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ANBAU/124: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Grüne Monotonie (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 102/3.2009
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie


Raubbau für Palmöl
Tropenwald-Spezial Recherche in Indonesien 2009

Grüne Monotonie

Von Jule Naundorf, Hamburg


Wir stehen in einer Ölpalmplantage. Alles ist grün, grün, grün - aber sehr monoton. Was ist das eigentlich für eine Pflanze - die Ölpalme?

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) hat ihren Ursprung in Westafrika. Sie wird heute allerdings hauptsächlich in Südostasien angebaut, vorwiegend in Plantagen. Der Anbau ist in den letzten zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen, so dass die weltweiten Anbauflächen mehr als 12 Millionen Hektar groß sind. 80 Prozent davon verteilen sich auf nur drei Länder: Malaysia, Indonesien und Nigeria. Die Größe der Flächen ist in allen drei Länder recht ähnlich, jedoch sind die Erträge in Südostasien etwa sieben- bis achtmal höher als in Afrika. In Südostasien hat sich die Anbaufläche für Ölpalmen seit 1995 schnell vergrößert: Um 50 Prozent in Malaysia und um 180 Prozent in Indonesien. Dort sind derzeit 5,6 Millionen Hektar mit Ölpalmplantagen bepflanzt. Durch die hohen Erträge erzielen die beiden Länder zusammen über 85 Prozent sowohl der Produktion als auch des Exports von Palmöl. Die Vernichtung der Wälder und die Verseuchung von Böden und Wasser im Zuge des Palmölbooms hat für Millionen Menschen massive soziale Folgen.

Kleinbetriebe mit ökologischer Wirtschaft sind die Ausnahme. Bauern, die versuchen auf eigene Faust zu wirtschaften, geraten sehr schnell in Abhängigkeit der großen Konzerne, ihrer Fabriken, Straßen, Transportwege und dem Zugang zum Markt. Innerhalb weniger Stunden müssen die geernteten Palmfrüchte in den Mühlen verarbeitet werden, sonst ist der Qualitätsverlust zu groß. Kleinbauern haben so oft keine Alternative und müssen sich dem Diktat der Unternehmen beugen. Der Anbau von Ölpalmen erfolgt zumeist in Plantagen, üblicherweise in Abständen von neun Metern im Dreiecksverband. Die Setzlinge werden 16 bis 18 Monate in einer Baumschule aufgezogen, bevor sie zu Beginn der Regenzeit in die Plantage verpflanzt werden.

Zuvor hat das Unternehmen nach dem Erwerb einer staatlichen Umwandlungsgenehmigung Zufahrtsstraßen gebaut und Land gerodet. Wertvolles Holz wird zuerst entnommen, dann die gesamte Vegetation entfernt. Pflanzenreste werden an Zellstofffabriken verkauft oder verbrannt. Wo Abbrennen verboten ist, werden sie mechanisch entfernt. Da das mechanische Verfahren im Schnitt zwei- bis dreimal teurer ist als die Brandrodung, wird das Verbot häufig missachtet. Bereits zwei bis drei Jahre nach der Pflanzung können die Früchte in Handarbeit geerntet werden. Die Arbeiter schlagen mit scharfen Macheten die Blätter ab, bis sie zu den Fruchtständen gelangen, die zwischen 10 und 40 Kilo wiegen. Die einzelnen Früchte sehen wie rötliche Pflaumen aus, die in einem engen Verbund wie in einer Traube zusammengeschlossen sind. Nach der Ernte müssen die Früchte innerhalb von 24 Stunden verarbeitet werden. In den Ölmühlen werden sie zuerst bei 130 Grad dampfsterilisiert, um Fett spaltende Enzyme zu inaktivieren. In großen Trommelkesseln werden die Früchte aus den Fruchtständen gelöst und durch nochmaliges Kochen weiter aufgeweicht. Dies führt gleichzeitig zu einer Loslösung des Fruchtfleisches vom Kern und zur Formung einer homogenen, gut pressbaren Fruchtmasse. Anschließend wird in hydraulischen Pressen das Palmöl gewonnen. Die Palmkerne werden vom restlichen Fasermaterial gereinigt, getrocknet, anschließend mechanisch aufgeknackt und dann gepresst.

Palmöl hat im Vergleich zu anderen pflanzlichen Ölen zwei entscheidende Vorteile: einen hohen Schmelzpunkt und der feste Zustand seines Olein-Bestandteils bei Raumtemperatur. Palmöl ist ein wichtiger Rohstoff in der Lebensmittelindustrie, aber auch für die Produktion von Kosmetik und Waschmitteln. Margarine, Schokolade, Shampoo und Tiefkühlpizza - überall findet sich Palmöl. Das Kernöl wird für ganz ähnliche Zwecke genutzt. Es ist besonders hochwertig, da es zu 80 Prozent Fettsäuren enthält (Palmöl 50 Prozent).

In den Hauptproduktionsländern bringt ein Hektar Ölpalmen einen Ertrag von drei bis fünf Tonnen - in Ausnahmefällen bis zu zehn Tonnen Rohpalmöl. Ein nachhaltiger Anbau wird zurzeit viel diskutiert. Eine Monokultur aus Ölpalmen kann aber auf keinen Fall als nachhaltig bezeichnet werden. Seit 2003 arbeitet der WWF mit verschiedenen Unternehmen an einem Zertifizierungssystem, dem RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl), doch gibt es bisher keine wirklichen Erfolge. Die verarbeitenden Unternehmen haben wenig Interesse an nachhaltig produziertem Palmöl. Von den derzeit verfügbaren 1,3 Millionen Tonnen Palmöl, die nach RSPO Kriterien produziert wurden, sind laut WWF bisher nur 15.000 Tonnen (ca. ein Prozent) verkauft worden.


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2009