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VERBAND/060: Positionspapier der Berufsimker zur Landwirtschaft (Honighäuschen)


Imkerei Honighäuschen - Bonn, 2. Januar 2009

Positionspapier der Berufsimker zur Landwirtschaft


Der vergangene Dezember, in dem sich die Imker mit Honig, Bienenwachskerzen und Honigmet auf den Weihnachtsmärkten der Region tummelten, brachte eine heftige Diskussion innerhalb der Imkerverbände mit sich. In einem gemeinsamen Begrüßungsschreiben an Landwirtschaftsministerin Aigner hatten die Präsidenten der beiden Imkerverbände DIB (Deutscher Imker Bund) und DBIB (Deutscher Berufs und Erwerbs Imkerbund) aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht und die seit Jahren andauernde Misere der Imkerei in Zusammenhang gebracht mit der ihrer Meinung nach zu enge Verflechtung der Bieneninstitute mit der Agro-Industrie. Die Bienenforscher fühlten sich auf den Schlips getreten und die im Beirat des DIBs versammelten Wissenschaftler, aber auch Imkerfunktionäre wie der Honigobmann oder der Zuchtfachmann traten zurück.

Es gipfelte in einem Abwahlverfahren, daß der Vorsitzende des beim Bieneninstitut Mayen angesiedelte Imkerverband Rheinland, Udo Schmelz, gegen die Imkerpräsidenten initiierte.

Allerdings mußten Udo Schmelz und seine Unterstützer mit langen Gesichtern zur Kenntnis nehmen, daß die Vertreter der größten DIB-Landesverbände sich hinter den gerade gewählten DIB-Chef Peter Maske und den im DIB-Präsidium ebenfalls mit Sitz und Stimme präsenten Vertreters der Berufsimker, Manfred Hederer, stellten. Dies auch auf Druck der Imkerbasis, die es leid ist, als Ursache des Bienensterbens nur die eigene angebliche Unfähigkeit im Umgang mit der Varroamilbe vorgehalten zu bekommen. Auch wenn die Wogen zwischen Imkerverbänden und Bienenwissenschaftlern derzeit noch hoch schlagen, so kommt doch der eine am anderen nicht vorbei. Beide müssen und wollen ihre Arbeit tun. Imker sind mit Sicherheit nicht gegen Forschung und Wissenschaft eingestellt, ich selber als von der Imkerei lebender Berufsimker stelle meinen kompletten Urlaub und einen guten Teil meiner Arbeitszeit einem Bienenforschungsprojekt des Grazer Zoologen Gerald Kastberger zur Verfügung und freue mich auf einen Fünf-Wochen- Aufenthalt in Nepal inmitten von Riesenhonigbienen.

Wenn an dem aus dem Bienenmonitoring abgeleiteten Vorwurf, Bienen stürben hauptsächlich an der Varroa (und damit an der Unfähigkeit der Imker, diese zu behandeln) und nicht an Pflanzenschutzmitteln wie jenen aus der Gruppe der Neonicotinoide etwas dran wäre, könnte man den Ball der Unfähigkeit an die Bieneninstitute wieder zurückgeben. Denn dann hätten sie es in den mehr als 20 Jahren seit erstmaligem Auftreten der Varroamilbe nicht geschafft, dies den Imker entsprechend zu vermitteln. Schließlich obliegt den Bieneninstituten die Aus- und Weiterbildung der Imker. Dann muß man fragen, woran das gelegen haben kann und die entsprechenden Schlüsse ziehen.

Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt - auch nach eigener Erfahrung nach mehr als 25 Jahren Imkerei - daß die Varroamilbe ein sehr großes Problem darstellt. Aber nur für denjenigen, der sich damit nicht beschäftigt. An der Varroamilbe muß kein Bienenvolk sterben, dies muß in aller Deutlichkeit festgehalten werden! Ich werte das Schreiben der Imker-Präsidenten als den Ausdruck der Wut vieler Imker, denen man in einem Atemzug etwas erzählt von der Wichtigkeit ihrer Arbeit und ihres Produktes und die auf der anderen Seite kritisiert werden, wenn sie ihre toten Völker erwähnen. So mancher Imker stellt die zynische Frage, was gewesen wäre, wenn anstelle der 11.500 Bienenvölker, die durch das Bayer-Gift Clothianidin geschädigt bzw. getötet wurden, 11.500 Schweine aufgrund dieses Pflanzenschutzmittels verendet wären. Der Wert eines Bienenvolkes entspricht in etwa dem einer Zuchtsau. Dabei bleibt außen vor, daß Schweine nicht für die Bestäubung der Umwelt zuständig sind - der Wert für den Erhalt der Biodiversität ist nicht einkalkuliert.

Natürlich rief diese Auseinandersetzung auch die Presse auf den Plan. Jede Seite brachte ihre Möglichkeiten ins Spiel, wenn ich die Beiträge in der Stuttgarter Zeitung oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31.12.08 so lese, dann haben da alle ihre Munition verschossen. Beim Lesen des FAZ-Artikels, wiewohl dieser deutlich nach der Sitzung beim DIB vom 20.12.08 erschien, fiel schon eine gewisse Einseitigkeit auf. Da wollte die Wissenschaftsredaktion der FAZ wohl auf die Schnelle den Bienenwissenschaftlern unter die Arme greifen. Keine Rede davon, daß die beiden Imkerpräsidenten Unterstützung erfuhren und trotz Abwahlanträgen mit über zwei Drittel (Maske) und annähernd zwei Drittel (Hederer) Mehrheit bestätigt wurden. Da wollte wohl jemand nicht zu genau nachrecherchieren. Auch die Tatsache, daß es schon lange Überlegungen bei den Verbänden gibt, aus dem Monitoring auszusteigen, wurde verschwiegen. Mal ganz abgesehen von dem Unvermögen des FAZ-Autors, zwischen Bienenwachs und Bienenbrot zu unterscheiden. Und die Austrittswelle aus dem Beirat des DIB - na, jeder weiß doch, was so ein Beirat für Funktionen in einem Verein hat. Da finden sich die Personen wieder, die bei Vorstandswahlen nicht zum Zuge kamen, aber doch irgendwie noch mit Pöstchen bedacht werden sollen. Bisher ist dieser DIB-Beirat nicht wirklich durch seine Veröffentlichungen aufgefallen, kaum kannte man die Namen dieser Beiräte als solche. Eher dadurch, daß einzelne Mitglieder wie z.B. der niedersächsische Landesvorsitzende Jürgen Frühling dadurch bekannt wurden, daß sie auf jeder Imkervereinsversammlung auftauchen, auf der ein langjähriges Vereinsmitglied sein Goldenes Zeidlermännchen nebst Eichenlaub am Bande erhält und die Imkerfachpresse anwesend ist. Wenn diese Beiräte nun zurückgetreten sind, wird niemand den Zusammenbruch des DIBs befürchten müssen.

Allerdings wird es irgendwie weitergehen müssen. Beide Seiten, Imkerverbände wie Bieneninstitute, müssen miteinander klarkommen. Der DBIB hat mit seinem jüngsten Thesenpapier durchaus vernünftige Vorschläge und Forderungen ins Spiel gebracht. Es sind letztlich keine Neuigkeiten, aber beim Bienensterben gibt es ja letztlich auch nichts Neues.

Oder doch? