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FISCHEREI/190: Schutzstation und WWF fordern Verbot für Muschelimporte (SCHUTZSTATION WATTENMEER)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 1.09.2010

Ministerin soll Aliens stoppen

Schutzstation Wattenmeer und WWF fordern Verbot für Muschelimporte


Anlässlich der heutigen Eröffnung der Miesmuschelsaison durch die schleswig-holsteinische Umweltministerin Juliane Rumpf fordern Schutzstation Wattenmeer und WWF ein sofortiges Ende der Importe gebietsfremder Miesmuscheln in das Wattenmeer. Seit Jahren importieren Fischer tausende von Tonnen an sogenannten Saatmuscheln (junge Miesmuscheln) aus Irland und Großbritannien. Die Muscheln werden in den Nationalpark gebracht. Nach dem Heranwachsen werden sie abgefischt und für den Verzehr verkauft. Nach Ansicht der Naturschutzorganisationen besteht die große Gefahr, dass mit den Muscheln gebietsfremde Arten in das Wattenmeer eingeschleppt werden.

Die Muschelfischerei möchte mit dem Import der aus ihrer Sicht zu geringen natürlichen Produktion an Saatmuscheln im Wattenmeer begegnen. "Eine nachhaltige Muschelfischerei muss sich besonders in einem Schutzgebiet an den natürlichen Gegebenheiten orientieren," sagte Silvia Gaus, Naturschutzexpertin bei der Schutzstation Wattenmeer. "Wenn im Nationalpark Wattenmeer nicht genügend Saatmuscheln entstehen, muss sich die Fischerei einschränken."

Der Import ist mit erheblichen Risiken verbunden. In Begleitung der Muscheln reisen andere Arten mit: Sie haften an ihnen, schwimmen als Larven im Begleitwasser oder leben als Parasiten in den Muscheln. Viele dieser "blinden Passagiere" sind nicht sichtbar und können weder erkannt noch sicher entfernt werden. Und stets sind darunter gebietsfremde Arten, die so in neue, von ihnen noch nicht besiedelte Gebiete eingeschleppt werden können. "Im Wattenmeer gibt es durch die Sünden der Vergangenheit schon viel zu viele Bioinvasoren, die immer mehr dazu führen, dass wir keine heimische, sondern eine globalisierte Natur vorfinden", sagte Hans-Ulrich Rösner, Leiter des Wattenmeerbüros beim WWF. "Eine solche Globalisierung steht im Gegensatz zum Schutz der bisher noch einmaligen Natur des Wattenmeeres." Zu den bekanntesten eingeschleppten Arten an der Nordseeküste gehören die Pazifische Auster, die Amerikanische Schwertmuschel, die Pantoffelschnecke und die Wollhandkrabbe. Sie alle vermehren sich massenhaft.

Schutzstation Wattenmeer und WWF erwarten von Umwelt- und Fischereiministerin Rumpf, bei der Entwicklung der Muschelfischerei streng auf Nachhaltigkeit zu achten. Die Fischerei dürfe den Schutz des Wattenmeeres nicht beeinträchtigen. Deshalb müsse es zu einem sofortigen Stopp für das Aussetzen gebietsfremder Miesmuscheln in die Natur kommen. In den Niederlanden ist dies der Fall, dort dürfen Miesmuscheln aus der benachbarten Oosterschelde nicht in das Wattenmeer gebracht werden. Für sinnvoll halten die Naturschutzverbände die Bemühungen, Saatmuscheln an ausgehängten Leinen zu gewinnen, an denen sich die Muschellarven festsetzen. Wenn die Methode erfolgreich sei und keine neuen Probleme verursache, müsse mit ihr die Fischerei auf die Saatmuscheln am Boden ersetzt und so künftig alle natürlichen Muschelbänke geschont werden.


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Quelle:
Presseinformation, 31.08.2010
Herausgeber:
Schutzstation Wattenmeer e.V., Pressestelle
Dipl.Biol. Christof Goetze
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2010