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LANDWIRTSCHAFT/049: Kamerun - Mit jedem gefällten Eukalyptusbaum mehr Wasser und bessere Ernten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Januar 2014

Kamerun: Mit jedem gefällten Eukalyptusbaum mehr Wasser und bessere Ernten

von Ngala Killian Chimtom


Bild: © Ngala Killian Chimtom/IPS

Frauen beackern ein von Eukalyptusbäumen gesäubertes Stück Land
Bild: © Ngala Killian Chimtom/IPS

Nso, Kamerun, 30. Dezember (IPS) - Sabina Shey Nkabiy, eine Bäuerin aus der kamerunischen Nordwest-Region, strahlt, als hätte sie im Lotto gewonnen. Die sechsfache Mutter, die einst einen Fußmarsch von zehn Kilometern zurücklegen musste, um zu ihrem Feld zu gelangen, kultiviert nun in 500 Meter Entfernung ein Stück Land. "Jetzt ist es gar kein Problem mehr, meine Kinder satt zu kriegen", sagt sie.

Nkabiy ist eine von tausenden Frauen, die von dem 'Eucalyptus Replacement Project' profitiert, das 2006 von der Nichtregierungsorganisation 'Strategic Humanitarian Services Cameroon' (SHUMAS) umgesetzt wurde. Es korrigiert einen Fehler, der in den 1970er Jahren begangen wurde. Damals, nach dem Niedergang der internationalen Kaffeepreise, hatten die Männer in der Hoffnung auf bessere Einnahmen auf die Produktion von Eukalyptusholz umgesattelt. "70 Prozent der Gebiete, auf denen Frauen Landwirtschaft betrieben, wurden den Eukalyptusplantagen geopfert", berichtet der Projektkoordinator Stephen Ndzerem.

Nkabiy ist ein Opfer dieser Fehlentscheidung. "Mein Mann pflanzte auf der Parzelle, auf der ich damals unsere Nahrungsmittel anbaute, Eukalyptusbäume an. Daraufhin musste ich mir in zehn Kilometer Entfernung ein neues Areal besorgen. Der Weg war lang, die Arbeit anstrengend und Hunger unser damaliger Begleiter."


Landverödung und Hunger

Die Frauen hatten nämlich nicht nur ihr Farmland eingebüßt. Alle Parzellen im Umfeld der Eukalyptuswälder verwandelten sich in aride und verödete Landstriche, weil die Wurzeln der schnellwachsenden asiatischen Baumart das Grundwasser abzapften. Eine Wasserkrise und ein Rückgang der Erträge in den 1980er Jahren waren die Folge. In vielen Dörfern trockneten die Brunnen aus.

Wie Nkabiy weiter berichtet, hatte sie vor der Eukalyptusplage mit dem Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Erträge 250 US-Dollar verdient. Einen Teil der Ernte konnte sie als Saatgut in der nächsten Saison ausbringen. Doch während die Eukalyptusbäume wuchsen, gingen die Ernteerträge immer weiter zurück.

"In vielen Ortschaften fiel aufgrund des gesunkenen Grundwasserspiegels die Hälfte Zapfstellen trocken", erläutert Ndzerem. Sein Vater habe alles darangesetzt, um zu verhindern, dass die durstigen Eukalyptusbäume ihre Wurzeln weiter ausdehnten. Der Experte weist auf ein zwei Hektar großes Bohnenfeld. Dort stand einst ein Eukalyptuswald, der seinem Onkel gehörte. In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich das Feld seines Vaters. "Jedes Jahr konnte ich ihn bei der schweißtreibenden Tätigkeit beobachten, wie er tiefe Gräben zog, um dadurch zu verhindern, dass die Wurzeln der Eukalyptusbäume auf sein Grundstück vordrangen."

Bild: © Ngala Killian Chimtom/IPS

Ein Eukalyptusbaum
Bild: © Ngala Killian Chimtom/IPS

Auch als Ndzerem sein Jurastudium beendet hatte, ließ ihn das Bild seines gegen die Eukalyptuswurzeln kämpfenden Vater nicht los. "Auch konnte ich nicht vergessen, wie schwer es die Frauen hatten, ihre Kinder zu ernähren", sagt er. Deshalb engagiert er sich für ein Projekt der beiden britischen Umweltorganisationen 'Plant a Tree in Africa' und 'Future in Our Hands', das seit 2000 darauf abzielt, die Eukalyptusbäume durch 60 indigene Baumarten zu ersetzen, die Stickstoff binden und somit zur Fruchtbarkeit der Böden beitragen.

Gepflanzt werden unter anderem Melonenbäume, Afrikanische Stinkhölzer und Guaven. An dem Projekt beteiligt sind die Kommunen Jakiri, Kumbo, Ndu und Nkambe. In den letzten 13 Jahren wurde mehr als eine Million Eukalyptusbäume gefällt und unter anderem eine Fläche von 24 Hektar in Taryap und im Nkambe-Wasserbecken wieder urbar gemacht.

Die lokale Bevölkerung verbucht seither wieder eine Zunahme ihrer Einkommen. Nkabiy, die im Dorf Nso zu Hause ist, berichtet, dass stickstoffbindende und Medizinalpflanzen die Eukalyptusbäume ihres Mannes ersetzt haben, der an ihnen mehr verdient als an den schnellwachsenden Hölzern.

Ibrahim Yufenyuy, Vizebürgermeister von Kumbo, spricht von einem "äußerst wichtigen Projekt". Endlich müssten Frauen nicht mehr so weit laufen, um zu ihrem Land zu kommen, unterstreicht er. "Die Einkommen und die Lebensverhältnisse der Familien konnten deutlich verbessert werden."

Für Stephen Ndzerem ist das Projekt eine grandiose Erfolgsgeschichte. "Wenn man sich nun in der Region umsieht, kann man beobachten, wie Räte, Dorfentwicklungsvereinigungen und Einzelpersonen versuchen, das Projekt zu replizieren." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.shumas-cameroon.org/eucalyptus.php
http://www.ipsnews.net/2013/12/every-eucalyptus-tree-felled-equals-gallons-water/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 30. Dezember 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2014