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PROTEST/101: Klima - Sicherheitsmaßnahmen gefährden Demonstrationen während Pariser UN-Gipfel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. November 2015

Klima: Sicherheitsmaßnahmen gefährden Demonstrationen während Pariser UN-Gipfel

von Thalif Deen


Foto: von Beyond My Ken (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Demonstration von Klimaschützern im August 2014 in New York
Foto: von Beyond My Ken (Eigenes Werk)
[GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

NEW YORK (IPS) - Geplante Protestaktionen der Zivilgesellschaft während des bevorstehenden Weltklimagipfels in Paris werden nach Einschätzung mehrerer Organisationen wahrscheinlich gar nicht oder nur mit Einschränkungen stattfinden können. Grund sind striktere Sicherheitsvorkehrungen nach den jüngsten Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt.

Zu dem vom 30. November bis 11. Dezember angesetzten Treffen, auf dem ein neues Klimaabkommen verabschiedet werden soll, werden am ersten Tag fast hundert Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet.

Der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq erklärte, er hoffe auf eine möglichst hohe Präsenz zivilgesellschaftlicher Organisationen während des Gipfels. "Wir sind uns sehr wohl darüber im klaren, welche Sicherheitsbedenken in diesen schwierigen Zeiten in Frankreich vorherrschen. Dennoch vertrauen wir darauf, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf eine Art und Weise gehandhabt werden, dass vielen Personen der Zugang zur Konferenz ermöglicht werden kann."


3.000 Medienvertreter können mit Akkreditierung rechnen

Auch Journalisten, die sich für den Gipfel akkreditiert haben, rechnen mit Zulassungsbeschränkungen aufgrund von Platz- und Sicherheitsproblemen, wie aus informierten Kreisen in Paris verlautete. Bisher sollten insgesamt 20.000 Personen Zutritt zu dem Tagungsort erhalten: Regierungsvertreter sowie Mitarbeiter der Vereinten Nationen, von Nichtregierungsorganisationen und der Medien. Gerechnet wurde bisher mit etwa 3.000 Journalisten.

Jean-François Julliard, Exekutivdirektor von 'Greenpeace' in Frankreich, erklärte, die französischen Behörden hätten sich bislang nicht dazu geäußert, ob Demonstrationen am Rande der Klimagespräche in einer sicheren Atmosphäre stattfinden könnten. "Wir von Greenpeace hoffen das", sagte er.

"Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird, in jedem Fall werden Menschen in Hunderten von Städten in aller Welt für den Klimaschutz auf die Straße gehen. Auch ohne Demonstrationen in Paris werden sich dort Tausende Gehör verschaffen", so Julliard. "Dieses Bild einer so großen Zahl von Menschen, die gemeinsam handeln, wollten die Mörder von Paris zerstören. Damit werden sie aber scheitern."


Klimabündnis zeigt Solidarität mit Terroropfern

In einer am 16. November veröffentlichten Mitteilung erklärte die Organisation 'ActionAid International', dass das Bündnis 'Climat 21' und alle ihm angehörenden Gruppen ihre Solidarität mit den Opfern der Anschläge in Beirut und in Paris zum Ausdruck bringen würden. "Die Welt, die wir verteidigen, hat nichts mit dem zu tun, was wir während der Angriffe gesehen haben. Wir stehen ein für Frieden, Gerechtigkeit sowie den Kampf gegen Ungleichheit und gegen die Folgen des Klimawandels."

Auch angesichts der gegenwärtigen Umstände ist 'Climat 21' davon überzeugt, dass der Klimagipfel nicht ohne die Partizipation oder zumindest die Mobilisation der Zivilgesellschaft in Frankreich stattfinden könne. "Deshalb werden wir alle unsere Anstrengungen darauf richten, die Aktionen wie geplant durchzuführen. Im Kontakt mit den Behörden werden wir darauf dringen, dass die Sicherheit aller Teilnehmer gewährleistet wird."

Aus der Erklärung geht weiterhin hervor, dass während der Dauer des Gipfels Hunderttausende Menschen in aller Welt mobilisiert würden. Vertreter aus Ländern in aller Welt wären in den zwei Wochen direkt vor Ort. "Die gesamte Welt ist beunruhigt, und wir werden die Probleme nicht außer acht lassen", erklärte 'Climat 21'.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO wies unterdessen darauf hin, dass bereits jetzt jährlich Zehntausende Menschen an den Folgen des Klimawandels sterben. "Der bevorstehende Gipfel in Paris gibt der Welt die Chance, nicht nur den Abschluss eines starken Klimaabkommens zu erreichen, sondern auch die Gesundheit der gegenwärtigen Bevölkerung und kommender Generationen zu schützen." Die WHO betrachtet die geplante Übereinkunft auch als wichtiges Abkommen über die öffentliche Gesundheit, das weltweit Leben retten könne.

Die Organisation schätzt, dass im Jahr 2012 etwa sieben Millionen Menschen an durch Umweltverschmutzung verursachten Krankheiten gestorben sind. Es wird damit gerechnet, dass im Zeitraum 2030 bis 2050 aufgrund des Klimawandels weitere 250.000 Menschen jährlich an Malaria, Durchfall, Hitze und Unterernährung sterben werden. Kinder, Frauen und Arme gelten als die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen. (Ende/IPS/ck/19.11.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/11/civil-society-may-be-snagged-at-paris-climate-talks/

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IPS-Tagesdienst vom 19. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2015

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