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MEER/157: Karibik - Versauerung der Meere gefährdet Existenz zehntausender Menschen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Oktober 2014

Karibik: Versauerung der Meere gefährdet Existenz zehntausender Menschen

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Die karibische Fischereiindustrie bietet rund 120.000 direkte Arbeitsplätze
Bild: © Desmond Brown/IPS

Pyeongchang, Südkorea, 16. Oktober (IPS) - Wissenschaftler haben die karibischen Staaten vor den Folgen der Versauerung der Meere für die regionale Fischerei gewarnt. Das Phänomen gefährde mehrere Fischarten, die gerade für die kleinen Insel-Entwicklungsstaaten (SIDS) von besonderer Bedeutung sind, heißt es einem neuen Bericht, den das Sekretariat der Biodiversitätskonvention (CBD) veröffentlicht hat.

In den Staaten der Karibischen Gemeinschaft (Caricom) lebt ein Großteil der lokalen Bevölkerung vom Fischfang, einem für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region wichtigen Sektor. Der Fischfang stärkt zudem die Nahrungssicherheit der Region, generiert Devisen und leistet einen Beitrag zur Armutsbekämpfung. Mehr als 120.000 Menschen haben in dem Wirtschaftszweig dauerhaft direkte Arbeitsplätze gefunden, und Tausende leben indirekt davon. Vorwiegend Frauen sind mit der Verarbeitung und der Vermarktung von Fisch sowie der Herstellung von Netzen beschäftigt.


Zustand der Ozeane wird sich weiter verschlechtern

Ein von britischen Forschern geleitetes internationales Team aus 30 Experten, die den CBD-Bericht erstellt haben, kommt zu dem Schluss, dass eine Verschlechterung des Zustands der Meere nicht mehr aufzuhalten ist. Meeresorganismen und Ökosystemen drohten immense Schäden.

Laut David Obura, Direktor des regionalen Programms 'Coastal Oceans Research and Development in the Indian Ocean' steht die Nahrungssicherheit in der Karibik und anderen vom Fischfang abhängigen Regionen der Welt auf dem Spiel. "Die Versauerung der Meere verändert die chemische Zusammensetzung des Wassers. Das Wachstum der Fische wird dadurch meist negativ beeinflusst", warnte er bei der Vorstellung des Berichts am 8. Oktober auf der CBD-Vertragsstaatenkonferenz vom 6. bis 17. Oktober in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang. Wie viel Fisch gefangen werden könne, lasse sich nicht vorhersagen.

Vor zehn Jahren hatte eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern die biologischen Auswirkungen der Versauerung der Ozeane untersucht. Die Ergebnisse gaben Anlass zur Sorge. Zugleich war offensichtlich, dass wesentlich mehr Messungen und Experimente als bisher durchgeführt werden müssten. In der Zwischenzeit wurden rund 1.000 neue Studien veröffentlicht. Fest steht, dass viele Meeresorganismen unter einem hohen C02-Gehalt im Wasser, das Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnimmt, leiden. Dies wird für die gesamte Menschheit Folgen haben.

Der Hauptautor der Studie, S. J. Hennige, wies auch auf die Folgen der Meeresversauerung für die Austernfischerei in den USA hin. "Je mehr CO2 aufgrund unserer fossilen Brennstoffe in die Atmosphäre aufsteigt, umso mehr wird sich Kohlendioxid in den Meeren verbreiten. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird sich das Problem verschlimmern." Da es globaler Natur sei, bedürfe es einer globalen Lösung.


Gefahr für Korallenriffe

"Die Versauerung der Meere ist ein besorgniserregendes Phänomen. Das Salzwasser, das Leben unterhält, verändert sich in grundlegender Weise. Da das Ökosystem der Ozeane so komplex ist, lassen sich die Folgen nicht mit Sicherheit prognostizieren", meinte Susan Singh-Renton, Vize-Exekutivdirektorin des 'Caribbean Regional Fisheries Mechanism (CRFM). "Fest steht aber, dass den tropischen Inseln signifikante Auswirkungen bevorstehen. Dies trifft vor allem für die Inseln zu, deren Wirtschaft auf dem gesunden Zustand ihrer Korallenriffe gründet."

Singh-Renton sieht viele im Umkreis von Riffen vorkommende Fische in ihrer Existenz bedroht. Dazu gehören der Schnapper, der Zackenbarsch und der Papageienfisch. Auch die für den millionenschweren Fischereisektor äußerst wichtige Große Fechterschnecke sei bedroht. "Angesichts der fundamentalen Veränderung der Meereswasserchemie könnte jegliche bekannte Lebensform im Meer irreversibel geschädigt werden."

Die Autoren des Berichts halten fest, dass das ganze Ausmaß der ökologischen und finanziellen Kosten der Versauerung der Meere noch längst nicht erfasst ist. Auf Korallenriffe werde besonders ausführlich eingegangen. Immerhin seien sie entscheidend für die Existenzsicherung von etwa 400 Millionen Menschen. Singh-Rentons Kollegin Carol Turley drängt auf sofortige Gegenmaßnahmen und die Bereitstellung der dafür erforderlichen Finanzmittel.

Bereits 2013 warnten Experten davor, dass der Säuregehalt der Ozeane bis Ende des Jahrhunderts um 170 Prozent steigen könnte. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/10/acid-oceans-could-deal-heavy-blow-to-fishing-dependant-nations/

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IPS-Tagesdienst vom 16. Oktober 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2014