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LATEINAMERIKA/194: Brasilien - Bolsonaro will Geld für Landbesitzer statt für Regenwald ausgeben (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Brasilien

Bolsonaro will Geld für Landbesitzer statt für Regenwald ausgeben


(Montevideo, 29. Mai 2019, la diaria) - Am 27. Mai hat sich der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles mit Vertreter*innen Norwegens und Deutschlands getroffen, um mit ihnen über veränderte Vorgaben bei der Geldervergabe des Amazonas-Fonds zu sprechen. Norwegen und Deutschland finanzieren den Fonds, mit dem Abholzungen verhindert und gerodete Gebiete wieder aufgeforstet werden sollen. Die brasilianische Regierung von Jair Bolsonaro plant nun, einen Teil der Gelder des Fonds für Entschädigungen von Landbesitzern zu verwenden, die zugunsten von Schutzgebieten enteignet wurden. Das berichtete die Nachrichtenagentur EFE [1]. "Wir haben noch nicht über alle Details gesprochen, das wird auf weiteren Treffen geschehen", erklärte Salles.

Dieser Vorstoß passt zu den Wahlkampfversprechen Bolsonaros und wurde umgehend von der brasilianischen Beobachtungsstelle für das Klima [2] kritisiert, die als Dachverband für Umweltschutzorganisationen fungiert. Die Beobachtungsstelle erklärte, dass die Mehrheit der Landbesitzer, die in den Genuss der Entschädigung kommen würden, sich ihr Land illegal angeeignet hätten.


Norwegen hat 800 Millionen eingezahlt

Der Amazonas-Fonds wurde 2008 während der Amtszeit von Lula da Silva gegründet, um das Amazonasgebiet zu erhalten, die Abholzung zu verhindern, gerodete Flächen wieder aufzuforsten und Umweltkontrollen zu verbessern. Die 850 Millionen Dollar, die bisher in den Fonds geflossen sind, stammen zu 95 Prozent von der norwegischen und zu vier Prozent von der bundesdeutschen Regierung. Ein Prozent stiftet die staatliche brasilianische Ölfirma Petrobras. Deshalb müssen Norwegen und Deutschland einer Umverteilung der Gelder zustimmen.

Bereits vor dem Treffen hatte Salles einen Bericht vorgestellt, demnach in 82 Prozent der Verträge des Fonds "Unregelmäßigkeiten" aufgetaucht seien, berichtete die Tageszeitung Folha de São Paulo. Konkrete Beispiele nannte der Minister jedoch nicht.

Die norwegische Botschaft zeigte sich gegenüber der Zeitung überrascht von den Erklärungen Salles' und betonte, "der Fonds ist auf eine strenge Beobachtung der Abholzung durch brasilianische wissenschaftliche Institute angewiesen, sowie auf eine nachvollziehbare Führungspolitik, unter Beteiligung der Zivilgesellschaft".

Auch wissenschaftliche und Umweltschutzorganisationen bestätigen, dass der Fonds seinen Zweck erfülle. "Der Fonds hat dazu beigetragen, dass (die Abholzung) nicht zunimmt (...). Salles behauptet, dass der Fonds nicht gut arbeitet, aber er selbst ist nie vor Ort gewesen", sagte Adriana Ramos, Vorsitzende des Sozio-ökologischen Instituts, gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Laut der brasilianischen Umweltschutzorganisation Imazon wurden im April 71 Prozent der Abholzungen auf privaten Ländereien begangen.


Anmerkungen:
[1] https://www.eldiario.es/sociedad/Brasil-amazonico-alimentado-Alemania-Noruega_0_903610956.html
[2] http://www.observatoriodoclima.eco.br/en/improbo-ricardo-salles-quer-tirar-fundo-amazonia-para-dar-grileiros/


URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/bolsonaro-will-geld-fuer-landbesitzer-statt-fuer-regenwald-ausgeben/


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2019

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