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ENERGIE/073: Agrartreibstoff-Branche will 480 Mio ha Land für Energiepflanzen nutzen (FIAN)


FIAN Deutschland e.V. - Pressemitteilung, 21. Mai 2010

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Agrartreibstoff-Lobby will eine halbe Milliarde Hektar Land für Energiepflanzen nutzen.


Köln, 21.5.2010. Am Donnertsag ist im spanischen Sevilla die internationale Konferenz der Agrartreibstoffindustrie 'World Biofuels 2010' zu Ende gegangenen. Dort wurden die Ausbaupläne der Agrartreibstoff-Befürworter mit schockierden Zahlen untermauert. 480 Millionen Hektar Land [1] sollen bis 2045 für den Anbau von Energiepflanzen genutzt werden. Die Menschenrechtsorganisation FIAN ist entsetzt über diese angeblich nachhaltigen Zielsetzungen, die sogar mit der Umweltorganisation WWF einen Fürsprecher findet. Laut FIAN werden solche Pläne massive Vertreibung ländlicher Gruppen mit sich bringen und den Hunger weltweit verschärfen.

Seit 2008 wird wieder intensiv darüber debattert, wie eine stetig wachsende Weltbevölkerung in Zukunft ernährt werden kann. Ein Kernthema dort sind die begrenzten Resourcen Land und Wasser. "Es ist mir schleierhaft, wie vor diesem Hintergrund zusätzlich eine halbe Milliarde Hektar Land für die Agrartreibstoffproduktion zur Verfügung gestellt werden kann", so Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland. "Diese Pläne sind ohne eine massive Zunahme von Landkonflikten, bei denen die Ärmsten immer als Verlierer hervorgehen, nicht umsetzbar." Schon heute werden Indigenengruppen und Bauernfamilien vertrieben und verlieren den lebenswichtigen Zugang zu Land und Wasser durch riesige Agrartreibstoff-Projekte.

Neben den sozialen Folgen sieht FIAN auch in den Umweltauswirkungen des Anbaus von Energiepflanzen, wie Zuckerrohr, Jatropha oder der Ölpalme, große Probleme. "Bis heute ist der Nutzen der Agrartreibstoffe zur Bekämpfung des Klimawandels unklar. Zudem werden die Pflanzen durch eine industrielle Landwirtschaft auf riesigen Flächen angebaut, was Umweltzerstörungen mit sich bringen." Gerade vor diesem Hinhergrund ist es unverständlich, dass die Umweltorganisation WWF solche Ziele in Sevilla als Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie präsentiert.

Download: http://ml.new.fian.de/attachments/100521_FIAN_Agrartreibstoffe.pdf

FIAN (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.

[1] Zum Vergleich: Die Gesamtfläche der Europäischen Union beträgt 430 Millionen Hektar.


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Quelle:
FIAN Deutschland e.V.
Pressemitteilung, 21.05.2010
Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel.: +49-221 / 70 200 72
Internet: www.fian.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2010