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KLIMA/445: Karibik - Klimawandel treibt Küstenerosion auf Trinidad voran (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. November 2015

Karibik: Klimawandel treibt Küstenerosion auf Trinidad voran

von Rajiv Jalim


Bild: © Rajiv Jalim

Flutschäden an der Küste von Trinidad und Tobago
Bild: © Rajiv Jalim

PORT OF SPAIN, TRINIDAD UND TOBAGO (IPS) - An der Ostküste der Karibikinsel Trinidad ging vor einem Jahr unüblich heftiger Regen nieder. Eine überquellende Lagune überschwemmte eine wichtige Zufahrtsstraße, die zu Gemeinden im Südosten der Insel führt. Teile der Straße sackten ab. Die Fluten spülten zudem Sand vom Manzanilla-Strand ins Meer und rissen einen Deich an einer Badestelle für Touristen ein. Weiterer Schaden entstand, als Privathäuser und Äcker überflutet wurden.

Die Konsequenzen des Klimawandels für die Küste von Trinidad zeigen sich daran, dass der Meeresspiegel steigt, stärkere Stürme toben und Sand ins Meer gespült wird. Die Pegel der Seen in der Region steigen jährlich um mehr als zwei Milimeter.


Sedimente werden weiter südwärts getrieben

"An der Küste bei Manzanilla rückt das Meer eindeutig näher an das Land heran", berichtet Keith Miller von der University of the West Indies. "Der höhere Spiegel des Atlantiks führt zu einer Strandversetzung. Sedimente werden weiter gen Süden geschwemmt, und es bilden sich weniger neue Sedimente an den ursprünglichen Stellen nach."

Nicht nur an der Ostküste, sondern auch auf einer Halbinsel im Südwesten von Trinidad schreitet die Erosion in hohem Tempo voran. Satellitenbilder zeigen, dass große Teile des Landes in den Golf von Paria gespült werden.

Wie aus der Weltbank-Publikation 'Turn Down the Heat' hervorgeht, erhöhen sich die globalen Temperaturen um mindestens 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu der Zeit vor der Industrialisierung. Ansteigende Meeresspiegel aufgrund der zunehmenden Lufterwärmung sowie stärkere und häufigere Stürme werden die Küstenerosion voraussichtlich rascher vorantreiben. Solche Folgen sind für die kleinen Inselentwicklungsstaaten äußerst besorgniserregend.

An der Ostküste von Trinidad, wo mehrere Dörfer von Tourismus, Landwirtschaft und Fischfang leben, ist ein richtiges Küstenmanagement von höchster Wichtigkeit. In dem Gebiet liegen auch Nistgründe für die gefährdeten Lederschildkröten.


Koordinierte Hilfsaktionen

Nachdem die Schäden am Strand von Manzanilla bekannt wurden, haben mehrere Ministerien und Regierungsbehörden gemeinsame Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung eingeleitet. Gemeinden, die von der Flut betroffen waren, erhielten Grundbedarfsgüter. Wissenschaftler der 'University of the West Indies' begutachteten vor Ort die Schäden und sammelten Daten.

Das Ministerium für öffentliche Bauten bemühte sich, die Hauptverbindungsstraße in den Südwesten wieder befahrbar zu machen. Die Kosten für die Infrastrukturmaßnahmen wurden mit 5,8 Millionen US-Dollar beziffert.

Ein Jahr später werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Analysen dazu verwendet, Lücken in den Küstenbewirtschaftungsplänen und in Entwicklungsstrategien für die Ostküste zu erkennen. Experten beklagen einen Mangel an Daten zum Zustand der Wasserquellen und des Meeres, auf deren Grundlage Katastrophenschutzmodelle erarbeitet werden könnten.

Ereignisse wie die Überflutung des Strandes von Mazanilla treten zwar unregelmäßig auf, können aber erhebliche und teure Schäden verursachen. Derartige Wetterphänomene auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse vorherzusagen und Vorkehrungen zu treffen, kann die Auswirkungen eingrenzen und den Wiederaufbau beschleunigen.

In der gesamten Karibik sowie in anderen Regionen der Welt wird auf den Inseln mit gefährlichen Folgen der klimabedingten Küstenerosion gerechnet. Experten sind der Ansicht, dass langfristige Strategien über die Sicherung der Küsten und die Reparatur von Deichen hinausgehen müssen. Unter anderem werden mehr öffentlich-private Partnerschaften auf globaler Ebene für notwendig erachtet.


Entwicklungsländer fordern Einhaltung von Zusagen

Industriestaaten haben zugesichert, über die Vereinten Nationen hundert Milliarden Dollar jährlich bereitzustellen, um Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel behilflich zu sein. Bei dem Ende November beginnenden Weltklimagipfel in Paris wollen die Entwicklungsländer einen zeitlichen Fahrplan für die Bereitstellung der Finanzmittel verlangen.

Die kleinen Inselentwicklungsstaaten fordern zudem einen 'Verlust- und Schadensmechanismus', der ärmeren Ländern dabei helfen soll, Überschwemmungen und andere Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Ein solcher Vorschlag wurde bereits vor mehr als 20 Jahren gemacht. Die wohlhabenderen Länder lehnten damals eine Beteiligung ab (Ende/IPS/ck/26.11.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/11/sinking-into-paradise-climate-change-worsening-coastal-erosion-in-trinidad/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2015

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