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KLIMA/398: Fairness gegenüber den Entwicklungsländern gefordert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Juni 2015

Klima: Fairness gegenüber den Entwicklungsländern gefordert

von Thalif Deen


Bild: © UN

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (zweiter von rechts) in Begleitung des peruanischen Umweltministers Manuel Pulgar-Vidal (links), des französischen Außenministers Laurent Fabius (zweiter von links) und des Präsidenten der UN-Vollversammlung Sam Kutesa (rechts) auf einer Pressekonferenz über das hochrangige Treffen zum Klimawandel der UN-Vollversammlung
Bild: © UN

NEW YORK (IPS) - Auf einem hochrangigen Treffen der UN-Vollversammlung im Vorfeld der internationalen Klimaverhandlungen im Dezember in Paris hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die 193 Mitgliedstaaten zu Solidarität mit den Entwicklungsländern aufgefordert. Es gelte ein verbindliches Abkommen mit Fairness als oberstes Gebot zustande zu bringen.

Die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention müssten auf ihrer Konferenz (COP 21) Ende des Jahres die Anpassungsbedürfnisse der armen Länder berücksichtigen und ihre Solidarität mit den vom Klimawandel am stärksten gefährdeten Ländern in Form eines ehrgeizigen Hilfspakets unter Beweis stellen, sagte Ban am 19. Juni.

Ab 2020 ist die internationale Gemeinschaft aufgerufen, jährlich 100 Milliarden US-Dollar in einen Fonds zur Umsetzung von Klimastrategien einzuzahlen, die den armen Ländern zu mehr Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegenüber Klimaanomalien verhelfen. Insbesondere für einige tief liegende Inselstaaten im Indischen Ozean und im Pazifik geht es um nichts Geringeres als zu überleben. Jeder weitere klimabedingte Anstieg des Meeres bringt sie dem Untergang näher.


Ungleiche Lastenverteilung

"Die Folgen des Klimawandels treten immer rascher in Erscheinung", hatte Ban bereits in der vierten Juniwoche auf einem globalen Forum erklärt. "Naturkatastrophen häufen sich und nehmen an Intensität zu. Jeder ist betroffen, allerdings nicht in gleicher Weise." Tatsächlich sind die armen Länder, die wenig oder gar nicht zum Klimawandel beigetragen haben, von der durch die Treibhausgasemissionen der Industriestaaten verursachten Erderwärmung am schlimmsten bedroht.

Sam Kutesa, Präsident der 69. Sitzung der UN-Vollversammlung, der das hochrangige Treffen einberufen hatte, wies vor allem auf die existenzielle Gefahr für die kleinen Inselentwicklungsstaaten (SIDS) wie Kiribati hin. Andere Länder erlebten verheerende Dürren, die kostbares Land unbewohnbar und unproduktiv machten. "In meiner Heimat Uganda wirken sich die Folgen des Klimawandels bereits auf die Lebensgrundlagen der Landbevölkerung aus, die von der Agrarwirtschaft abhängen", fügte er hinzu.

Als eine positive Entwicklung führte Ban die Zunahme von Klimagesetzen und -strategien an. Sie hätten sich seit 2009 nahezu verdoppelt. So würden drei Viertel der jährlichen Emissionen von nationalen Zielsetzungen gedeckelt. Und die drei größten Volkswirtschaften - China, die Europäische Union (EU) und die USA - verfolgten inzwischen ein CO2-niedriges und klimaresilientes Wachstum, erklärte er.

Roger-Mark De Souza, Leiter für Bevölkerung, Umweltsicherheit und Resilienz am Washingtoner Wilson-Zentrum, begrüßte die Einberufung des hochrangigen Treffens zum Thema Resilienz. "Resilienz birgt das Potenzial für eine transformative Strategie, die Klimaanfälligkeitsrisiken zu bekämpfen, indem den anfälligen Ländern und Gesellschaften geholfen wird, sich durch Präventiv-, Anpassungs- und Resilienzmaßnahmen gegen Klimaschocks und Klimakrisen zu wappnen." Wie De Souza weiter betonte, dürfe nicht länger davon ausgegangen werden, dass globale Aktivitäten oder Entscheidungen lokale Ergebnisse erzielten.

Auf die Frage zu den ökologischen Folgen der fortgesetzten Konflikte in Nahost erklärte Ban am 29. Juni vor Journalisten, dass politische Instabilität vor allem auf die Abwesenheit guter Regierungsführung und sozialer Gerechtigkeit zurückzuführen sei. Andererseits könnten abgrundtiefe Armut und Umweltzerstörung zur politischen und sozialen Instabilität beitragen. Deshalb sei es wichtig, "dass das Klimaabkommen vor allem den 48 ärmsten Entwicklungs- und den Konfliktländern Rechnung trägt."

Der US-Schauspieler und Umweltschützer Robert Redford forderte die Delegierten des hochrangigen Treffens in seiner Funktion "als Vater, Großvater und als einer von Milliarden besorgter Bürger" auf, endlich Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. "Ihre Aufgabe ist einfach und erschreckend zugleich", meinte er vor der UN-Generalversammlung. "Retten Sie die Welt, bevor es zu spät ist."


"Gemäßigtes Wetter vom Aussterben bedroht"

Wie Redford weiter erklärte, sei der vom Menschen gemachte Klimawandel real. "Wir sehen die Auswirkungen um uns herum - in Gestalt von Dürren und Hunger in Afrika, Hitzewellen in Südasien, Waldbränden in Nordamerika, vernichtenden Wirbelstürmen und Überschwemmungen in New York. "Wo wir auch hinschauen, das gemäßigte Wetter ist vom Aussterben bedroht."

Jedes Jahr des 21. Jahrhunderts sei als das wärmste aller Zeiten in die Geschichte eingegangen, so Redford weiter. Und mit dem Anstieg der Temperaturen nähmen globale Instabilität, Armut und Kriege zu. (Ende/IPS/kb/30.06.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/u-n-chief-seeks-equity-in-climate-change-agreement-in-paris

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IPS-Tagesdienst vom 30. Juni 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2015

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