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EU/007: Umweltausblick - EU-Ressourcenverbrauch schwächt Ökosysteme, weltweit (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 02. Dezember 2010 / Politik & Recht

Umweltausblick: EU-Ressourcenverbrauch schwächt Ökosysteme, weltweit


Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat ihren vierten Umweltzustandsbericht (SOER 2010)veröffentlicht. Ein Ergebnis: Ohne einen ganzheitlichen umweltpolitischen Ansatz ist eine ressourceneffiziente Wirtschaft nicht möglich.

Der SOER-2010-Bericht macht deutlich, dass der weltweite Bedarf an natürlichen Ressourcen für Nahrung, Kleidung, Wohnraum und Personenbeförderung rasant ansteigt. Dieser zunehmende Bedarf übe einen immer stärkeren Druck auf die Ökosysteme, Volkswirtschaften und den sozialen Zusammenhalt in Europa sowie der restlichen Welt aus, analysieren die AutorInnen. Durch die Gefährdung des ökologischen Gleichgewichts entstünden Instabilität und systemische Risiken für die Lebensräume von Natur und Menschen. Der SOER 2010 bestätige aber auch, "dass gute umweltpolitische Strategien die Umwelt Europas kontinuierlich verbessern, ohne dabei das Wachstumspotenzial zu schmälern".

Nachholbedarf sieht die EEA beim Klimaschutz besonders im Bereich Verkehrszunahme, bei der Anpassung an den Klimawandel und beim Biodiversitätsschutz. So hätten intensivierte Landnutzung, der Verlust von Lebensräumen und die Überfischung verhindert, dass die EU ihr selbst gestecktes Ziel, den Artenverlust bis 2010 aufzuhalten, erreicht hat.

Zudem müsse die Preisgestaltung die Folgen der Ressourcennutzung mit einschließen. Um Europa zu einer ressourceneffizienten grünen Wirtschaft zu verhelfen, müssten "wirklich alle ökologischen Ressourcen - biologische Vielfalt, Boden, Kohlenstoff, Flüsse, Meere und die Luft, die wir atmen - gänzlich in die Produktion, den Verbrauch und globale handelspolitische Entscheidungen einbezogen werden". dazu müssten Behörden, Unternehmen und die BürgerInnen zusammenarbeiten. Den naturkapitalbasierten Ansatz für den Aufbau einer "grünen Wirtschaft" könnten Instrumente wie die Raumplanung, eine Umweltsteuerreform, die Vermeidung von Verschmutzung sowie Vorsorge und die Bilanzierung aller Ressourcen unterstützen.

Alle fünf Jahre erarbeitet die EEA eine umfassende Bewertung vom Zustand der Umwelt in Europa und einen Ausblick für die Zukunft. Der Bericht besteht aus vier großen Teilen, 1) themenspezifische Bewertungen zentraler Umweltthemen [1] (Klimawandel, biologische Vielfalt, Landnutzung, Luftverschmutzung, Meeresumwelt, Konsum, usw.) unter Angabe relevanter Fakten und Trends, 2) einer Bewertung globaler und für die europäische Umwelt relevanter Megatrends, [2] 3) Länderbeiträge [3] und 4) einem integrierten zusammenfassenden Bericht.[4] Die Länderbeiträge sind hauptsächlich Selbstanalysen aus den 32 Mitgliedsländern der EEA und sechs weiteren Ländern, die mit der Agentur kooperieren.


Deutschlands Umweltbericht

Deutschlands Selbstanalyse sieht so aus: "Deutschland ist weltweit führend im Umwelt- und Klimaschutz. Das ist das Ergebnis des Umweltberichtes 2010, den das Bundeskabinett beschlossen hat", hieß es am Tag der Veröffentlichung des SOER parallel aus dem Umweltministerium. Der Umweltbericht 2010 diene der periodischen Unterrichtung des Parlaments und der Öffentlichkeit über Umweltsituation und Umweltpolitik in Deutschland. Bundesumweltminister Norbert Röttgen hob besonders die umweltfreundliche Energieerzeugung und die Abfalltrennung hervor. Umweltschutz habe wachsende Bedeutung für die wirtschaftspolitische Entwicklung Deutschland. Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland seien im Umweltsektor beschäftigt.

