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CHEMIE/242: Pflanzenschutz- und Düngemittel-Industrie im Aufwind (IVA)


Industrieverband Agrar e. V., Frankfurt am Main
Pressemitteilung, 5. Mai 2009

Pflanzenschutz- und Düngemittel-Industrie im Aufwind


(Frankfurt a. M., 5. Mai 2009) Das Allzeithoch bei den Agrarpreisen hat der Pflanzenschutz- und Düngemittel-Industrie im Jahr 2008 außergewöhnliche Wachstumsraten beschert. Der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel verzeichnete ein Plus von über 25 Prozent und erreichte 41,7 Milliarden Dollar (Vj.: 33,2 Mrd.). "In wichtigen Regionen - insbesondere in Osteuropa, Südamerika und Asien - kam es durch die Preisentwicklung zu einem starken Intensitätsschub in der Landwirtschaft", erklärte dazu der Präsident des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA), Hans Theo Jachmann, Syngenta Agro GmbH, vor der Presse in Frankfurt. "Es lohnte sich für die Bauern, auf hohe Erträge zu setzen".

Auch in Deutschland sind die Umsätze mit Pflanzenschutzmitteln kräftig gestiegen. Mit 1,38 Milliarden Euro lagen die Verkäufe der IVA-Mitgliedsfirmen an den Großhandel fast 12 Prozent über dem Niveau von 2007 (1,23 Mrd.). Die abgesetzte Wirkstoffmenge blieb dagegen zwei Prozent unter dem Vorjahreswert. Der höhere Umsatz resultierte aus Preissteigerungen und einer verstärkten Nachfrage nach innovativen Pflanzenschutzmitteln.

Die Exporterlöse der IVA-Mitglieder im Pflanzenschutz haben sich ebenfalls kräftig erhöht und liegen mit rund drei Milliarden Euro 13 Prozent höher als im Vorjahr (2,64 Mrd.).


Volatile Düngemittelmärkte

Auf den internationalen Märkten für Düngemittel führte die Hausse bei Mais, Weizen und Soja zunächst zu einem enormen Nachfrageschub. Die Preise für Mineraldünger erreichten Ende des dritten Quartals historische Höchstmarken. Alle Werke wurden auf Hochtouren gefahren. Schon im Herbst brachen die Verkäufe allerdings mit den unerwartet wieder fallenden Preisen für Agrargüter und als Folge der Finanzkrise zusammen. "Zum Jahresende waren europaweit Produktionskapazitäten in signifikanter Größenordnung stillgelegt oder nicht voll ausgelastet", berichtete Hermann Kuhlmann, Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im IVA. "Alle Marktteilnehmer müssen sich wohl in Zukunft auf eine stärkere Volatilität und damit auch auf ein größeres Risiko auf den Düngemittelmärkten einstellen."

Der Gesamtumsatz der Düngemittel-Industrie in Deutschland stieg - vor allem preisbedingt - im Jahr 2008 auf rund vier Milliarden Euro (Vj.: 2,4 Mrd.). Davon entfielen auf den Inlandsumsatz 1,64 Milliarden Euro, eine Zunahme um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1,05 Mrd.). Anders als bei Pflanzenschutzmitteln war bei Düngemitteln auch eine deutliche Absatzsteigerung zu verzeichnen. Die Exporterlöse stiegen um 74 Prozent und erreichten 2,35 Milliarden Euro (Vj.: 1,35 Mrd.).


Optimistischer Blick in die Zukunft

"Die Landwirtschaft erweist sich als stabiler Faktor in der Krise und als Branche mit guten Wachstumschancen", so das Resümee von Verbandspräsident Jachmann. Schon in zehn Jahren werden rund acht Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Die Nachfrage nach Getreide wird um zwei Prozent jährlich steigen. Die Preise für Weizen, Mais und Ölsaaten dürften sich um 40 bis 60 Prozent über den Durchschnittspreisen der letzten zehn Jahre einpendeln, sagen OECD und FAO voraus. Schwerpunkte des Wachstums liegen in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China).


Begrenzte Fläche erfordert Intensivierung

Eine Ausweitung der Ackerfläche ist nur noch in geringem Ausmaß möglich. Der zusätzliche Bedarf muss deshalb durch höhere Erträge von den vorhandenen Flächen gedeckt werden. "Das macht eine höhere Nährstoffzufuhr notwendig, die nur durch Mineraldünger gedeckt werden kann", so Kuhlmann. Während 1950 acht Prozent der Weltbevölkerung durch den Einsatz von Mineraldüngern ernährt wurden, sind es heute knapp 50 Prozent, und der Anteil wird in Zukunft weiter steigen. "Die Produktionskapazitäten für Mineraldünger können entsprechend dem wachsenden Bedarf ausgebaut werden, sodass auch in Zukunft ausreichend Nährstoffe für den Pflanzenbau zur Verfügung stehen", erläuterte Kuhlmann.

Deutschland und mit ihm Europa werden wegen ihrer vorteilhaften Produktionsbedingungen eine wichtige Rolle auf den Agrarmärkten spielen, ist sich Jachmann sicher. "Sie gehören zu den Regionen mit der höchsten Flächenproduktivität - dank günstiger Boden- und Klimabedingungen, dank der hervorragenden Infrastruktur und nicht zuletzt dank des großen Know-hows ihrer Landwirte", erklärte er.


Pflanzenschutz-Politik: Innovationsblockaden abbauen

Für hohe und sichere Erträge ist chemischer Pflanzenschutz unverzichtbar. Europa ist das globale Kompetenzzentrum für den chemischen Pflanzenschutz. "Die drei forschenden Unternehmen, die ihre Zentralen in Deutschland und in der Schweiz haben, tätigen etwa 60 Prozent der weltweiten Investitionen in Forschung und Entwicklung für den Pflanzenschutz. Zwei Drittel der heute verwendeten Wirkstoffe stammen aus ihren Laboren", erklärte Jachmann. Von den Ergebnissen profitieren die Landwirte weltweit.

"Unsere Industrie forscht und entwickelt seit langem im Rahmen der weltweit strengsten Pflanzenschutz-Gesetzgebung. Damit der Innovationsmotor nicht ins Stottern gerät, muss die Politik auch für einen reibungslosen Ablauf der behördlichen Zulassungsverfahren sorgen", forderte der Verbandspräsident.

Derzeit verzögerten sich viele Zulassungen, weil die personelle und technische Ausstattung der Behörden nicht mit dem erweiterten Aufgabenkatalog Schritt hält. Zugleich appellierte Jachmann an die Politik, Entscheidungsprozesse zu entideologisieren, auf fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen und auch den eigens dafür eingerichteten Behörden ausreichend politische Rückendeckung zu geben. Die nächste Nagelprobe dafür werde die Umsetzung der neuen EU- Zulassungsverordnung für Pflanzenschutzmittel und der EU-Richtlinie für einen nachhaltigen Pflanzenschutz sein. Dringend notwendig sei in diesem Zusammenhang, dass die Politik von sich aus den Nutzen moderner Agrartechniken - für die Landwirtschaft, die Umwelt, aber vor allem für den Verbraucher - weit stärker herausstellt als bisher.


Der Industrieverband Agrar e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 47 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.


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Quelle:
IVA-Pressemitteilung, 05.05.2009
Herausgeber:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Der Verband der Pflanzenschutz- und Düngemittelhersteller
Tel.: +49 69 2556-1249 oder +49 177 8772222
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2009