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KLIMA/404: UN-Klimakonferenz - "Kühnes" Abkommen oder Untergang (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Juli 2015

Klima: "Kühnes" Abkommen oder Untergang - Druck auf politische Entscheidungsträger nimmt zu

von Kitty Stapp


Bild: © Public Domain

Nicholas Stern, ein ehemaliger Weltbank-Chefökonom und Vorsitzender der 'British Academy'
Bild: © Public Domain

NEW YORK (IPS) - Wenige Monate vor der UN-Klimakonferenz in Paris nimmt der Druck auf die politischen Entscheidungsträger zu, ein mehr als ehrgeiziges Klimaabkommen zustande zu bringen, um die Zukunft der Menschheit zu sichern.

Am 21. Juli wies eine Koalition aus 24 führenden britischen Forschungseinrichtungen die Staats- und Regierungschefs in einer Mitteilung darauf hin, dass die Menschheit nur dann eine reale Chance habe, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, wenn die CO2-Emissionen der Weltwirtschaft bis Anfang der zweiten Jahrhunderthälfte auf null reduziert werden könnten.

Der Klimaökonom Nicholas Stern, Vorsitzender der Britischen Akademie und einer der Unterzeichner des Statements, betonte ferner, "dass sich unsere Wissenschafts-Community bereits seit vielen Jahrzehnten an vorderster Front darum bemüht, "unsere Einsichten und unser Wissen über die Ursachen und möglichen Folgen des Klimawandels weiterzugeben."

Während es Politiker und Journalisten gebe, die die Risiken des Klimawandels leugneten, hätten die führenden Forschungseinrichtungen keinen Zweifel daran, dass der Klimawandel auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sei.

Zu den Unterzeichnern des Komuniqués gehören auch die Britische Ökologische Gesellschaft, das britische Ärzteinstitut, die Königlich-Astronomische Gesellschaft, die Königlich-Meteorologische Gesellschaft und der 'Wellcome Trust'.

Dem Schreiben zufolge ist die Erderwärmung keine theoretische sondern eine reale Gefahr, deren Folgeerscheinungen bereits in vielen Systemen sichtbar seien. Ein Anstieg der Temperaturen um zwei Grad Celsius werde die Wetteranomalien drastisch verschärfen und sämtliche Ökosysteme und Kulturen dieser Welt beschädigen. Ab vier Grad Celsius würden substanzielle Arten aussterben, globale und regionale Ernährungskrisen auftreten und sich menschliche Aktivitäten verändern, die heute noch als selbstverständlich erachtet würden.


Von Innovationen auch wirtschaftlich profitieren

Gleichzeitig berge die Bekämpfung des Klimawandels enorme Innovationspotenziale - etwa in Form CO2-armer Technologien. So sei von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Energie, Wasser, Luftqualität und Dienstleistungen der Ökosysteme ein bemerkenswerter wirtschaftlicher Nutzen zu erwarten.

Ebenfalls am 21. Juli hatte der Vatikan die Gouverneure und Bürgermeister der größten Städte der Welt zum Meinungsaustausch eingeladen, die ebenfalls in einer gemeinsamen Erklärung die politischen Entscheidungsträger aufforderten, auf dem UN-Gipfel im Dezember ein ehrgeiziges Ergebnis zuwege zu bringen.

Bürgermeister aus Südamerika, Afrika, den USA, Europa und Asien warnten in der Erklärung davor, dass der Pariser Gipfel die "letzte effektive Gelegenheit für Abmachungen sein könnte, die menschengemachte Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu halten".

Die politischen Führer müssten für ein "kühnes" Abkommen" sorgen, das die globale Erwärmung soweit begrenze, dass die Menschheit nicht in ihrer Existenz gefährdet würde und die armen und verletzlichen Bevölkerungsgruppen geschützt werden könnten, heißt es in der Erklärung, die auch von Papst Franziskus unterzeichnet wurde.

Aufgrund seiner Autorität stelle Franziskus ein Gegengewicht zu all den Leugnern des Klimawandels wie den Koch-Brüdern dar, die Gelder sammelten, Kandidaten unterstützen, in Think-Tanks investierten und gezielt Unsicherheit und Zweifel an der Wahrhaftigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse weckten, meinte der kalifornische Gouverneur Jerry Brown in einem Interview mit der US-Zeitung 'Sacramento Bee'.

Untersuchungen von 'Greenpeace' haben ergeben, dass Charles und David Koch, die Gründer der rechten US-'Tea Party', seit 1997 mindestens 79 Millionen US-Dollar in Gruppen investiert haben, damit sie die Resultate der Klimaforschung verleugneten.

"Wir müssen Vorkehrungen gegen eine unsichere Zukunft ergreifen, die sicherlich niemand von uns möchte. Wir sprechen vom Untergang. Wir sprechen von Klimaereignissen, die es seit Zehntausenden Jahren nicht mehr gegeben hat. Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, jedoch auf dem besten Weg." (Ende/IPS/kb/22.07.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/07/calls-mount-for-bold-climate-deal-in-paris/

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IPS-Tagesdienst vom 22. Juli 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2015

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