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WALD/128: Ecuadorianischer Bergregenwald im Zentrum der Forschung (idw)


Philipps-Universität Marburg - 22.07.2013

Ecuadorianischer Bergregenwald im Zentrum der Forschung

Marburger Geograph Prof. Dr. Jörg Bendix koordiniert neues DFG-Programm



Der Marburger Geograph Prof. Dr. Jörg Bendix koordiniert ein neues Forschungs- und Forschungstransferprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Bis 2016 läuft das Programm "Platform for Biodiversity and Ecosystem Monitoring and Research in South Ecuador", das in Deutschland von der DFG mit insgesamt fünf Millionen Euro gefördert wird. 1,6 Millionen Euro davon gehen an die Philipps-Universität Marburg als koordinierende Hochschule.

Ein transdisziplinäres Konsortium aus Bio-, Forst-, Geowissenschaftlern und Sozioökonomen aus acht deutschen und vier ecuadorianischen Universitäten sowie drei staatlichen ecuadorianischen Institutionen und einer NGO hat sich zusammengefunden, um im Süden Ecuadors gemeinsam an der Erforschung der Folgen des Umweltwandels auf die Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen zu arbeiten sowie auf wissenschaftlicher Basis nachhaltige Landnutzungssysteme und funktionale Monitoringsysteme zu entwickeln und zusammen mit den außeruniversitären Partnern für die Praxis zu implementieren. Die Forschungen werden in besonders gefährdeten Ökosystemen Ecuadors, dem Bergregenwald der Region Loja, dem Tumbesischen Trockenwald bei Laipuna und dem Cajas Nationalpark in der Nähe Cuencas durchgeführt.

Foto: © Jörg Bendix

Kolibris tragen zur hohen Vogelbiodiversität des Bergregenwalds bei und liefern ökosystemare Dienstleitungen als Bestäuber und Samenverbreiter.
Foto: © Jörg Bendix

Besonders die Entwicklung regionaler Monitoringsysteme hat international insbesondere im Jahr 2013 einen außerordentlich hohen Stellenwert erreicht, da dies einen Hauptpunkt auf der Agenda des neu geschaffenen Weltbiodiversitätsrats mit Sitz in Bonn (IpBES - Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, s. http://www.ipbes.net/) darstellt. Neuartig ist im Forschungsprogramm insbesondere die Entwicklung funktionaler Monitoringsysteme, bei der hochsensible Indikatoren auf verschiedenen räumlichen Skalen entwickelt werden, die frühzeitig negative Reaktionen ganzer Ökosystem-Bereiche (wie z.B. ökosystemarer Wasserhaushalt) auf den Umweltwandel (insbesondere Landnutzungs- und Klimawandel) anzeigen. Der transdisziplinäre Ansatz wird realisiert, indem das bi-nationale und interdisziplinäre Forscherteam das Forschungsdesign zusammen mit den relevanten staatlichen Stellen (nationales Umweltministerium, Umweltverwaltung der Provinzen, Kantone und Städte, NGOs) entwickelt und dabei insbesondere (z.B. bei der Auswahl der Testgebiete und relevanter Indikatorsysteme) die nationalen Bedürfnisse berücksichtigt hat. Darüber hinaus sollen die Systeme nach erfolgreicher Entwicklung mit Hilfe der außeruniversitären Partner als Pilotanwendung implementiert werden.

Auf deutscher Seite wurden 13 wissenschaftliche Teilprojekte durch die DFG bewilligt, 10 davon aus DFG-Sondermitteln des Forschungstransfers. Die gesamte Fördersumme für drei Jahre beläuft sich seitens der DFG auf etwa fünf Millionen Euro. Die sechs beteiligten ecuadorianischen Projekte werden erstmals durch die nationale Forschungsförderung SENESCYT (Secretaría Nacional de Educación Superior, Ciencia, Tecnología e Innovación) mit zusätzlichen 3,5 Millionen US-Dollar gefördert, die vier außeruniversitären Partner tragen weitere 2,3 Millionen US-Dollar bei.

An dem gesamten Programm sind vier Marburger Arbeitsgruppen beteiligt. Aus dem Fachbereich Biologie sind dies: Prof. Dr. Nina Farwig (Conservation Ecology), Prof. Dr. Roland Brandl (Allgemeine Ökologie und Tierökologie) sowie Prof. Dr. Birgit Ziegenhagen (Conservation Biology). Aus dem Fachbereich Geographie: Der Koordinator des Programms Prof. Dr. Jörg Bendix sowie Dr. Katja Trachte. Die Projekte beschäftigen sich mit der gemeinsamen Indikatorenentwicklung für großflächiges Monitoring der Biodiversität und ausgewählter biologischer Ökosystemfunktionen, insbesondere des ökosystemaren Wasserhaushalts. Darüber hinaus sind die Simulation des zukünftigen Klimawandels im Süden Ecuadors und die Entwicklung einer gemeinsamen Monitoring-Datenbank Thema der Marburger wissenschaftlichen Arbeiten. Dafür fließt insgesamt ein Anteil von ca. 1,6 Millionen Euro der Fördersumme nach Marburg.

Foto: © Jörg Bendix

Dr. Brenner Silva (FB Geographie, Uni Marburg) bei der Photosynthesemessung mit einem Porometer. Eine wichtige Dienstleistung des Bergregenwaldes ist die durch die Photosynthese garantierte Kohlenstofffestlegung von atmosphärischem CO2 in der Vegetations biomasse. Der tropische Regenwald gilt als Kohlenstoffsenke und ist daher zur Abmilderung des Klimawandels von großer Bedeutung.
Foto: © Jörg Bendix

Das dreijährige ortsverteilte Forschungs- und Forschungstransferprogramm (2013 - 2016) PAK 823, 824, 825 "Platform for Biodiversity and Ecosystem Monitoring and Research in South Ecuador" ist im Internet unter www.TropicalMountainForest.org erreichbar. Koordinierende Hochschule ist die Philipps-Universität Marburg, Koordinator der Geograph Prof. Dr. Jörg Bendix.



Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ipbes.net
http://www.TropicalMountainForest.org
http://www.lcrs.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news544563
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution376

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Philipps-Universität Marburg, Dr. Gabriele Neumann, 22.07.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juli 2013