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AGRARINDUSTRIE/058: Antibiotikaresistente Keime in Umgebung von Hähnchenmastanlage in Niedersachsen (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 24. Januar 2012

Antibiotikaresistente Keime in Umgebung von Hähnchenmastanlage in Niedersachsen nachgewiesen


Im Abstand von bis zu 400 Metern von einer Geflügelmastanlage in Niedersachsen befinden sich am Boden und auf Pflanzen antibiotikaresistente Keime. Dies ergab die Analyse von Stichproben, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit der örtlichen Bürgerinitiative des Netzwerkes "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" und dem ZDF bei einer Hähnchenmastanlage bei Neustadt am Rübenberge genommen hatte. Mit dem Verfahren sogenannter "Sockentupferproben" wurden in drei von zwölf Proben ESBL-bildende E.coli-Bakterien (Extended Spectrum Beta-Lactamase) nachgewiesen. Der BUND bewertet die Funde als besorgniserregend, da die Keime unter anderem auch in Gärten eingetragen werden und über Rohkost wie Karotten oder Salate in die Nahrungskette gelangen können.

Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin: "Unsere Ergebnisse zeigen ein Problem, das Agrarministerin Ilse Aigner seit langem bekannt ist. Über die Abluft von Intensivtierhaltungen gelangen antibiotikaresistente Keime in die Umwelt und können die Gesundheit von Anwohnern gefährden. Ministerin Aigner muss umgehend handeln und die Menschen in der Umgebung solcher Anlagen wirksam vor den gesundheitlichen Risiken der Massentierhaltung schützen."

Eine Richtlinie des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) für sogenannte Bioaerosole, also luftgetragene Erreger, liege Bund und Ländern bereits vor. Sie beinhalte Abstandsauflagen und Vorschriften für Luftfilter in Intensivtierhaltungen. Die Richtlinie sei jedoch bisher nicht in Kraft gesetzt worden. Dies müssten Ministerin Aigner und die Bundesländer umgehend nachholen. Antibiotikaresistente Keime dürften nicht weiter über die Stallabluft in Gärten und Lebensmittel gelangen.

Tilman Uhlenhaut, Agrarreferent beim BUND in Niedersachsen, sagt: "Über die Hälfte des Geflügels in Deutschland steht in niedersächsischen Ställen. Aufgrund der hohen Stalldichte besteht in unserem Bundesland sofortiger Handlungsbedarf. Wie sich erneut zeigt, protestieren die Anwohner zu Recht gegen Massentierhaltungs-Anlagen vor ihrer Haustür. Wir rufen die niedersächsische Landesregierung auf, die Bevölkerung umgehend vor den Gefahren zu schützen."


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Quelle:
Presseinformation vom 24.01.2012
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2012