ROBIN WOOD magazin - Nr. 115/4.2012
wald
Schutz für die letzten schwedischen Urwälder
von Rudolf Fenner
In den achtziger Jahren regten sich erste Proteste in Schweden gegen die Zerstörung der letzten Urwälder. Doch erst Anfang der neunziger Jahre formierte sich ein großer gemeinsamer Aufstand der schwedischen Umweltbewegung. Dieser Protest fand schnell internationale Unterstützung. Selbst Unternehmen - in Deutschland zum Beispiel der Axel-Springer-Konzern und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger - verlangten von ihren schwedischen Lieferanten den Verzicht auf diese zerstörererische Praxis.
ROBIN WOOD hat diesen Kampf um die schwedischen Urwälder von Anfang mitgekämpft - von der Gründung des internationalen Netzwerks, dem Taiga Rescue Network, bis hin zu den Aktionen der Taiga Terminator-Kampagne. Mitte der neunziger Jahre ließen sich dann die großen Forstkonzerne auf Verhandlungen mit den Umweltverbänden ein. Sie einigten sich 1998 auf ein forstwirtschaftliches Regelwerk nach den Richtlinien der von Umweltverbänden mitgestalteten internationalen Zertifizierungsorganisation Forest Stewardship Council (FSC).
Ein großer Erfolg, so schien es. Denn alle wesentlichen Forderungen der schwedischen Umweltverbände waren berücksichtigt, und fast alle großen Forstkonzerne, die knapp die Hälfte aller schwedischen Wälder besitzen, waren dabei.
Doch in den folgenden Jahren zeigte sich, dass diese Konzerne mitnichten zu Urwaldschützern geworden waren.
Schützenswerte Waldstandorte, sogenannte Schlüsselhabitate, verschwanden auch weiterhin, ohne dass es in den weiten, einsamen Wäldern Nordschwedens immer gleich bemerkt wurde.
Da die meisten dieser Habitate noch gar nicht in offiziellen Kartenwerken dokumentiert sind, werden sie gerne bei der vom Konzern selbst durchgeführten Kartierung einfach "übersehen". Ein anderer Trick: Waldgebiete, die nach den Regeln des FSC nicht eingeschlagen werden dürfen, werden einfach an nicht FSC-zertifizierte Waldbesitzer verkauft, die dann diesen Naturwald straflos und profitabel kahlschlagen dürfen.
Die Listen mit den Verstößen der zertifizierten Konzerne sind in den letzten Jahren immer länger geworden. Fünf schwedische Umweltorganisationen, darunter auch unser Kooperationspartner Naturskyddsföreningen (SSNC), der größte schwedische Umweltverband, sind daher heute ohne Hoffnung, dass der FSC im Kampf um die letzten ursprünglichen Waldgebiete in Schweden hilfreich ist. Ihre Forderungen richten sich nun an den Staat, der den Waldbesitzern unter dem Slogan "Freiheit und Verantwortung" in ihrem Umgang mit den Wäldern bislang zu wenig Grenzen gesetzt hat.
Rudolf Fenner, Waldreferent, Hamburg
wald@robinwood.de, Tel.: 040/38089211
Lesen Sie mehr über die Situation in Schwedens Wäldern:
www.robinwood.de/schweden
Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 115/4.2012, Seite 16-21
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Januar 2013