfen auf täglicher und wöchentlicher Basis die Wetterverhältnisse, sodass wir im Fall eines Hurrikans schnell reagieren können", versichert er.

Mit ihren funktionierenden Windparks, etlichen Solaranlagen und einem geplanten Geothermieprojekt gehört St. Kitts und Nevis zu den Ökopionieren der Region. Nach Angaben von Ministerpräsident Denzil Douglas will der Inselstaat in spätestens zwei Jahren Erdwärme produzieren. (Ende/IPS/kb/2013)


Link:

http://www.ipsnews.net/2013/05/wind-power-finds-a-toehold-in-green-minded-nevis/

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IPS-Tagesdienst vom 30. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2013