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ERNÄHRUNG/004: COP17, Durban - Lebensmittelsouveränität für afrikanische Bauern wichtige Klimalösung (AFSA)


Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA) - Pressemitteilung - Montag, 5. Dezember 2011

Allianz für Nahrungsmittelsouveränität in Afrika veröffentlicht auf dem COP17:
Bericht zeigt, Nahrungsmittelsouveränität für afrikanische Bauern grundlegende Lösung bei Klimawandel


Afrikanische Bauernverbände und Gruppen der Zivilgesellschaft in Afrika feiern die Gründung eines "Netzwerks afrikanischer Netzwerke" mit Namen Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA). Sie haben einen Bericht herausgegeben, der deutlich machen will, daß Nahrungsmittelsouveränität den Planeten abkühlen und gleichzeitig die Welt ernähren sowie Ökosysteme regenerieren kann.

"Unser Kontinent steht vor so vielen Herausforderungen", erklärt Anne Maina vom African Biodiversity Network (ABN), einem der Mitgliedernetzwerke der AFSA. "Als 14 panafrikanische Netzwerke, die eine riesige Anhängerschaft im anglophonen, frankophonen und lusophonen Afrika repräsentieren, stimmen wir darin überein, daß für uns Nahrungsmittelsouveränität der Weg ist, angesichts von Klimawandel und zerstörerischer Entwicklung stabile Ernährungs- und Ökosysteme zu gewährleisten."

"Nahrungsmittelsouveränität ist ein radikaler Ansatz für die Landwirtschaft, aber auch ein offenkundig notwendiger. Er vertritt die Interessen der kleinen Lebensmittelproduzenten, ihrer Gemeinschaften und Ökosysteme als entscheidende Faktoren für die Förderung stabiler Nahrungsmittelsysteme. Zu lange Zeit hat sich die Nahrungsmittelpolitik auf Ernteerträge um jeden Preis konzentriert - und genau die Zusammenhänge untergraben, von denen die Lebensmittelproduktion abhängt. Nahrungsmittelsouveränität ist ein mächtiges Konzept und ein Rahmen, der sich deutlich dafür ausspricht, Lösungsmöglichkeiten wahrzunehmen und Gefahren entgegenzutreten.", erklärte Million Belay von Melca Mahiber, einem äthiopischen Mitglied des ABN.

Mit ihrer offiziellen Gründung am Sonntag, dem 4. Dezember erlebte die AFSA ihren Anfang inmitten des frohen Gesangs afrikanischer Bäuerinnen, mit ernüchternden Fakten über die vielfachen Bedrohungen durch den Klimawandel und falsche Lösungen wie die von Bill Gates gegründete Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA), gentechnisch veränderte Organismen, Landraub für Biotreibstoff und CO2-Handel sowie mit anregenden Diskussionen über agrarökologische Lösungen für Nahrungsmittel, Bauern und biologische Vielfalt.

"Die Allianz für Nahrungsmittelsouveränität setzt sich ein für die Förderung der Agrarökologie als Lösung für den Klimawandel, die Ernährung der Menschen und die biologische Vielfalt, für das tägliche Auskommen und zur Heilung der Böden. Es geht um die Nutzung und Wahrung der Ressourcen, die den Gemeinden frei zur Verfügung stehen. Diese sind angemessen für unsere Wirtschaftsweisen und unsere Kleinbauern, die die teuren chemischen Zusätze nicht brauchen, die uns aufgezwungen werden.", erklärte Agnes Yawe vom Participatory Ecological Land Use Management (PELUM), einem Netzwerk mit Mitgliedern in zehn Ländern.

Mpatheleni Makaulule, einheimische Gemeindevorsitzende der Mupo Foundation in Venda, im Norden Südafrikas, und Mitglied des ABN, hebt die Bedeutung traditionellen Wissens und den Standpunkt ihrer Gemeinde zur Herausforderung durch den Klimawandel und die zerstörerische Entwicklung hervor: "Es gibt keine Gesundheit in einem kranken Klima. In unseren Gebieten sind der Boden, das Wasser und der ursprüngliche Wald bereits geschädigt, und das beeinträchtigt das Ökosystem. Traditionelles Saatgut mit traditionellem Wissen ist unsere Hoffnung für die Anpassung an den Klimawandel, und das ist der Grund für unser Streben nach Nahrungsmittelsouveränität.

