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MEER/173: Taschenspielertricks am Great Barrier Reef (WWF)


WWF Pressemitteilung - 2. Februar 2015

Taschenspielertricks am Great Barrier Reef

Angekündigte Schutzmaßnahmen Australiens unzureichend / WWF fordert Verbot von Schlamm-Verklappung im Gebiet des Weltnaturerbes


Das Great Barrier Riff wird von Hafenausbauten im Rahmen einer Industrialisierungswelle entlang der Küste bedroht und läuft Gefahr, seinen Titel als Weltnaturerbe zu verlieren. Auch die jetzt von der Australischen Regierung an das Welterbe-Komitee der UNESCO gemeldeten Maßnahmen (State Party Report) reichen nicht, um das größte Korallenriff der Welt zu schützen, kritisiert der WWF. Der Report spiele den Verfall des Riffs herunter, obwohl regierungseigene Wissenschaftler vor dem schlechten Umweltzustand des Great Barrier Riffs warnen. Der WWF fordert die australische Regierung auf, jede Verklappung von Baggergut im Weltnaturerbegebiet zu untersagen. Die jüngsten Regierungspläne sehen ein Verbot jedoch nur auf dem kleineren Gebiet des Great Barrier Riff Marine Parks vor, der u.a. die Sperrgebiete der Häfen nicht umfasst.

"Dieser Bann ist nicht mehr als ein Zwischenschritt. Über 80 Prozent des Schlamms und Baggerguts werden seit 2010 außerhalb des Marine Parks aber innerhalb des Weltnaturerbegebiets verklappt. Das angekündigte Verbot verringert die Belastung des bereits angeschlagenen Riffs also kaum. Der Schlamm verdriftet mit der Strömung und erstickt geschützte Korallenbänken und Seegraswiesen, wenn er absinkt", erklärt Heike Vesper, Meeresschutzexpertin des WWF. "Um den Artenreichtum des Great Barrier Riffs zu schützen, müssen wir aufhören es als Schlammkippe zu benutzen." Die riesigen Sedimentwolken können unter Wasser 80 km verdriften. Durch die Trübung im Wasser kommt außerdem weniger lebensnotwendiges Sonnenlicht bei den Korallen an. Stürme können das überschüssige Material über Jahre innerhalb des Riffsystems aufwirbeln und bewegen.

Seit das Great Barrier Reef 1981 von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt wurde, verschlechtert sich sein Zustand, besonders rapide in den letzten 10 Jahren. Etwa ein Drittel der küstennahen Riffe gelten bereits als zerstört. In drei Jahrzehnten ist die Korallenbedeckung um die Hälfte zurückgegangen.

Auf der Jahresversammlung des Welterbe-Komitees, die im Juni in Bonn stattfinden wird, könnte das Riff daher auf die Liste der "Welterbe in Gefahr" gesetzt werden, weil die UNESCO-Empfehlungen zum besseren Schutz des Riffs nicht umgesetzt wurden. Neben Klimawandel und Ozeanversauerung zählen auch schlechtere Wasserqualität durch Verschmutzung und Überdüngung zu den Bedrohungen. Seit 2011 befasste sich das Welterbe-Komitee mehrfach kritisch mit den Plänen, an verschiedenen Standorten des Küstenstaats Queensland riesige Kohlehäfen auf- oder auszubauen.

Bei Wahlen des Bundesstaats Queensland an diesem Wochenende hat die Sorge der Bevölkerung um das Riff für eine spektakuläre Wahlschlappe der konservativen Regierung gesorgt.

Das Great Barrier Reef erstreckt sich über 2300 Kilometer vor der Nordküste Australiens und besteht aus 2900 Einzelriffen und 940 Inseln. Es umfasst ein Drittel der weltweiten Weichkorallen und 411 Typen von Hartkorallen. Sechs von sieben bedrohten Meeresschildkrötenarten sind hier zu finden. Das Riff ist Heimat für 1500 Fischarten, für 134 Arten von Haien und Rochen und 30 Säugetierarten.

Unterschied Great Barrier Reef Marine Park - Weltnaturerbegebiet:

Der etwas kleinere Great Barrier Riff Marine Park liegt innerhalb des Weltnaturerbegebiets. Etwa 3.600 Quadratkilometer, darunter die Sperrgebiete der Häfen, gehören nicht zum Marine Park. Etwa 5,4 Millionen Kubikmeter Baggerschlamm wurden seit 2010 auf dieser Fläche des Welterbegebiets verklappt und trugen zur steigenden Umweltbelastung des Riffs bei.


WEITERE INFORMATIONEN
Hintergrundpapier - Abbot Point: Ausbau zum größten Kohlehafen der Welt [PDF, 3.0 MB]
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Hintergrund-Great-Barrier-Reef-Kohlehafen.pdf

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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 02.02.2015
Herausgeber: WWF Deutschland
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Tel.: 030 311 777 - 0, Fax: 030 311 777 - 603
E-Mail: info@wwf.de
Internet: www.wwf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2015

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