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RESSOURCEN/005: Argentinien - Auf der Suche nach Metallen der Seltenen Erden, Konzerne im Anmarsch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Dezember 2011

Argentinien: Auf der Suche nach Metallen der Seltenen Erden - Konzerne im Anmarsch

von Marcela Valente

Argentinischer Gesteinsbrocken mit Spuren von Seltenen Erden - Bild: © Juan Moseinco/IPS

Argentinischer Gesteinsbrocken mit Spuren von Seltenen Erden
Bild: © Juan Moseinco/IPS

Buenos Aires, 21. Dezember (IPS) - Argentinien könnte einen Teil der Nachfrage nach den Metallen der Seltenen Erden bedienen, die für die Elektronikindustrie, medizinische Diagnostik und grüne Technologien unverzichtbar sind. Transnationale Bergbaukonzerne sitzen bereits in den Startlöchern.

Die Seltenen Erden verdanken ihren Namen dem Umstand, dass sie nur in winzigen Mengen in Gesteinsformationen und Sedimenten zu finden sind. Die Produktion lohnt sich nur in solchen Gebieten, in denen die Metalle in hochkonzentrierter Form vorhanden sind.

So selten wie der Name suggeriert, sind Seltene Erden gar nicht. Dass sie nur in wenigen Ländern abgebaut werden, hat mit den hohen Produktionskosten zu tun. Dass China von preiswerten Arbeitskräften profitiert, verschaffte dem Reich der Mitte eine Monopolstellung. So bedient es 97 Prozent der internationalen Nachfrage nach den silbrig glänzenden Metallen, die wegen ihrer besonderen elektrischen, magnetischen und mechanischen Eigenschaften aus der Elektronikindustrie nicht wegzudenken sind.

Die insgesamt 17 Seltenen Erden kommen in unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung. Sie stecken in I-Pods, Mobiltelefonen und Notebooks ebenso wie in Turbinen oder Elektroautos. Samarium zum Beispiel wird auch in Raketenlenksystemen verwendet. Dass Peking in den letzten zwei Jahren seine Exportquoten drosselte, hat die weltweite Nachfrage nach Dysprosium, Lanthan, Neodym und Co nur noch weiter erhöht.

Gemessen werden die Seltenen Erden in ppm ('parts per million'). Ist die Konzentration zu niedrig, lohnt sich der Aufwand nicht, die Metalle aus dem Gestein zu lösen, wie Diana Mutti, Geologin und Dozentin an der Fakultät für exakte und natürliche Wissenschaften der Universität von Buenos Aires erläutert.


Provinz San Luis lockt Investoren an

Mutti zufolge sind vor allem China, USA, Kanada und Russland mit Seltenen Erden gesegnet. Doch gibt es die Metalle auch in einigen argentinischen Provinzen. Viel versprechend sind die Funde bisher in San Luis im Zentrum des südamerikanischen Landes, wo die kanadische Bergbaufirma 'Wealth Minerals' Anfang des Jahres 6.000 Hektar Land erworben hat.

"Nachdem China eine weitere Verringerung seiner Exportquote bekannt gegeben hat, freuen wir uns, dass wir uns ein so großes Gebiet in einer Region sichern konnten, das bekannt für eine hohe Konzentration an Seltenen Erden ist", sagte der Chef von 'Wealth Minerals', Henk Van Alphen, bei der Übernahme des Grundstücks in Rodeo de los Molles.

Laut dem Vorsitzenden der Gruppe der argentinischen Bergbauunternehmen, Julio Ríos Gómez, zählen internationale Unternehmen Argentinien zu den Ländern der Welt mit den reichsten Reserven an Seltenen Erden. Somit sei es kein Wunder, dass sich australische und kanadische Firmen gerade nach der Senkung der chinesischen Exportquoten in Argentinien um Explorationsgenehmigungen bemühten.


Widerstand in Sumampa

Wie Ríos Gómez gegenüber den Medien berichtete, suchen Unternehmen auch in Sumampa, einem Gebiet in der Provinz Santiago del Estero im Nordwesten Argentiniens, nach den Seltenen Erden. Zudem gibt es Pläne, die Region für alle Bergbauaktivitäten zu erschließen.

Doch das Vorhaben stößt auf Widerstand. So berichteten Einwohner aus Jasimampa, einem Ort in der der Nähe des Sumampa-Gebirges, vom Besuch einer Delegation der 'Gaia Energy Argentina S.A.', die die Menschen vor Ort von den Vorteilen der Bergbauindustrie in der Region überzeugen wollten. Gaia Energy gehört dem kanadischen Konzern 'U308 Corp', der vorwiegend Uran produziert.

"Das Unternehmen hat sich mit Polizeigewalt den Zutritt zu Gemeindeland verschafft. Die Menschen vor Ort wehrten sich, und es kam zu Festnahmen", berichtet Adolfo Farías von der Bauernbewegung Santiago del Estero (Mocase).

Farías zufolge werden sich die indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften allen Versuchen, das Gebiet zur Bergbauregion umzufunktionieren, entgegenstellen. "Uns geht es um unsere Ernährungssouveränität und wir wollen verhindern, dass unsere natürlichen Reichtümer geplündert werden. Wir wissen, dass es in Sumampa Seltene Erden gibt. Wir sind aber gegen die Ausbeutung, weil dadurch unserer Wasser verseucht wird."

Eine weitere Niederlassung der U308 Corporation, die 'South American Rare Earth', hat sich bereits ein Grundstück in Jasimampa gesichert, um dort nach den Seltenen Erden zu suchen.

Der Geologin Mutti zufolge steht und fällt der Erfolg, die Seltenen Erden zum Wohl des südamerikanischen Landes abzubauen, mit den Bemühungen, die negativen Auswirkungen gering zu halten. Auch wenn anders als bei der Goldproduktion kein Zyanid und keine Säuren anfielen, könne es zu Explosionen, Erdrutschen und Überschwemmungen kommen.

Der Geologin zufolge ist es deshalb wichtig, dafür zu sorgen, dass solche negativen Auswirkungen von vornherein ausgeschlossen werden. Auch müsse sichergestellt werden, dass die Ressource nachhaltige Entwicklungschancen biete. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://exactas.uba.ar/
http://www.wealthminerals.com/s/Home.asp
http://sarecorp.com/
http://www.gemera.com.ar/
http://www.fundamin.com.ar/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99820

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 21. Dezember 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2011