"Unser Land und unsere Gemeinde ist nun mit der Zerstörung durch eine riesige Kohlemine im Tagebau konfrontiert. Das wird das Ende für unser letztes Wasser sein, unsere letzten ursprünglichen Bäume töten und geheiligten Orte zerstören. Aber es handelt sich hier um die reichsten Ökosysteme, und sie bringen den Regen. Dieser Bergbau wird den Klimawandel verschlimmern. Wenn dieser Tagebau fortgesetzt wird, können wir für die Zukunft nicht mehr garantieren. Die kommende Generation wird erkennen, daß man Geld nicht atmen und nicht essen kann."

Simon Mwamba vom Eastern and Southern Africa Small Scale Farmers' Forum (ESAFF) ergänzt: "Die COP17-Verhandlungen sollten nicht genutzt werden, um die Grüne Revolution in Afrika mit größerem Nachdruck noch weiter voranzutreiben, die Bauern in den Kreislauf von Schuld und Armut treibt. Die Grüne Revolution wird lediglich den Griff der Konzerne auf Landwirtschaft und Bauern verstärken und damit die Nahrungsmittelsouveränität gefährden. Solche Praktiken zwingen Kleinbauern in die Abhängigkeit von Agrarchemie und zerstören zur gleichen Zeit die Saatgutvielfalt, die Afrika angesichts des Klimawandels für seine Standfestigkeit und eine Zukunft mit gesicherter Ernährung braucht. Genetisch modifizierte (GM) Pflanzen sind sogar noch schlimmer."

Mamadou Goita von ROPPA, dem Bauernverband für Westafrika hob hervor, daß sich Afrika zahlreichen Bedrohungen gegenübersieht: "Landraub für Biotreibstoff und industrieller Lebensmittelexport gehören zu den stärksten Waffen, die Nahrungsmittelsouveränität zu liquidieren und bäuerliche Familienbetriebe von der Nahrungsmittelproduktion auszuschließen."

Nnimmo Bassey von den Freunden der Erde Afrika und Vorsitzender der Freunde der Erde International erklärte: "Der Klimawandel tötet unseren Kontinent und unsere Völker, aber genauso tun das die sogenannten Lösungen, die von profitgierigen Konzernen vorgeschlagen werden. Aus diesem Grund haben wir uns zur AFSA zusammengeschlossen, um Stellung zu beziehen für die afrikanischen Lösungen der Probleme, die der industrialisierte Norden verursacht hat."

Anmerkungen:
1) Der Bericht "Food Sovereignty Systems: Feeding the world, regenerating ecosystems, rebuilding local economies, and cooling the Planet - all at the same time" [Nahrungsmittelsouveränitätssysteme: Die Welt ernähren, Ökosysteme regenerieren, die lokale Wirtschaft wieder aufbauen und den Planeten abkühlen - alles zur selben Zeit] kann heruntergeladen werden von http://www.africanbiodiversity.org
2) Montag, der 5. Dezember wurde vom AFSA-Mitglied La Via Campesina zum "Tag der Lebensmittelsouveränität" erklärt und Bauern marschieren heute durch Durban, um zu feiern.


Anmerkungen der Schattenblick-Redaktion:

- anglophon, frankophon, lusophon: englisch-, französisch-, portugiesischsprachig
- AFSA Alliance for Food Sovereignty in Africa: Allianz für Nahrungsmittelsouveränität in Afrika
- PELUM Participatory Ecological Land Use Management - Gemeinschaftliches Management ökologischer Landnutzung
  PELUM Association, www.pelum.org.zm
- ABN African Biodiversity Network - Afrikanisches Netzwerk für Biodiversität, www.africanbiodiversity.org
- Mupo Foundation, http://mupofoundation.org/
- Melca Mahiber, neu: Melca Ethopia, http://www.melca-ethiopia.org
- ESAFF Eastern and Southern Africa Small Scale Farmers' Forum - Ost- und Südafrikanisches Forum der Kleinbauern
- ROPPA Farmers' federation for West Africa, www.roppa.info
  (Réseau des organisations paysannes & de producteurs de l'Afrique de l'Ouest)
- Friends of the Earth Africa / Friends of the Earth International - Freunde der Erde, www.foei.org
- La Via Campesina - Internationale Bewegung von Kleinbauern und Landlosen, www.viacampesina.org


Englischer Originaltext siehe www.africanbiodiversity.org


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Quelle:
Pressemitteilung, 05.12.2011
Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA)
www.africanbiodiversity.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2011