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KLIMA/388: Antigua und Barbuda - Klimawandel wirft seine Schatten voraus, Umweltbehörde schlägt Alarm (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. April 2015

Antigua und Barbuda:
Klimawandel wirft seine Schatten voraus - Umweltbehörde schlägt Alarm

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Ein Abschnitt des Jabberwock-Strands auf Antigua
Bild: © Desmond Brown/IPS

St. John's. Antigua, 17. April (IPS) - Der kilometerlange Jabberwock-Strand an der Nordostküste der Karibikinsel Antigua wird wegen seines feinen weißen Sandes von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geschätzt. Doch Anwohner und Besucher berichten, dass immer mehr von diesem Traumstrand verschwindet. "Die Küste rückt immer näher an die Straße heran", weiß Freeston Williams, ein Jogger.

Die Leiterin der Umweltbehörde von Antigua und Barbuda, Diann Black-Layne, bestätigt den Anstieg des Meeresspiegels. Sie drängt zu landesweiten Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen. "In den vergangenen zehn Jahren haben wir auf Antigua drei Dürren erlebt. Das Karibische Meer wird künftig das ganze Jahr über Temperaturen wie im Sommer haben. Das bedeutet auch, dass die Hurrikan-Saison zwölf Monate anhalten wird", warnt sie.


Überschwemmungen in Küstengebieten

Der globale Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius, der im fünften Prüfbericht des Weltklimarats IPCC vorhergesagt wird, könnte Black-Layne zufolge für den Inselstaat verheerende Auswirkungen haben. In den tiefliegenden Küstengebieten droht der Bevölkerung der Verlust ihrer Existenzgrundlagen. Gerade kleine Inselentwicklungsstaaten wie Antigua und Barbuda sind der Gefahr von Überschwemmungen infolge von Stürmen und dem Anstieg des Meerespegels ausgesetzt.

"Für Menschen in den Tropen wird es zu heiß werden. Jedes Gebäude wird eine Klimaanlage brauchen - auch Schulen, Kirchen, Krankenhäuser und Gefängnisse", erläutert sie. Zudem seien Schäden an Infrastrukturen wie Straßen, Häfen und Flughäfen zu erwarten. Menschen drohe durch die extreme Hitze der Tod, auch Pflanzen würden eingehen.

"Die Agrarsysteme werden zusammenbrechen und die Lebensmittelpreise steigen. Es wird zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung kommen, und der Wassermangel wirkt sich negativ auf die landwirtschaftliche Produktivität aus", prognostiziert die Expertin. "Die zunehmende Erwärmung der Meere hat verheerende Folgen für den Fischfang."


Korallenbleiche

Rückgrat der Wirtschaft von Antigua und Barbuda ist der Tourismus, der den Großteil der Arbeitsplätze bietet und die meisten Devisen ins Land holt. Die Korallenriffe, die viele Besucher aus dem Ausland anziehen, sind ebenfalls gefährdet. Bereits bei einem Temperaturanstieg um 1,5 Grad Celsius sind etwa 89 Prozent der Riffe der Gefahr der Korallenbleiche ausgesetzt. Bei zwei Grad werden bis zum Jahr 2050 alle Riffe betroffen sein.

Mit der Unterzeichnung der Erklärung von Kopenhagen haben sich die Teilnehmer des Weltklimagipfels 2009 dazu verpflichtet, den Temperaturanstieg durch die so genannten Treibhausgase auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der kommenden Generationen einzudämmen.

Laut dem Weltklimarat haben sich die Oberflächentemperaturen seit dem Jahr 1900 weltweit um durchschnittlich 0,85 Grad Celsius erhöht. Spätestens ab Ende des 21. Jahrhunderts wird dieser Temperaturanstieg im Wesentlichen durch CO2-Emissionen vorangetrieben werden. Um die Wahrscheinlichkeit eines Temperaturanstiegs von unter zwei Grad Celsius auf mehr als 66 Prozent zu erhöhen, müssten laut dem IPCC die künftigen CO2-Emissionen auf insgesamt 370 bis 540 Gigatonnen gedrückt werden.


Nachhaltige Entwicklung muss verstärkt gefördert werden

Um die Öffentlichkeit stärker für die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren, hat die Organisation Ostkaribischer Staaten (OECS) einen Workshop im Rahmen ihres regionalen Klimaaktionsprojekts organisiert, das von der US-Entwicklungsbehörde USAID finanziert wird.

Antigua und andere OECS-Mitgliedsstaaten tragen ein erhöhtes Risiko, durch den Klimawandel unter wirtschaftlichen und ökologischen Druck zu geraten. Zieht man zudem die sozialen Probleme mit in Betracht, erscheint es von höchster Dringlichkeit, die nachhaltige Entwicklung in der Region rasch voranzutreiben.

Laut Black-Layne wird die Regierung von Premierminister Gaston Brown Anpassungsstrategien in Angriff nehmen müssen, um die Probleme zu lindern, die durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Versalzung des Trinkwassers entstehen. "100 Prozent des Trinkwassers wird aus Entsalzungsanlagen kommen", sagt sie. "Und die Versauerung des Meeres wird die Muschelfischerei schädigen. Fischer werden sich nach alternativen Erwerbsmöglichkeiten umsehen müssen." (Ende/IPS/ck/2015)


Link:
http://www.ipsnews.net/2015/04/antigua-draws-a-line-in-the-sand/

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IPS-Tagesdienst vom 17. April 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2015

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