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KLIMA/311: Karibik - Klimaneutraler Tourismus, Behörden Tobagos ziehen nicht mit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juni 2014

KARIBIK: Klimaneutraler Tourismus angestrebt - Behörden von Tobago ziehen nicht mit

von Jewel Fraser


Bild: © Jewel Fraser/IPS

Touristen an der Store Bay in Tobago
Bild: © Jewel Fraser/IPS

Scarborough, Trinidad und Tobago, 12. Juni (IPS) - Auf der Karibikinsel Tobago hat sich eine Initiative zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks im Tourismus als weitgehend erfolglos erwiesen. Der Grund ist das mangelnde Engagement der lokalen Behörden.

Das Klimazentrum der Karibischen Gemeinschaft (CCCCC) und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IaDB) hatten 2012 Tobago und drei weitere Inseln für das Pilotprojekt ausgewählt. Das Vorhaben zielt in erster Linie darauf ab, die Resilienz des Touristiksektors gegen Klimaveränderungen zu stärken.

Auf Tobago hat das Programm für einen klimaneutralen Tourismus (CCNTP) bisher wenig ausgerichtet. Vertreter der Branche erklärten, sie hätten davon erst aus den Medien erfahren. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig des Karibikstaates. Berichten zufolge bietet er mehr als 40 Prozent aller lokalen Arbeitsplätze und macht sogar 90 Prozent der Exporteinnahmen aus.


Touristiksektor soll Pilotfunktion bei Klimaschutz haben

Das CO2-Klimaneutralitätsprogramm konzentriert sich auf den Tourismus, weil er für die Wirtschaft vieler karibischer Staaten von großer Bedeutung ist. Die Erkenntnisse, die bei der Durchführung des Programms gewonnen werden könnten, seien auch auf andere Wirtschaftsbereiche übertragbar, betonte der CCNPT-Projektmanager Earl Green. "Das besondere Ziel des CO2-Neutralisierungsprogramms besteht darin, neue Finanzmittel zur Förderung kohlenstoffarmer Investitionen einzuwerben und die Anfälligkeit des Sektors für den Klimawandel zu reduzieren", erklärt Green.

In der Anfangsphase konzentrierte sich das CCNTP darauf, den CO2-Fußabdruck des Tourismus auf den Bahamas, in Belize, auf Barbados und auf Tobago zu erfassen. Für die Beschäftigten der Tourismusbranche wurde ein Instrument entwickelt, das ihnen hilft, die Treibhausgasemissionen des Sektors zu ermitteln.

Die Bahamas und Belize sind bereits auf dem Weg zur nächsten Stufe des CO2-Neutralisierungsprogramms. Wie Green berichtet, wollen die Behörden beider Länder die Fremdenverkehrsdestinationen Harbour Island und Caye Caulker zu "CO2-neutralen Inseln" machen.

Patricia Turpin, die ehrenamtliche Direktorin der Umweltabteilung des Hotelverbands von Tobago, kritisiert indes, dass sich der Tourismusausschuss des Parlaments von Tobago nicht für eine Reduzierung der Emissionen zu interessieren scheine. Die Lösung des Problems liege nun ganz in der Hand der Privatwirtschaft und nichtstaatlicher Organisationen.

Alvin Benjamin, ein Taxifahrer auf Tobago, hat von dem CO2-Neutralisierungsprogramm bis jetzt "nur im Radio" gehört. "Ich denke, die Idee ist gut, aber ich sehe noch kein Ergebnis", meint er. Einige Empfehlungen von CCNTP hält er in seinem Land für nicht umsetzbar.


Sektor soll sich Transportfahrzeuge teilen

So sieht das Pilotprogramm beispielsweise vor, dass Touristen-Ausflüge auf dem Landweg energieeffizienter organisiert werden als bisher. Reisegruppen sollen sich künftig Fahrzeuge und die damit verbundenen Kosten teilen, wovon vor allem Naturschutzgebiete profitieren sollen. Wie der Bericht hervorhebt, werden solche Vorgehensweisen derzeit bereits in Miami im US-amerikanischen Florida erprobt.

Der Taxiunternehmer Victor Emily wendet allerdings ein, dass viele seiner Kollegen auf eigene Rechnung arbeiten und kein festes Gehalt beziehen. Daher sei es für sie uninteressant, möglichst viele Passagiere in einem Fahrzeug unterzubringen.

Dexter Black, Chef des Reiseveranstalters 'Reef Tour Operators', schlägt ein Rotationssystem bei der Beförderung von Passagieren vor. Auf diese Weise müssten nicht mehr Boote mit freien Plätzen auslaufen, sagt er. "Statt zehn könnten drei oder vier Boote eingesetzt werden. Die Veranstalter würden gut verdienen, weil sie pro Fahrt mehr Fahrgäste hätten. Black räumt allerdings ein, dass der Klimaschutz nicht an erster Stelle steht. "Die alltäglichen Probleme haben Vorrang. Wenn die Leute aber sensibilisiert und fortgebildet werden, reagieren sie auch."

Die Boote so aufzurüsten, dass sie weniger Sprit verbrauchen, hält Black für eine gute Option. Auch der CCNPT-Report schlägt dies vor. Ein 55 PS-Motor verbrauche beispielsweise nur halb so viel Treibstoff wie ein 75 PS-Motor und benötige nur zwei Minuten länger, um von Shore Bay nach Buccoo Reef zu kommen.

Den Schutz der Natur auf Tobago hält Black für ein Muss, zumal sich die Insel selbst als umweltfreundlich darstellt. "Wir sollten versuchen, unseren natürlichen Reichtum zu bewahren, indem wir weniger CO2-Emissionen verursachen", meint er. Allerdings müssten die Behörden auf der Insel die Initiative ergreifen.

Laut Gerard Alleng von der IaDB sind inzwischen viele Touristen am Umweltschutz interessiert. Ein klimafreundlicher Tourismus werde gerade diejenigen Besucher anziehen, die sich über ihren eigenen CO2-Fußabdruck Gedanken machten." Auch werde eine CO2-neutrale Branche die Energiesicherheit der Region erhöhen. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/06/carbon-neutral-tourism-falters-in-tobago/

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IPS-Tagesdienst vom 11. Juni 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2014