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KATASTROPHEN/132: Immer noch und schon wieder Probleme mit dem Wasser in Fukushima Dai'ichi (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 698-699 / 30. Jahrgang, 4. Februar 2016 - ISSN 0931-4288

Folgen von Fukushima
Immer noch und schon wieder Probleme mit dem Wasser in Fukushima Dai'ichi

Von Thomas Dersee


An der Meeresseite des Kraftwerks Fukushima Dai'ichi war 2015 eine 780 Meter lange Spundwand errichtet worden, um das Auslaufen von kontaminiertem Grundwasser in den Pazifik zu verhindern. Zwischen Wand und Kraftwerk wurden fünf Brunnen eingerichtet, aus denen das Wasser hochgepumpt, analysiert und - sofern zulässig - ins Meer abgepumpt werden sollte.

Vier der fünf Brunnen wiesen so hohe radioaktive Belastungen auf, daß eine Einleitung ins Meer erst nach einer Dekontamination des Wassers zulässig gewesen wäre. Diese scheiterte jedoch an der zu geringen Kapazität entsprechender Anlagen und auch am unerwartet hohen Salzgehalt des heraufgepumpten Wassers. Für Salz- oder Brackwasser waren die Anlagen nicht ausgelegt.

Da die Spundwand sich unter dem Wasserdruck zu verformen begann, mußte man wieder darauf zurückgreifen, das kontaminierte Wasser heraufzupumpen und in Tanks abzulagern. Mittlerweile liegt das zu bewältigende Wasseraufkommen, das man eigentlich auf 150 Tonnen pro Tag hatte vermindern wollen, wieder bei 300 Tonnen pro Tag, in der Spitze sogar bei 400 Tonnen, wie Mainichi Shimbun am 31. Dezember 2015 berichtete. [1]

Im Laufe des Jahres 2016 hofft der Betreiber Tepco, das Grundwasser, das die Reaktorgebäude durchströmt, auf eine Menge von 100 Tonnen pro Tag zu reduzieren und eine für mehrere Arten von Radionukliden geeignete Dekontaminationsanlage namens ALPS in Betrieb zu nehmen. Die "Zunahme des kontaminierten Wassers" solle bis zur Olympiade in Tokyo 2020 auf "fast Null" reduziert werden, teilte MASUDA Naohiro, der Leiter der Dekontaminationsarbeiten, auf einer Pressekonferenz mit.

Auf die Probleme, die die Lagerung von verbrauchtem und kontaminiertem Kühlwasser verursacht, weist ein Artikel in Tokyo Shimbun vom 6. Januar 2016 hin [2]:

Das verbrauchte Kühlwasser wird mit speziellen Chemikalien versetzt, die radioaktive Partikel binden sollen, und erhält dadurch eine schlammartige Konsistenz. In dieser Form wird es in besonders robusten Tanks von 1,5 Metern Durchmesser und 1,8 Metern Höhe gelagert.

Im April 2015 wurde erstmals festgestellt, daß sich durch chemische Reaktionen in diesen Tanks Wasserstoffgas bildete. Mit der Zeit hatten sich die festen Bestandteile des eingelagerten Schlamms am Boden der Behälter abgesetzt, darüber stand Wasser, das nun von den entstehenden Gasen durch den Verschluß nach außen gedrückt wurde. Der Verschluß erlaubt zwar das Entweichen von Gasen, daß aber auch Wasser nach außen gedrückt werden würde, hatte man nicht vorhergesehen.

Der Ausdruck "Wasser" ist hier vielleicht verharmlosend, denn die ausgetretene Brühe hatte einen Radiocäsiumgehalt von etwa 10.000 Becquerel pro Liter und einen Radiostrontiumgehalt von etwa 30.000.000 Becquerel pro Liter.

Die etwa 1.700 Behälter, die zusätzlich mit Beton ummantelt sind, müssen nun täglich kontrolliert werden. Steht zu befürchten, daß Flüssigkeit austritt, wird von Hand mit einem Schlauch Flüssigkeit entnommen und in andere Behältnisse umgefüllt. Etwa 1.000 der Behälter stehen dreistöckig übereinander und müssen für die Kontrollen auf engem Raum mit Kränen bewegt werden.


Literatur

[1] Sakai Naritada: Zunahme kontaminierten Wassers und hohe radioaktive Belastung des Grundwassers an der Meeresseite (japanisch). Mainichi Shimbun, Internetausgabe, 31.12.2015.
http://mainichi.jp/articles/20151231/k00/00m/040/082000c?mode=print

[2] Okura Sadayoshi: Zunahme gefährlicher Arbeiten durch austretende Flüssigkeiten, Entstehung von Wasserstoffgas in Aufbewahrungstanks (japanisch). Tokyo Shimbun, Internetausgabe, 6.1.2016.
http://www.tokyonp.co.jp/article/national/list/201601/CK2016010602000138.html


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_16_698-699_S05-06.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Februar 2016, Seite 5 - 6
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
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Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2016

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