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MARKT/044: Projekt - Streuobstwiesen durch bessere Vermarktung des Obstes erhalten (BUND Lemgo)


Bund für Umwelt und Naturschutz / BUND Ortsgruppe Lemgo - 26. September 2009

Projekt - Streuobstwiesen durch bessere Vermarktung des Obstes erhalten

"Omas Apfelkuchen lebt wieder auf"


Streuobstwiesen sind ein wertvoller Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, den es zu sichern gilt. Damit Streuobstwiesen mit ihrer Sortenvielfalt aber erhalten bleiben, ist eine sinnvolle Vermarktung des Obstes notwendig. Die Konzeption, Äpfel in eine Mosterei zu geben und je kg 0.10 Ç bis 0,15 Ç je kg zu erhalten, greift nach unserer Auffassung (der Lemgoer Ortsgruppe im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) zu kurz. Viele der alten Sorten hatten ehemals einen höheren Marktwert, weil sie auch anders genutzt wurden. Wir möchten dazu beitragen, dass die Bürger den eigentlichen Wert dieser alten Apfelsorten wieder schätzen lernen. Eine Möglichkeit wäre die Nutzung der Äpfel für Apfelkuchen. Auf die Idee sind wir beim BUND Lemgo durch Besucher des alljährlichen Apfelstandes gekommen. Ältere Besucher gerieten ins Schwärmen, wenn sie die alten Apfelsorten sahen und eine Aussage lautete: "Bei unserer Oma gab es bei feierlichen Anlässen nur Apfelkuchen vom Jakob Lebel. Was anderes kam gar nicht in Frage."

Für Omas und Uromas Apfelkuchen wurden also nicht einfach irgendwelche Äpfel verwandt, da musste es schon ein Dülmener Rosenapfel, ein Jakob Lebel, eine Goldparmäne, ein Altländer oder Horneburger Pfannkuchenapfel, ein Finkenwerder Herbstprinz oder ein Schöner aus Boskoop sein. Diese Tradition möchte wir wieder aufleben lassen. In der alten Hansestadt Lemgo konnten wir als Partner Heike Bergmann vom kleinen Cafe in der Dünnebierstraße gewinnen. Sie war begeistert von der Idee, Apfelkuchen aus den alten Sorten anzubieten. Dort gibt es jezt Bratapfelkuchen von der Goldparmäne oder gedeckter Apfelkuchen vom Jakob Lebel. Eine Woche nach Projektbeginn kann man schon von einem vollen Erfolg sprechen. Die ersten Gäste, die den Apfelkuchen genießen durften, waren voll des Lobes. Die Nachfrage nach Apfelkuchen war so groß, dass Heike Bergmann mit dem Backen kaum noch nachkam und ihr sogar das Mehl ausging.

Das besondere Apfelkuchenangebot soll es möglichst lange geben, aber es steht nur eine begrenzte Menge Äpfel aus der Streuobstwiese zur Verfügung. Willi Hennebrüder: "Wir möchten auch den jüngeren Bürgern klar machen, dass Apfel nicht gleich Apfel ist. Wir wollen aber alle Cafés und Bäckereien ermutigen, einen gleichen Weg zu beschreiten und bei den Landwirten in ihrer Nähe einfach einmal anzufragen, ob man nicht entsprechende Äpfel erhalten kann." Für Äpfel in Bioqualität wird ein Preis gezahlt, der zwischen 1,50 Euro und 2,50 Euro je kg liegt, also wesentlich mehr, als bei einer Vermarktung zu Most. Dabei haben auch Lokalsorten ihren besonderen Reiz. Hierzu eine schöne Geschichte (siehe auch Anlage).

Als der Gartendirektor Schumann 1880 von Frankfurt nach Detmold übersiedelte, um dort die fürstlich, lippischen Gärten zu übernehmen, fand er in den Schaufenstern und Läden 2 besondere Apfelsorten, den Roten Eiserapfel und einen als Lippisches Tiefenblümchen bezeichneten Dauerapfel. Das Lippische Tiefenblümchen war eine robuste Sorte, die im gesamten Fürstentum verbreitet war. In den Pomologischen Monatsheften des Jahres 1897 schreibt Herr Schumann: "Als Dauerfrucht hat er das Verdienst, dass er sich bis in den Sommer hinein gut hält und von den Konditoren zur Verwendung für Apfelkuchen und Torten sehr gesucht wird." Leider war die Sorte in Lippe nicht mehr aufzufinden. Nach Recherchen des BUND Lemgo gab es nur eine einzige Baumschule in der Nähe von Bremen, die diese Sorte gerettet hat und ein Exemplar des Baumes steht seit vorigem Jahr in der Streuobstwiese am Lindenhaus in Lemgo. Die Sorte ist auch unter dem Namen Doodapfel bekannt. Beim BUND Lemgo will man durch Sortenveredlung dazu beitragen, dass das Lippische Tiefenblümchen wieder in ganz Lippe angebaut und für Apfelkuchen verwendet wird.

Wer etwas zur Herkunft und Verwendung der alten Apfelsorten erfahren möchte, kann die Obstsortendatenbank des BUND Lemgo im Internet nutzen (http://www.obstsortendatenbank.de).


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Quelle:
Pressemitteilung, 26.09.2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Ortsgruppe Lemgo
Oberer Steinbrink 8, 32657 Lemgo
E-Mail: kontakt@bund-lemgo.de
Internet: www.bund-lemgo.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2009