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WIRTSCHAFT/034: Verpackung aus Bioplastik - Acht Multis gründen Eruierungs-Allianz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. November 2013

Umwelt: Verpackung aus Bioplastik - Acht Multis gründen Eruierungs-Allianz

von Carey L. Biron


Bild: © Doug Beckers/cc by 2.0

Eine von der 'Australiasian Bioplastics Association' als biologisch abbaubar und kompostierbar zertifizierte Würstchenschale von Woolworth
Bild: © Doug Beckers/cc by 2.0

Washington, 22. November (IPS) - Acht multinationale Lebensmittelkonzerne und eine Umweltorganisation haben sich zur Bioplastik-Rohstoff-Allianz ('Bioplastic Feedstock Alliance' - BFA) zusammengeschlossen. Coca-Cola, Danone, Ford, H. J. Heinz, Nestle, Nike, Procter & Gamble, Unilever und der World Wildlife Fund (WWF) werden die Möglichkeiten eruieren, Verpackungen aus einer nachhaltigen Biokunststoffvariante herzustellen.

"Wir sind mit den Einwänden gegen die Herstellung von Biosprit und Bioplastik vertraut und können die Markenunternehmen in ihrem Bemühen, die Sache von Anfang an richtig zu machen, unterstützen", meint Erin Simon vom WWF-Wissenschaftsprogram für Verpackungen im IPS-Gespräch.

Simon zufolge ist es nicht Aufgabe des Bündnisses, die finanziellen Ressourcen für die Erforschung und Entwicklung des Bioplastiks aufzubringen. Dies unternimmt bereits eine im Juni 2012 gestartete Initiative, der die fünf BFA-Mitglieder Coca-Cola, Ford, Heinz, Nike und Procter & Gamble angehören.

Coca-Cola und andere greifen schon auf Verpackungen zurück, die zu 30 Prozent aus Zuckerrohr bestehen, Unilever und Danone auf Materialien, die zu 100 Prozent pflanzlich sind. Weltweit wird jedoch nur ein Prozent der Kunststoffe aus Pflanzenfasern erzeugt.


Ressourcenschwund führt zu Umdenken

Das Interesse an Alternativen zu herkömmlichem Plastik, einem Erdölderivat, nimmt sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Herstellern zu. Doch ist weniger die ökologische Nachhaltigkeit dafür ausschlaggebend, sondern die Tatsache, dass die Erdölvorräte zu Ende gehen.

"Den Unternehmen ist klar, dass sie schon heute Lösungen für künftige Probleme finden müssen. Die Rohstoffe halten ja schließlich nicht ewig", erläutert Simon. "Kunststoffe durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen, bedeutet aber nicht, dass die neuen Produkte unbedenklich sind." Zuckerrohr, Mais und Co sind als Ausgangsstoffe für Biosprit und Bioplastik umstritten, weil sie Böden brauchen, auf denen derzeit Nahrungsmittel angepflanzt werden.

Der in den USA ansässige Konsumgüterriese Procter & Gamble verfolgt den ehrgeizigen Plan, sein Verpackungsmaterial langfristig vollständig aus recycelten Materialien herzustellen. Er sieht in Bioplastik eine Chance, das Ziel zu erreichen.

"Da wir uns mit pflanzlichen Materialien zur Herstellung von Biokunststoffen beschäftigen, wissen wir um die Bedeutung nachhaltiger Quellen", meint Jack McAneny, ein Firmensprecher. "Die BFA bietet eine wunderbare Gelegenheit, mit gleichgesinnten Firmen, dem WWF und anderen Akteuren zu kooperieren und über in Frage kommende Pflanzenrohstoffe im Sinne einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Firmenpolitik zu diskutieren."

Doch Entwicklungs- und Umweltorganisationen kritisieren, dass die junge Bioplastikindustrie weitgehend unreguliert arbeiten kann. Die Fragen nach der Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten werden nicht von unabhängigen Prüfern, sondern von den Unternehmen selbst beantwortet.

"Auch wenn es sehr ermutigend ist, dass sich diese Konzerne um nachhaltige Lösungen der Probleme bemühen, sollten die Mitglieder der neuen Allianz einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen - also möglichst alle kurz-, mittel- und langfristigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Biokunststoffproduktion unter die Lupe nehmen", meint Dana Perls vom Nahrungsmittel- und Technologieprogramm der Freunde der Erde.


Landfrage

"Haben wir überhaupt genug Land, um die wachsende Nachfrage nach Bioplastikrohstoffen zu bedienen? Wenn wir uns die Plastikberge vorstellen, die in der Zukunft gebraucht werden, stellt sich die Frage nach der Größenordnung der Anbauflächen. Wird es dann noch Land für die Nahrungsmittelproduktion geben?", fragt Perls. "Wir müssen uns die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Ökonomien des gesamten globalen Südens klarmachen."

Perls wies ferner darauf hin, dass Bioplastik nur eine Komponente der Synthetischen Biologie ist, deren Auswirkungen noch nicht vollständig erforscht worden sind. Auch sie kritisiert die fehlenden staatlichen Kontrollen. "Wir sind der Meinung, dass sich die Industrie nicht selbst regulieren darf. Wir brauchen starke Kontrollmechanismen, bevor wir ihr erlauben sollten, Bioplastik als nachhaltiges Produkt auf den Markt zu bringen." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.bioplasticfeedstockalliance.org/
http://www.ipsnews.net/2013/11/multinationals-interest-grows-in-sustainable-bioplastics/

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IPS-Tagesdienst vom 22. November 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2013