In einem Interview für die DNR-Monatszeitung "umwelt aktuell" hob eine Sprecherin der EEA hervor, dass die Zunahme des Flächenverbrauchs und des Verkehrs große Herausforderungen für Deutschland darstellten. Außerdem werde Deutschland dem weiterhin hohen Ressourcenbedarf sowie der zunehmenden Verknappung von Rohstoffen und Energieträgern mit umweltpolitischen Instrumenten und Maßnahmen begegnen müssen. Dazu müsse das Wirtschaftswachstum so vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden, dass die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen absolut sinkt. [jg]


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Aus dem SOER-2010-Bericht der Europäischen Umweltagentur: Wichtigste Ergebnisse und Empfehlungen

Klimawandel: Die Europäische Union hat bei der Verringerung von Emissionen und dem Ausbau erneuerbarer Energien Fortschritte gemacht. 2009 lagen die Emissionen der EU-27 um 17% unter dem Wert von 1990 und damit schon sehr nahe am Emissionsminderungsziel von 20% bis 2020. Leider ist dieser positive Trend nicht in allen Sektoren zu verzeichnen. So stiegen die Emissionen der EU-27 aus dem Verkehr zwischen 1990 und 2008 um 24%.

Anpassung an den Klimawandel: Auch wenn Europa alle seine Emissionsreduktionsziele erfüllt und die Staats- und Regierungschefs, die gerade auf dem internationalen Klimagipfel in Cancún (Mexiko) zusammengekommen sind, darin übereinstimmen, dass drastische Maßnahmen notwendig sind, muss sich Europa dennoch an die derzeitigen und künftig zu erwartenden Folgen des Klimawandels anpassen. Ein gewissenhafter Umgang mit den natürlichen Ressourcen kann uns bei der Bewältigung dieser Herausforderungen helfen.

Biologische Vielfalt, Ökosysteme und Gesundheit: Natura 2000, ein Netz von Schutzgebieten, das mittlerweile rund 18% der EU-Landfläche abdeckt, hat zum Schutz gefährdeter Arten und zur Bewahrung von Grünflächen sowie Erholungsgebieten beigetragen. Die Rechtsvorschriften zur Luft- und Wasserqualität haben die Belastungen für die biologische Vielfalt und den Menschen verringert. Andererseits haben die intensivierte Landnutzung, der Verlust von Lebensräumen und die Überfischung jedoch verhindert, dass die EU ihr Ziel für den Erhalt der biologischen Vielfalt bis 2010 erreicht hat.

Integrierte Lösungen mit einer globalen Perspektive: Durch das Aufzeigen der zahlreichen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Herausforderungen - ökologischer und anderer Natur - ermutigt uns der SOER-Bericht 2010 übergreifende Maßnahmen in verschiedenen politischen Bereichen zu ergreifen, um so schneller Besserungen zu erwirken und positive Nebenwirkungen zu maximieren (z. B. Minderung des Klimawandels und gleichzeitig Verbesserung der Luftqualität).

Ressourceneffizienz: Die Sicherung von Nahrung, Energie und Wasser ist von entscheidender Bedeutung für die Landnutzung, zumal sich die unterschiedlichen Bedarfe aufgrund steigender Nachfrage oftmals entgegenstehen (z. B. Nahrung, Futter und Kraftstoff). Bilanzierung und Preisgestaltung unter weitestgehender Berücksichtigung der Folgen unserer Ressourcennutzung sind notwendig, um Wirtschaft und Verbraucher auf den Weg einer optimierten Ressourceneffizienz zu bringen.

Bürgerbeteiligung: Die Politik allein kann Umwelttrends nicht stoppen oder umkehren. Wir müssen die Anzahl engagierter Bürgerinnen und Bürger, die bemüht sind, durch ihr Verhalten zum Umweltschutz beizutragen durch ihre Einbindung in Datenerhebungen und über soziale Medien erhöhen.

SOER-Bericht: www.eea.europa.eu/soer


[1] http://www.eu-koordination.de/suche?view=search
[2] http://www.eu-koordination.de/suche?view=search
[3] http://www.eu-koordination.de/suche?view=search
[4] http://www.eu-koordination.de/suche?view=search

Umweltbericht 2010: http://www.bmu.de/strategien_und_bilanzen/doc/46768.php
Interview: http://www.dnr.de/downloads/ua2010-12-aktuell-interview.pdf


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Quelle:
EU-News, 02.12.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2010