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GENTECHNIK/933: Testbiotech legt wegen GRACE-Forschung Beschwerde ein (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 12. März 2015
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Testbiotech legt wegen GRACE-Forschung Beschwerde ein

Ombudsfrau soll Untätigkeit der EU-Kommission untersuchen


Testbiotech hat bei der europäischen Bürgerbeauftragten (EU-Ombudsfrau) Beschwerde wegen Untätigkeit der EU-Kommission eingelegt. Die Organisation hatte gezeigt, dass Mitglieder des EU-Forschungsprojekts GRACE, das sich mit den Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen befasst, falsche oder ungenügende Angaben über mögliche Interessenkonflikte gemacht hatten. Zudem hatten die GRACE-Wissenschaftler bei der Darstellung von Ergebnissen aus Fütterungsversuchen Hinweise auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung von Ratten nicht berücksichtigt. Insgesamt vermittelt das Umfeld des Forschungsprojekts, das mit öffentlichen Geldern finanziert wird, den Eindruck einer industrienahen Vetternwirtschaft.

Die Bedeutung des GRACE-Projekts geht über die Risikobewertung einzelner Gentechnik-Pflanzen hinaus: Das Ergebnis des Projekts soll ausschlaggebend dafür sein, welche Standards in der EU bei der Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen zukünftig angewendet werden. Testbiotech hat die EU-Kommission daher aufgefordert, sicherzustellen, dass höchste wissenschaftliche Standards bei der Durchführung des Projekts angelegt werden. Doch die EU-Kommission, die für das Forschungsprojekt verantwortlich ist, hat in einem Briefwechsel mit Testbiotech deutlich gemacht, dass sie keine Konsequenzen aus den Mißständen ziehen will.

"Im Fall von GRACE drängt sich der Eindruck auf, dass die Bürger der EU doppelt geschädigt werden: Die Verbraucher sollen nicht nur die Risiken tragen, vielmehr werden ihre Steuergelder auch noch dazu missbraucht, eine von der Industrie gelenkte Forschung zu bezahlen. Das Verhalten der EU-Kommission ist geeignet, die Glaubwürdigkeit der mit öffentlichen Geldern finanzierten Risikoforschung erheblich zu beschädigen", erklärt Christoph Then von Testbiotech.

Das Amt eines EU-Bürgerbeauftragten, das derzeit von Emily O'Reilly ausgefüllt wird, erlaubt es Bürgern und Organisationen, sich über Missstände in den Organen und Einrichtungen der Europäischen Union zu beschweren. Wird die Beschwerde angenommen, verfasst die Ombudsfrau einen Untersuchungsbericht. Testbiotech hatte bereits in der Vergangenheit Beschwerden wegen Interessenkonflikten der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA eingelegt, die teilweise erfolgreich waren.


Weitere Informationen:

Text der Beschwerde
http://www.testbiotech.org/node/1182

Letzter Bericht von Testbiotech über das GRACE-Projekt
http://www.testbiotech.org/en/node/1129

Testbiotech-Briefe an die EU-Kommission
http://www.testbiotech.org/node/1183

Die bisherigen Antworten der EU-Kommission
http://www.testbiotech.org/node/1184

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Quelle:
Testbiotech e. V., 12.03.2015
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2015

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