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MEER/031: Neuer Satellit 'Aquarius' misst Salzgehalt der Meere (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Juni 2011

Klima: Neuer Satellit 'Aquarius' misst Salzgehalt der Meere

Von Marcela Valente


Buenos Aires, 15. Juni. (IPS) - Die USA und Argentinien haben einen gemeinsam entwickelten Forschungssatelliten ins All befördert. Das Observatorium 'Aquarius' wird in Echtzeit Informationen über die Weltmeere zur Erde schicken. Dadurch erhoffen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über Klimaphänomene.

"Das Hauptziel der Mission ist, Daten über Ozeane, Klima und Umwelt zu erlangen", sagte Sandra Torrusio, die das Projekt seitens der argentinischen Raumfahrtbehörde CONAE verantwortet.

Der mit Unterstützung aus Frankreich, Kanada und Italien gebaute Satellit war vom Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien in den Weltraum geschossen worden. Aquarius kann unter anderem den Salzgehalt der Meere messen. Daran lässt sich erkennen, wie die Ozeanströmungen von dem Süßwasserkreislauf zwischen dem Ozean, der Atmosphäre und dem Meereis beeinflusst werden.

Der Salzgehalt an der Wasseroberfläche ändert sich im Laufe der Zeit und ist auch von dem jeweiligen Ort abhängig. Jede Veränderung könne die Meeresströmungen beeinflussen, sagte Torrusio im Gespräch mit IPS. Laut der Expertin wird Aquarius wöchentlich Karten mit Schätzungen des Salzgehalts in allen Ozeanen der Welt erstellen. Bis jetzt konnten solche Daten nur mit Hilfe von Schiffen und Bojen erhoben werden.

Die neuen Karten sollen noch genauer sein als gewöhnliche Satellitenbilder und präzisere Wettervorhersagen ermöglichen. Selbst Laien könnten diese Aufnahmen richtig interpretieren, erklärte Torrusio. Die Information werde jedem Interessierten frei über das Internet zugänglich gemacht.


Vierter gemeinsamer Satellit

Aquarius ist der vierte und zugleich der am weitesten entwickelte Satellit, der gemeinsam von der US-Weltraumbehörde NASA und CONAE gebaut wurde. Der erste Satellit, den Argentinien 1996 ins All geschossen habe, sei nur 100 Kilo schwer gewesen, erinnerte sich der Ingenieur Fernando Hisas, der für CONAE arbeitet. Aquarius wiegt 1.400 Kilo, hat mit ausgefahrenen Antennen einen Durchmesser von 2,7 Metern sowie eine Länge von sieben Metern. Es kann eine Spitzengeschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde erreichen und die Erde an einem Tag 14 Mal umrunden.

Mit Hilfe von Aquarius kann außerdem der Feuchtigkeitsgehalt der Böden in weiten Landstrichen bestimmt werden. Die in Argentinien entwickelten Instrumente werden die Kontrolle der Temperaturen von Meeren und Landoberflächen erleichtern. Auch die Aktivitäten von Vulkanen und größere Brände können auf diese Weise beobachtet werden. Zudem wird es dadurch möglich sein, frühzeitig vor Überschwemmungen und Dürren zu warnen.

Ein Mikrowellen-Radiometer wird die Windgeschwindigkeiten, Niederschläge und die Verteilung des Meereises erfassen. Brände, Vulkane und die Temperaturen an der Wasseroberfläche werden dagegen von einer Infrarot-Kamera gemessen.

CONAE hat außerdem ein System erstellt, um meteorologische und umweltrelevante Daten zu sammeln, die von terrestrischen Messstationen erfasst worden sind. Auch die Geschwindigkeit und die Position von Aquarius werden dank argentinischer Wissenschaftler beobachtet. Torrusio geht davon aus, dass die von CONAE entwickelten Technologien später auch von anderen lateinamerikanischen Ländern genutzt werden können.


Lebensdauer von fünf Jahren

Aquarius wird eine voraussichtliche Lebensdauer von fünf Jahren haben. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass der Satellit auch länger im All bleibt. Der Vorgänger, der im Jahr 2000 von NASA und CONAE in den Weltraum befördert wurde, liefert nach wie vor Daten zur Erde. Die ersten Informationen von Aquarius werden einen Monat nach dem Start erwartet. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.conae.gov.ar/principal.html
http://www.nasa.gov/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=56055

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2011