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KLIMA/348: Warum die G20-Staaten den Klimawandel subventionieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. November 2014

Klima: Warum die G20-Staaten den Klimawandel subventionieren

ein Kommentar von Shelagh Whitley


Bild: © Leszek Kozlowski/ Flickr

Trotz ihrer Versprechen, den Übergang zu sauberen Energien zu finanzieren, subventionieren Regierungen auch weiterhin die Exploration fossiler Brennstoffe
Bild: © Leszek Kozlowski/ Flickr

London, 12. November (IPS) - Kurz nachdem der Weltklimarat IPPC besonders eindringlich auf die Notwendigkeit hingewiesen hat, den größten Teil der vorhandenen Öl-, Gas- und Kohlereserven im Boden zu belassen, zeigt ein neuer Bericht, dass die Regierungen diese Warnungen offenbar in den Wind schlagen und auch weiterhin die Exploration fossiler Brennstoffe subventionieren.

Der Report des 'Overseas Development Institute' (ODI) und von 'Oil Change International' (OCI) verdeutlicht, dass die G20-Regierungen mit Subventionen, staatlichen Investitionen und Steuergeldern die Exploration von fossilen Brennstoffen mit rund 88 Milliarden US-Dollar im Jahr bezuschussen. Und das ist nur ein kleiner Teil der gesamten, auf jährlich 775 Milliarden Dollar geschätzten staatlichen Ausgaben für die Produktion und den Konsum fossiler Brennstoffe.

Die G20 stellt die der Öffentlichkeit weitgehend verborgenen Subventionen nach wie vor zur Verfügung, obwohl sie mehrfach versprochen hat, die Subventionen von fossilen Treibstoffen auslaufen zu lassen, den Klimawandel zu bekämpfen und den Übergang zu sauberen Energien zu fördern.

Die von der G20 für die Exploration fossiler Brennstoffe bereitgestellten Subventionen entsprechen fast den globalen Gesamtfördermitteln zugunsten sauberer Energien (101 Milliarden Dollar). Damit werden Öl, Gas und Kohle bevorzugt.


Abhängigkeit der Industrie

Der ODI-Bericht zeigt ferner, dass die G20-Regierungen mehr als doppelt so viel Geld für die Suche nach neuen Öl-, Gas- und Kohlelagern ausgeben wie die 20 größten Privatunternehmen. Das legt nahe, dass die Explorationsaktivitäten der Konzerne weitgehend von öffentlichen Geldern abhängen.

Da die Förderung fossiler Brennstoffe immer riskanter, teurer und energieintensiver wird und die Preise für Öl, Gas und Kohle weiter fallen, wird sich die Abhängigkeit der Unternehmen vom Geld der Steuerzahler erhöhen. Dieser Trend wurde bereits durch die Anfrage der britischen Erdöl- und Gasindustrie um weitere Steuersenkungen ersichtlich, mit denen die steigenden Operationskosten in der Nordsee kompensiert werden sollen.

Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Subventionen zwar unökonomisch seien, aber in Ausnahmefällen möglich sein sollten. Schließlich wird immer damit argumentiert, dass wir fossile Brennstoffe brauchen, um uns den Zugang zu Energie zu sichern, und wir Öl, Gas und Kohle ruhig weiter verfeuern können, solange wir das CO2 auffangen und speichern.

Doch das stimmt so nicht. Wie bisher zu verfahren, heißt den gefährlichen Klimawandel weiter verstärken. Es werden die Verletzlichsten in den armen Ländern und Regionen sein, die als erste die Folgen zu spüren bekommen.

Erstens gilt es anzumerken, dass die Ärmsten ihren Heiz- und Strombedarf weitgehend über die sauberen Energien decken werden.

Der Internationalen Energiebehörde zufolge sollten die meisten neuen Investitionen in die dezentralisierte Energieversorgung investiert werden. Dazu gehören Mini-Stromnetze und Insellösungen, die häufig auf erneuerbare Energiequellen zurückgreifen. Würden die G20-Staaten 49 Milliarden Dollar jährlich umverteilen - also etwas mehr als die Hälfte von dem, was sie derzeit an Unterstützung für die Exploration fossiler Brennstoffe ausgeben - könnten wir bereits bis 2030 einen universellen Energiezugang erreichen.

Zweitens muss gesagt werden, dass die CO2-Sequestrierungstechnologie bisher äußerst selten angewandt wird. Das bisher erste und einzige 'kommerzielle' Industrieprojekt zur Sequestrierung und Speicherung von CO2 wurde in diesem Jahr in Kanada eröffnet. Die entsprechenden Emissionszertifikate werden an die Ölindustrie verkauft, wodurch diese noch mehr fossile Brennstoffe produzieren darf. Das ist kein nachhaltiges Modell.

Um es kurz zu machen: Die Subventionierung der Exploration fossiler Brennstoffe befeuert den gefährlichen Klimawandel. Diese Unterstützung ist zunehmend unökonomisch. Außerdem werden Öl, Gas und Kohle die Energiebedürfnisse der Ärmsten und Verletzlichen nicht decken.


G20-Staaten sollen zum Vorbild werden

Die G20-Staaten haben die Ressourcen, um den Übergang hin zu den sauberen Energien zu gewährleisten. Sie könnten der Welt mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie ihre nationalen Subventionen, Investitionen durch staatliche Unternehmen und öffentlichen Gelder nicht mehr für die Exploration fossiler Brennstoffe, sondern für die Entwicklung der Erneuerbaren und für Energieeffizienzzwecke ausgeben. Ein Ende der Subventionen für die Exploration fossiler Brennstoffe wäre ein erster richtiger Schritt. (Ende/IPS/kb/2014)


* Shelagh Whitley ist Wissenschaftlerin am 'Overseas Development Institute' (ODI) in London. Ihre Forschung konzentriert sich auf die private Klimafinanzierung und privatwirtschaftliche Entwicklungsmodelle. In ihrem Kommentar im Vorfeld des G20-Jahresgipfels am dritten Novemberwochenende im australischen Brisbane fordert sie ein Ende der staatlichen Subventionen für die Exploration fossiler Brennstoffe.


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/11/why-are-g20-governments-subsidising-dangerous-climate-change/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 12. November 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2014