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GENTECHNIK/209: Pakistan - Konventionelle Baumwolle gentechnisch verunreinigt (Informationsdienst Gentechnik)


Informationsdienst Gentechnik

Nachrichten - 04.06.2018

Pakistan: Konventionelle Baumwolle ist flächendeckend gentechnisch verunreinigt


Die gentechnikfreien Baumwollsorten in Pakistan sind durch Bt-Baumwolle gentechnisch verunreinigt. Das meldete die pakistanische Zeitung The News und sieht darin eine Ursache für die zunehmenden Resistenzen bei Schädlingen.

Seit 2010 darf in Pakistan gentechnisch veränderte Baumwolle kommerziell angebaut werden, die Bt-Toxine zur Abwehr von Schädlingen produziert. Nach Angaben der industrienahen Organisation ISAAA wächst inzwischen auf 97 Prozent der pakistanischen Anbaufläche Bt-Baumwolle. Sie hat inzwischen auch die gentechnikfreien pakistanischen Baumwollsorten kontaminiert, wie jetzt das Pakistan Central Cotton Committee einräumte. Alle 15 großflächig angebauten gentechnikfreien Sorten, die von privaten Züchtern oder staatlichen Organisationen entwickelt worden seien, hätten sich als verunreinigt erwiesen, berichtete The News von einem Treffen der Behörde. Selbst die von den staatlichen Forschungsinstituten entwickelten Hochleistungssorten CIM-620 and CRIS-129 könnten nicht mehr als gentechnkifrei angesehen werden, heißt es im Text. Als Ursache nennen die von der Zeitung befragten Wissenschaftler die Übertragung des Bt-Erbguts durch Pollenflug und anschließende Befruchtung - und warnen vor einer großen Gefahr:

Beim Anbau von Bt-Baumwolle wird den Bauern empfohlen, immer auch einen Teil der Fläche mit gentechnikfreier Baumwolle zu bepflanzen. Dies soll verhindern, dass Schädlinge gegen die Bt-Gifte Resistent werden. Die Idee dabei ist, dass in den Bt-freien Refugien nicht resistente Insekten gedeihen und sich mit den Tieren paaren, die im Bt-Feld überlebten, weil sie eine Resistenz entwickelt haben. Dadurch würde in der nächsten Generation diese Resistenz quasi verdünnt und damit weniger wirksam. Wenn allerdings die gentechnikfreien Sorten verunreinigt sind und dadurch in den Refugien auch Pflanzen wachsen, die Bt-Gifte produzieren, geht das Konzept nicht mehr auf. Im Gegenteil: Das Risiko, dass in solchen Refugien mit geringem Bt-Anteil Resistenzen entstehen ist besonders groß, da die Schädlinge weniger von dem Gift aufnehmen und sich leichter daran gewöhnen können.

Die Verunreinigung gentechnikfreier Baumwolle ist nicht nur in Pakistan ein Problem: Das Nachbarland Indien ist mit einem Marktanteil von 66 Prozent der wichtigste Produzent von Bio-Baumwolle. Diese müsste qua Vorschrift gentechnifrei sein - ist sie aber nicht. Das Schweizer Verbrauchermagazin Saldo hatte im vergangenen Jahr hohe Gentechnik-Verunreinigungen in zertifizierter Bio-Baumwolle aus Indien gefunden. Allerdings ließ sich nicht nachweisen, ob das vom Labor gefundene Bt-Erbgut aus verunreinigtem Saatgut stammte oder ob bei der Verarbeitung Fasern von Bt-Baumwolle hinzukamen. In Indien wächst auf rund 90 Prozent der Fläche Bt-Baumwolle. [lf]


The News: Cotton output under threat as non-Bt varieties found contaminated (27.05.2018)
https://www.thenews.com.pk/print/321785-cotton-output-under-threat-as-non-bt-varieties-found-contaminated

Textile Network: GOTS Biobaumwolle aus Indien in der Kritik (12.09.2017)
https://textile-network.de/de/Technical-Textiles/Fasern-Garne/GOTS-Organic-Cotton-from-India-under-fire

Infodienst: Dossier Gentechnik-Baumwolle
https://www.keine-gentechnik.de/dossiers/baumwolle-gentechnik/#gsc.tab=0

Link zu diesem Beitrag beim Informationsdienst Gentechnik
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33236/#gsc.tab=0


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Quelle:
Nachricht, 04.06.2018
Informationsdienst Gentechnik
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2018

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