Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


LATEINAMERIKA/144: Peru verbietet Delphinjagd-Harpunen und Anlanden von Haiflossen (OceanCare)


OceanCare - Medienmitteilung, 19. Dezember 2016

Peru verbietet Delphinjagd-Harpunen und Anlanden von Haiflossen


Wädenswil/Lima, 19. Dezember 2016. Die peruanische Regierung verbietet neuerdings die berüchtigten Harpunen, mit denen Delphine getötet werden, um Haie anzuködern. Der verbreitete Einsatz dieser Harpunen war zuvor von Stefan Austermühle, Gründer der peruanischen Organisation Mundo Azul verdeckt ermittelt und dokumentiert worden. Die Regierung erliess ausserdem ein Verbot, Haiflossen anzulanden. Damit soll der Praxis begegnet werden, dass Haien auf See die Flossen abgeschnitten werden ("Finning"). Eine Meeresschutz-Koalition aus OceanCare, BlueVoice und Mundo Azul begrüsst diese Schritte, betont aber, dass diese Regelungen strikt vollzogen und Verstösse streng bestraft werden müssen. OceanCare wird zu diesem Zweck eine Petition an den neuen Präsidenten von Peru, Pedro Pablo Kuczynski, übermitteln.

Delphine und andere Kleinwale sind in Peru seit 1997 streng geschützt. Illegal und kaum von der Regierung geahndet, harpunieren lokale Fischer fern der Küste vor allem Schwarzdelphine.

Das peruanische Produktionsministerium hat nun in einem Dekret ein Verbot von Besitz und Verwendung von Fischereiwerkzeug, das unter den Begriff "Tier-Harpune" fällt, erlassen. Mundo Azul hatte gemeinsam mit Unterstützung von OceanCare und BlueVoice in einer Undercover-Aktion enthüllt, dass diese tragbaren Harpunen in grossem Stil dazu verwendet werden, Delphine zu töten, um Haie anzuködern.

"Es hat drei Jahre unablässiger Bemühungen der Zivilgesellschaft gebraucht, um dieses Harpunenverbot zu erreichen. Da Delphine nur mit diesem tödlichen Werkzeug gejagt werden können, ist das eine überfällige Massnahme gegen die Tötung von bis zu 15 000 Delphinen pro Jahr und das damit verbundene unermessliche Tierleid. Wir gratulieren der Regierung von Peru zu diesem Schritt in die richtige Richtung", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare.

Das illegale Töten von Delphinen für Haiköder geschieht durch eine Flotte von mindestens 500 kleineren Langleinen-Fischerbooten, die entlang der gesamten peruanischen Küste aktiv sind und sich sogar in internationale Gewässer hinauswagen. "Angesichts eines so kleinen Werkzeugs wie einer Harpunenspitze, die leicht in einer Hosentasche versteckt werden kann, und einer Küstenlänge von 2500 km wird es darauf ankommen, das Verbot in ordentliches Recht überzuführen, strikt umzusetzen, zu kontrollieren und zu ahnden; andernfalls bleibt die Regelung ein Papiertiger - zahnlos und unwirksam", ergänzt Lüber. OceanCare wird dafür eine Petition an den Präsidenten von Peru, Pedro Pablo Kuczynski, richten und auch ein längst fälliges, vorübergehendes Moratorium der Haifischerei verlangen.

Neben dem Massaker an Delphinen, das mit dem Harpunenverbot nun beendet werden könnte, bleibt ein anderes bestehen - die Tötung von Haien. Auch die Haifischerei in Peru widerspricht den Gesetzen des Landes, denn 95% der gefangenen Haie sind noch Jungtiere. So werden die Populationen an den Rand der Auslöschung gebracht.

Um der Übernutzung der Haibestände zu begegnen, verbietet Perus Produktionsministerium auch das Anlanden von Haiflossen ohne entsprechenden Haikörper. So will die Regierung das sogenannte "Finning", illegales Umladen auf See und den illegalen Handel mit losen Flossen verhindern. "Leider geht dieses Verbot aber am wirklichen Problem vorbei. Unsere Recherchen zeigten, dass Haie nicht nur ihrer Flossen wegen getötet werden, sondern auch traditionell wegen der lokalen Nachfrage nach ihrem Fleisch. Daher werden die Körper nicht auf See über Bord geworfen, sondern angelandet und die Flossen als wertvolles Nebenprodukt an Land abgetrennt", erklärt Stefan Austermühle, Präsident von Mundo Azul. "Das eigentliche Problem besteht darin, dass jährlich zehntausende Haie in Peru getötet werden und dass die meisten davon nicht geschlechtsreif sind, was schon der bisherigen Gesetzeslage widerspricht. Auch hier ist die Regierung gefordert, die nötigen Ressourcen bereitzustellen, um die Einhaltung der bestehenden Gesetze sicherzustellen", so Austermühle.

In diesem Jahr hatte auch ein Prozess gegen drei peruanische Fischer begonnen - seit 1997 die erste Anwendung des Gesetzes, das vorsätzliches Töten, Jagen und Konsumieren von Delphinen verbietet. "Vor wenigen Monaten konnten wir über diesen Prozess wegen illegaler Delphintötung berichten. Jetzt können wir uns über das Verbot der Harpunen und des Anlandens von Haiflossen freuen. Diese jüngsten Entwicklungen sind ermutigende Zeichen, dass sich Peru stärker dem Schutz seiner marinen Biodiversität verschreibt", sagt Hardy Jones, Geschäftsführer von BlueVoice. "Wir stehen vor der Fertigstellung eines Dokumentarfilms, der die Undercover-Recherche über die Delphin- und Haitötung für die internationale TV-Ausstrahlung aufbereitet. Jetzt haben wir auch ein Ende des Films, das Hoffnung macht", so Jones abschliessend.

OceanCare (Schweiz), BlueVoice (USA) und Mundo Azul (Peru) haben eine Koalition gebildet, um das brutale Abschlachten von Delphinen und Haien in Peru zu beenden.


PDF: Medienmitteilung
http://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2016/09/Medienmitteilung_Peru-Harpunenverbot_Anlandung-Flossen_19.12.2016.pdf

*

Quelle:
Medienmitteilung vom 19. Dezember 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang