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MEER/072: Internationale Zusammenarbeit - Coalition Clean Baltic (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 3/2012
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Internationale Zusammenarbeit
Verantwortung zeigen

von Jörg Schmiedel



Teile der großen Ozeane liegen außerhalb jedes Hoheitsbereichs. Hier wollen möglichst viele Staaten bei der Ausbeutung der Rohstoffe mitmischen. Doch niemand zeigt sich für den Schutz von Arten, Lebensräumen und natürlichen Ressourcen verantwortlich.

Die Ausbeutung von Rohstoffen fernab der Küste schädigt die Meeresumwelt beträchtlich und oft unumkehrbar. Der Schaden ist bislang nur begrenzt, weil die Ausbeutung noch mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Nun könnte man meinen, die Situation in einem kleinen Meer wie der Ostsee sei besser. Jeder Quadratmeter des Meeres ist hier einem Staat zugehörig, die Verantwortlichkeit ist klar verteilt. Doch nimmt sich auch hier gerne jeder Staat von den Ressourcen des Meeres, was er nur kriegen kann. Und das ist oft mehr, als das Ökosystem verkraftet. Nicht ohne Grund sind die Fischbestände der Ostsee in einem beklagenswerten Zustand. Das eingeleitete Abwasser belastet das Meer weit über seine Selbstreinigungskraft. Viele Tiere und Pflanzen sind so gut wie ausgerottet oder schon ganz verschwunden.

Keine Grenzen

Die allgemeine Verantwortungslosigkeit liegt maßgeblich daran, dass Meeresökosysteme keine Grenzen kennen. Abwässer werden von Meeresströmungen verlässlich aus dem eigenen Hoheitsbereich getrieben. Fischschwärme wechseln über Grenzen, ohne davon Notiz zu nehmen. Ein deutscher Hering mag morgen schon ein polnischer sein. Dem Fisch ist es egal, dem Fischer nicht, denn der ist an Hoheitsgewässer gebunden. Und da liegt es nahe, sich Ressourcen schnell anzueignen, bevor sie "weg" sind.
Die hohe Politik mischt dabei eifrig mit. Alljährlich schachern die Anrainerstaaten um höhere Fangquoten und versuchen für ihre eigene Fischerei das Maximum herauszuholen. Das Ergebnis ist regelmäßig ein fauler Kompromiss: Bestimmte Quoten werden erhöht, ob -wohl jeder weiß, dass das Meer so viel Fisch insgesamt nicht hergibt. Ähnlich läuft es bei anderen Nutzungen.
So kooperieren die Anrainerstaaten zwar häufig eng, doch auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Folge ist eine vereinte Übernutzung der Ostsee auf Kosten der Umwelt. Auf nationaler Ebene ist gegen das internationale Geschachere wenig auszurichten. Dazu bedarf es gemeinsamer, konzertierter Aktivitäten der Umweltorganisationen aller Ostseeländer.
Wichtige Umweltverbände des Ostseeraums haben sich daher in einer internationalen Dachorganisation zusammengeschlossen, der "Coalition Clean Baltic" (Bündnis Saubere Ostsee), kurz CCB. Der Name nimmt mit der Meeresverschmutzung eines der drängendsten Probleme der Ostsee auf. Doch die Agenda ist deutlich vielfältiger. Von der Verbauung des Meeres mit Industrieanlagen bis zur Fischerei bearbeitet die CCB in Abstimmung mit ihren Mitgliedern alle Umweltprobleme der Ostsee. Der BUND vertritt Deutschland in der Koalition und gestaltet sie wesentlich mit. 21 Partner aus den übrigen Anrainerstaaten komplettieren das Bündnis.

Gut verankert und vernetzt

Die CCB gehört zum Beraterstab für die Fischereipolitik im Ostseeraum und kann dort eine andere, ökologische Sicht der Fischereibiologie einbringen. So hält die Koalition engen Kontakt zur Helsinki- Kommission und gibt dort wichtige Impulse. Durch die nationalen Mitgliedsverbände ist sie in den Anrainerländern sehr gut verankert. Für die Vernetzung sorgt das CCB-Sekretariat in Schweden.
Sehr wichtig war der internationale Austausch etwa beim Bau der Ostseepipeline, als die CCB wesentliche Verbesserungen für die Umwelt erreichen konnte. An internationalen Konferenzen teilzunehmen ist Verbänden wie dem BUND aus Zeit- und Kostengründen nur selten möglich. CCB ist hier jedoch regelmäßig präsent und kann dann auch unsere Belange wahrnehmen.
Auf europäischer Ebene geht die Kooperation noch etwas weiter. In Brüssel begleitet der BUND als Mitglied von "Seas at Risk" die aktuelle EU-Meerespolitik. CCB und Seas at Risk kooperieren und unterstützen sich darin, die Ostsee besser zu schützen.

Jörg Schmiedel
...vertritt den BUND ehrenamtlich in der Coalition Clean Baltic;
mehr dazu unter www.ccb.se

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Quelle:
BUNDmagazin 3/2012, Seite 21
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
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Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. November 2012