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KLIMA/393: Afrika - Bürgermeisterinnen wollen saubere Energien für ihre Städte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Mai 2015

Afrika: Bürgermeisterinnen wollen saubere Energien für ihre Städte

von A. D. McKenzie



Bild: © A.D. McKenzie

Afrikanische Bürgermeisterinnen und Gastgeberin Anne Hidalgo in Paris
Bild: © A.D. McKenzie

PARIS (IPS) - Auf der Weltklimakonferenz Ende des Jahres in Paris mit rund 40.000 erwarteten Teilnehmern wird auch eine Gruppe afrikanischer Bürgermeisterinnen vertreten sein, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Die Vertreterinnen kleiner und großer Städte wollen die internationale Aufmerksamkeit insbesondere auf die Stromarmut vieler Gemeinden des Kontinents und auf die Untrennbarkeit der Bereiche Klimawandel und Energie lenken.

"In meiner Kommune hat nur ein Fünftel der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität, was sich natürlich entwicklungshemmend auswirkt", berichtete Marie Pascale Mbock Mioumnde, die Bürgermeisterin der kamerunischen Stadt Nguibassal in Paris. Sie war eine von 18 insgesamt Afrikanerinnen, die der Einladung der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und des Leiters der Stiftung Energie für Afrika, dem ehemaligen französischen Umweltminister Jean-Louis Borloo, in die Hauptstadt zu kommen, gefolgt waren.

Wie die Organisatoren erklärten, stand das Treffen im Zusammenhang mit der 21. Sitzung der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (COP 21), die vom 30. November bis 11. Dezember ebenfalls in Paris stattfinden wird.

Mbock Mioumnde zufolge genießen die erneuerbaren Energien in Afrika Priorität. Politische Entscheidungsträger zögen derzeit verschiedene saubere Energieträger wie Wasser- und Sonnenkraft in Erwägung. "Wir wollen sehen, was wir als Bürgermeisterinnen, die wir nah an der Bevölkerung dran sind, erreichen können", sagte sie im IPS-Gespräch. "Zusammenarbeit bedeutet Hoffnung."

Hidalgo, die erste Frau an der Spitze des Pariser Rathauses, sicherte den afrikanischen Bürgermeisterinnen ihre Unterstützung in den Bemühungen um eine "nachhaltige Elektrifizierung" zu. Sie betonte, dass zwei Drittel aller Afrikaner und insbesondere die verletzlichsten Bevölkerungsgruppen, keinen Zugang zu Strom hätten.


Ruf nach afrikanischer Elektrifizierungsbehörde

Hildalgo, die derzeit der Internationalen Vereinigung der frankophonen Bürgermeister (AIMF) vorsteht, will Wege zu finden, durch die sich die Elektrifizierung Afrikas mit Hilfe sauberer und ökologisch nachhaltiger Technologien beschleunigen lässt. Sie und ihre afrikanischen Amtskolleginnen sprachen sich für die Gründung einer afrikanischen Behörde aus, die für die vollständige Elektrifizierung Afrikas bis 2025 zuständig sein soll.

Auf der Konferenz in Paris hatten auch etliche Vertreter der großen französischen Energieunternehmen wie 'GDF Suez' teilgenommen. Dies gilt als Hinweis dafür, dass Frankreich Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in diesem Bereich mit Afrika sieht. Ebenso vertreten waren Nichtregierungsorganisationen, die in zahlreichen Ländern Solaranlagen bauen.

"Ich bin froh, dass sich Frauen in dieser Frage positionieren. Wir sind auf Solidarität angewiesen", erklärte Hidalgo, die bereits die Pariser Bevölkerung zu Klimaaktivitäten aufgerufen hat, um den Vorsprung, den Städte in Deutschland und der Schweiz in dieser Frage haben, aufzuholen. "Die Klimakonferenz ist ein für die Entscheidungsträger des Planeten entscheidender Gipfel", unterstrich sie.

Klimafragen wohne eine Gender-Komponente inne, da Klimaarmut Frauen in besonderem Maße betreffe, erklärte Segenet Kelemu, eine in Äthiopien geborene und in Kenia lebende Wissenschaftlerin, die im letzten Jahr den L´Oréal-UNESCO-Preis für Frauen in der Forschung erhalten hat, auf der Pariser Konferenz.

Kelemu schilderte, wie sie in einem kleinen äthiopischen Dorf den fehlenden Zugang zu Strom, zu fließendem Wasser und Kanalisation erlebt hatte. "Ich musste los, um Feuerholz und Wasser zu holen und um unsere Agrarprodukte zum Markt zu bringen. Irgendwie bleiben in Afrika die Tätigkeiten, die auf den Rücken gehen, den Frauen und Kindern vorbehalten", erklärte sie einem Reporter.

Diese Gender-Perspektive wurde auch auf einem Treffen vom 7. bis 8. Mai in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba angeschnitten, wo sich ein Dutzend afrikanischer Staaten auf zwölf Empfehlungen für die COP 21 verständigten. Diese beinhalten Investitionen in die lokale technologische Forschung und Entwicklung, die Verstärkung der Ökostrom-, Transport- und Wasserinfrastrukturen sowie die Einbindung der Gender-Perspektive in die künftigen Klimaaktivitäten.

Das Treffen ist Teil einer Serie von Workshops des aus 20 Mitgliedstaaten bestehenden Forums der Klimagefährdeten Länder ('Climate Vulnerable Forum' - CVF), die bis Juni in Asien, Lateinamerika, der Pazifikregion und Nahost stattfinden werden. Das CVF war als Plattform für die Süd-Süd-Zusammenarbeit zu Klimafragen gegründet worden.

Hidalgo geht es nach eigenen Angaben darum, noch vor der Konferenz für einen Konsens möglichst vieler Akteure zu sorgen. So hatte sie im März den Bürgermeister von Rom, Ignazio Marino, und andere Vertreter europäischer Haupt- und Großstädte, zu einem Treffen nach Paris geladen. Die Bürgermeister, die rund 60 Millionen Einwohner vertreten, erklärten den Kampf gegen den Klimawandel "zur Priorität für unsere Städte und für das Wohlergehen unserer Bürger" zu machen.


1.000-Bürgermeister-Ziel

Hidalgos Büro hat nach Aussagen von Mitarbeitern vor, auf der COP 21 mindestens 1.000 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zusammenzutrommeln. Der Ehrgeiz erklärt sich aus dem Bestreben, den Gipfel mit einem neuen globalen Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels zum Erfolg zu führen.

Borloo, Umweltminister während der Regierungszeit von Präsident Nicolas Sarkozy, hatte sich für einen französischen Vorschlag eingesetzt, armen Ländern im Kampf gegen den Klimawandel finanziell zu helfen.

Mit seinem 'Klimagerechtigkeitsplan', der armen Ländern erlaubt, sich den Klimaveränderungen anzupassen, Wachstum zu erreichen, die Armut zu bekämpfen und sich den Zugang zu Energien zu sichern, hatte Borloo auf der COP 15 in Kopenhagen 2009 eine Schlüsselrolle gespielt. Doch die Konferenz endete in einem Durcheinander. Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Wird eine größere Beteiligung weiblicher Führungskräfte der COP 21 zum Erfolg verhelfen? (Ende/IPS/kb/18.05.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/05/african-women-mayors-join-forces-to-fight-for-clean-energy/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Mai 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2015

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