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ANBAU/137: Äpfel wollen hoch hinaus - Streuobstanbau lohnt sich wieder (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 2/10
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Äpfel wollen hoch hinaus
Streuobstanbau lohnt sich wieder

Von Beate Kitzmann


Streuobstwiesen sind wieder im Kommen. Sogar Städter haben sie wiederentdeckt, um ihren Lebensraum sinnvoll und vor allem naturfreundlich zu gestalten. Streuobstbau kann und muss jedoch rentabel sein.

Diese Form des Obstbaus ist eine umweltverträgliche Bewirtschaftungsmethode, mit der Äpfel, Birnen, Kirschen und andere Arten auf hochstämmigen Bäumen erzeugt werden. Im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen stehen die Bäume häufig "verstreut in der Landschaft".

In Mitteleuropa bleiben die Streuobstbestände prägender Bestandteil der Kulturlandschaft, vergleichbar mit agroforstwirtschaftlichen Anbausystemen Südeuropas wie den iberischen Dehesas, Oliven- oder Mandelhainen.

Für die mitteleuropäische Biodiversität spielen Streuobstbestände mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten eine herausragende Rolle. In den 1950er bis 1970er Jahren waren Streuobstbestände durch öffentlich geförderte Rodungen gefährdet, die meist die Umwandlung in niederstämmige Monokulturen zum Ziel hatten. Heutzutage sind Streuobstbestände am stärksten durch Bebauung, in Ballungsräumen durch Umwandlung in Gartengrundstücke sowie in ländlichen Räumen durch Nutzungsaufgabe und Verbrachung bedroht. All das führte zu einem empfindlichen Rückgang der Streuobstwiesen auf nur noch 300.000 bis 500.000 Hektar.

Seit Anfang der 1980er Jahre bemühen sich Naturschützer, Landwirte, die öffentliche Hand und Keltereien vermehrt um Schutz und Förderung der Streuobstbestände in Deutschland. Motivation dafür ist die Bedeutung des Streuobstbaus für Landschaftspflege und Naturschutz, als Kulturgut und als Erwerbszweig sowie für Naherholung und Tourismus. Die von Plantagenobst getrennte Erfassung und Vermarktung von Streuobstprodukten bringt einen Marktwert in Millionenhöhe mit sich.


NABU-Qualitätszeichen

Der Bundesfachausschuss (BFA) Streuobst des NABU setzt sich aktiv für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ein. Diesem Ziel sowie fairen Preisen in der Landwirtschaft dient unter anderem die Vergabe des NABU-Qualitätszeichens für Streuobstprodukte.

Zahlreiche Streuobstvereine, Keltereien und Naturschutzgruppen haben Vermarktungsmodelle speziell für Getränke initiiert. Sie zahlen Preise von rund 15 bis 20 Euro je Doppelzentner Obst. Das liegt im Durchschnitt der Jahre deutlich über den Saisonpreisen der Früchte aus konventionellem Anbau. Besser als jedes andere Argument überzeugt es den Erzeuger, dass sich die Bewirtschaftung wieder lohnt.

Die Anforderungen des NABU-Qualitätszeichens sollen die umweltverträgliche Landnutzungsform des Streuobstbaus fördern und hochwertige und weitestgehend schadstofffreie Erzeugnisse liefern. Das Qualitätszeichen erhalten Verarbeiter und Erzeuger von Streuobstprodukten nur dann, wenn sie die Vergabeanforderungen des NABU erfüllen. Dazu gehören neben dem erhöhten Erzeugerpreis auch der Verzicht auf Konservierungsstoffe und die Verwendung von Mehrwegbehältnissen.


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Hersteller von Streuobstprodukten mit NABU-Qualitätszeichen:

Baden-Württemberg
Kelterei Falter Fruchtsaft, Harfenburgweg 17, 69434 Heddesbach, Tel. 06272-9212-0
Bittenfelder Fruchtsäfte Petershans, Schillerstraße 166, 71336 Waiblingen-Bittenfeld, Tel. 07146-8751-0
Apfelsaft aus Rechberghausen, Bossler Straße 1, 73119 Zell u.A., Tel. 07164-12117
Hohenloher Fruchtsäfte, Heidweg 11, 74523 Schwäbisch-Hall, Tel. 0791-52011
Förderverein Offenburger Streuobst-Apfelsaft, In den Matten 14, 77652 Offenburg, Tel. 0781-91906858
St.-Katharinen-Kellerei, Endinger Straße 8, 79346 Endingen-Königschaffhausen, Tel. 07642-9040-11

Hessen
Kelterei Gerths Fruchtsäfte, Burgstraße 25, 34359 Reinhardshagen/Weser, Tel. 05544-288
Natursaftkelterei Mayer-Schlichterle, Hans-Ross-Straße 18, 35099 Burgwald, Tel. 06457-358
Kelterei Elm, Am Weiher 7, 36103 Flieden, Tel. 06655-9800

NRW und Rheinland-Pfalz
FÖNO-NABU Streuobst, Aachener Straße 33, 53909 Zülpich, Tel. 02252-833030

Niedersachsen
Interessengemeinschaft Streuobst Schwiegershausen, Steiler Weg 21, 37520 Osterode, Tel. 05522-6934

Schleswig-Holstein
AK Alte Obstwiese Neumünster, Petersburger Weg 5, 24113 Kiel, Tel. 0431-6474725

Mecklenburg-Vorpommern
Saft von der Insel Koos, Rudolf-Breitscheid-Straße 5, 17489 Greifswald, katharina.holz@gmx.de


Ausführliche Infos zum Thema samt den genauen Vergaberichtlinien unter www.streuobst.de


Im Schattenblick nicht veröffentlichte Abbildung der Originalpublikation:
Streuobstwiese mit blühenden Zwetschgen- und Kirschbäumen.


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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 2/10, S. 36-37
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1500, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-0, Fax: 030/284984-2000
E-Mail: nabu@nabu.de
Internet: www.NABU.de

"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2010