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KLIMA/391: Karibik - Kleine Inselstaaten suchen vor UN-Klimagipfel gemeinsame Position (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Mai 2015

Karibik: Kleine Inselstaaten suchen vor UN-Klimagipfel gemeinsame Position

von Kenton X. Chance


Bild: © Kenton X. Chance/IPS

Fischmarkt in Kingston, St. Vincent
Bild: © Kenton X. Chance/IPS

CASTRIES, ST. LUCIA (IPS) - Als die internationalen Klimagespräche im vergangenen Dezember in Peru zu Ende gingen, stand die aus 15 Mitgliedern bestehende Karibische Gemeinschaft (CARICOM) mit fast leeren Händen da. Um den Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels fortzusetzen, wurden die kleinen, nur wenig über dem Meeresspiegel gelegenen Inselstaaten mit Brosamen abgespeist. Dabei sind sie durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht.

"Im Abkommen von Lima wurde entschieden, dass die Vertragsstaaten weiterhin an den Inhalten des Anhangs arbeiten, um einen verhandelbaren Text für das neue Klimaabkommen zu erstellen", sagt Carlos Fuller vom Klimaschutzzentrum der Karibischen Gemeinschaft. Ob Regelungen im Umgang mit 'Loss and Damage', den durch den Klimawandel verursachten Verlusten und Schäden, in das neue Abkommen aufgenommen würden, sei unklar.

Immerhin hätten sich alle Staaten dazu bereit erklärt, ihre geplanten Treibhausgasminderungsbeiträge ('Intended Nationally Determined Contributions' - INDC), die in das neue Abkommen eingehen sollen, im Laufe von 2015 einzureichen, fügt Fuller hinzu. "Allerdings haben wir alle Spezifika eingebüßt, die die Vertragsstaaten darüber informieren, was eingereicht werden soll. Es wird kein INDC-Revisionsverfahren geben. Nur diejenigen Länder, die auf klärende Fragen eine Antwort geben wollen, werden dies tun."

Die Gespräche von Lima waren Teil der Verhandlungen im Vorfeld der UN-Klimakonferenz (COP21) vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris, an dem die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) teilnehmen werden. Zur Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention wurde 1997 das Kyoto-Protokoll beschlossen, das bisher von 192 Staaten ratifiziert wurde. Letztliches Ziel beider Verträge ist die Begrenzung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre.

In Paris soll ein rechtsverbindliches Klimaabkommen unterzeichnet werden, das den durch menschliches Einwirken verursachten Anstieg der globalen Temperaturen unterhalb einer Grenze halten soll, um katastrophale Klimaveränderungen zu verhindern.


Treffen mit Frankreichs Präsident Hollande in Martinique

Um zu vermeiden, dass erneut eine Situation wie in Lima entsteht, wollen die CARICOM-Unterhändler für ihre Länder essentielle Punkte festlegen, die bei den Verhandlungen unbedingt berücksichtigt werden sollen. In Vorbereitung des Pariser Gipfels ist am 9. Mai ein Treffen der CARICOM-Vertreter mit dem französischen Staatschef François Hollande auf der Insel Martinique geplant.

"Präsident Hollande will vermutlich in Erfahrung bringen, was die größten Sorgen der kleinen karibischen Inselentwicklungsstaaten sind und wie mit Blick auf Paris ein Konsens erreicht werden kann", meint James Fletcher, Minister für nachhaltige Entwicklung im Karibikstaat St. Lucia.


Bild: © Kenton X. Chance/IPS

Küstenlandschaft in St. Lucia
Bild: © Kenton X. Chance/IPS

Auf dem Regionalgipfel in Martinique sollten die von den Karibikstaaten ergriffenen Initiativen in einen 'Lösungsplan' integriert werden, der auf die Eigenheiten der Staaten abgestimmt sei, sagt Maité Cabrera, die an der Organisation der Konferenz beteiligt ist. "Der Gipfel soll auch einen Beitrag zu der Erstellung eines ehrgeizigen und verbindlichen globalen Abkommens leisten."

Im Juli ist zudem ein Treffen von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon und führenden CARICOM-Vertretern in Barbados geplant. "Auch dort wollen wir einen Standpunkt entwickeln, der es unseren Staatschefs erlaubt, mit einer Stimme zu sprechen", sagt Fletcher. Bei den Gesprächen soll es unter anderem um die Finanzierung von Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels gehen.


Bessere Abstimmung zwischen Staaten der Region gefordert

Fletcher ist zuversichtlich, dass die Karibikstaaten bei ihrer Suche nach einer gemeinsamen Position bis zum Gipfel in Paris vorankommen. Dafür sei allerdings eine bessere Koordination notwendig. Das Ergebnis, das im November auf dem Klimagipfel in Paris erzielt werde, werde direkte Auswirkungen auf die Einwohner der Karibikstaaten haben.

"Seit langem sagen wir bereits, dass der Klimawandel für die kleinen Inselentwicklungsstaaten eine existentielle Bedrohung darstellt. Wir müssen den Anstieg der Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad Celsius im Verhältnis zu der Durchschnittstemperatur vor Beginn der Industrialisierung begrenzen", so der Minister.

"Ansonsten werden ein katastrophaler Anstieg des Meeresspiegels, die Erwärmung der Ozeane und ihre Versauerung die Folge sein", fügte er hinzu. "Dadurch werden der Fischereisektor und der Tourismussektor geschädigt. Eine geringere Verfügbarkeit von Wasser wird sich negativ auf die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung auswirken."

Fletcher warnte zudem vor der Zunahme extremer Wetterphänomene wie Stürme. "Wir wissen also genau, worauf es bei den Verhandlungen in Paris ankommen wird." (Ende/IPS/ck/05.05.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/04/caribbean-stakes-out-red-line-issues-for-paris-climate-talks/

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IPS-Tagesdienst vom 5. Mai 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2015

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