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CHEMIE/280: Verbände fordern intensivere Untersuchung des Unkrautkillers Roundup (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 7. Juli 2011

Umwelt- und Ökoanbau-Verbände fordern eine intensivere Untersuchung des Unkrautkillers Roundup


Auf Einladung des NABU Rheinland-Pfalz trafen sich die Umwelt- und Ökoanbau-Verbände NABU, BUND, GNOR, Bioland und Stiftung Ökologie und Landbau zu einem Meinungsaustausch über die aktuellen Studien zum Herbizid Roundup. Eingeladen waren auch Staatsministerin Ulrike Höfken und Staatssekretär Dr. Thomas Griese aus dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Die Verbände fordern das rheinland-pfälzische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten auf, den Pestizid-Wirkstoff Glyphosat einer kritischen Neubewertung zu unterziehen. Neue Erkenntnisse über Glyphosat-Rückstände in Futtermitteln und Tierausscheidungen machten eine systematische Prüfung entlang der Nahrungskette dringend erforderlich, da ein Risiko für die Gesundheit der Menschen nach heutigem Kenntnisstand nicht auszuschließen sei. Deshalb müssten neben den Futtermittelimporten auch Milch- und Fleischprodukte sowie Eier auf Rückstände dieser chemischen Mittel untersucht werden. Der NABU hat in einer aktuellen Studie die Risiken aus der Anwendung des Breitbandherbizids Glyphosat (Roundup) untersucht. Die Ergebnisse sind nach Aussagen des Verbandes besorgniserregend. So könne Glyphosat, sowie sein Abbauprodukt AMPA und das den Präparaten beigemischte Mittel Tallowamin menschliche Zellen schädigen. Die Mittel stünden zudem im Verdacht, die menschliche Darmflora negativ zu beeinträchtigen und so der Wegbereiter für zahlreiche gefährliche Krankheitserreger zu sein. Nachgewiesen seien ebenso verminderte Fruchtbarkeit und Störungen der Embryonalentwicklung, da sie über die Plazenta von der Mutter an das Ungeborene weiter gegeben werden. Im Tierversuch beeinträchtigte Glyphosat selbst bei niedrigen Dosen die Embryonalentwicklung bei Fröschen und Küken erheblich.

"Angesichts der Fülle von besorgniserregenden Hinweisen ist es unverantwortlich, dass die deutschen Futtermittelimporte nicht regelmäßig getestet werden und unsere Behörden bis heute nicht überprüfen, welche Mengen an Glyphosat, AMPA und Tallowamin die deutschen Verbraucher über die unterschiedlichen Pfade der Nahrungskette konsumieren", erklärt NABU-Vorsitzender Siegfried Schuch. Die Umwelt- und Ökoanbau-Verbände fordern von der rheinland-pfälzischen Landesregierung, sich auf allen Ebenen der EU, im Bundesrat und auf Landesebene dafür einzusetzen, dass die Zulassung des Breitband-Herbizides Glyphosat und des Formulierungsmittels Tallowamin neu bewertet wird, einheitliche Teststandards für Glyphosat, AMPA und Tallowamin festgesetzt werden, die Grenzwerte für Glyphosat, AMPA und Tallowamin in Nahrungsmitteln überarbeitet und konsequent überwacht werden, ein unverzügliches Verbot des Wirkstoffes Glyphosat für den privaten Anwendungsbereich erlassen wird.

Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken erklärt dazu: "Mit großer Sorge haben wir die neuen Untersuchungsergebnisse zur Kenntnis genommen. Wir werden Prüfungen veranlassen, ob auch nach Rheinland-Pfalz importiere Futtermittel belastet sind." Hintergrundinformationen: Bei Glyphosat handelt es sich um das weltweit am meisten eingesetzte Herbizid. Unter dem Handelsnamen "Roundup" wird es auch in deutschen Klein- und Hausgärten eingesetzt und in jüngster Zeit vom Hersteller massiv beworben. Da hier die Sachkunde der Anwender in Frage gestellt werden muss, das hochgiftige Mittel aber in Laienhand zu fatalen Folgen führen kann, fordern die Verbände ein Verbot des Pestizides für den privaten Einsatz.

Auch im kommerziellen Getreide- und Obstanbau wird Glyphosat großflächig eingesetzt. In einer kürzlich veröffentlichten Studie "Glyphosat und Agrogentechnik" warnt der NABU vor den Gefahren des Unkrautkillers für die Natur und den Menschen. Die Risiken sind auch dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Landwirtschaft (BVL) bekannt: In einer Verordnung verbot das BVL im vergangenen Jahr die Verfütterung der mit Glyphosat und dem Hilfsstoff Tallowamin behandelten Ernteprodukte an Tiere. Für den menschlichen Verzehr gibt es dagegen bislang keine Warnung oder Einschränkung. Es existieren Grenzwerte, was die Aufnahme von Glyphosat für den Menschen angeht, doch diese sind veraltet. Inzwischen ist bekannt, dass das Herbizid schon in viel geringeren Dosen Schäden verursacht, als für die Berechnung seinerzeit zugrunde gelegt wurden. Diese Grenzwerte müssten dringend überarbeitet und neu festgelegt werden. Ohne ein Screening auf Rückstände von Glyphosat in den Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milchprodukte, Eier und Getreideerzeugnisse, aber auch in Futtermitteln, bleibt allerdings jeder Grenzwert ein stumpfes Schwert. Diese dringend erforderliche Überwachung der Grenzwerte erfolgt bislang nirgendwo in Deutschland.


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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz, 07.07.2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juli 2011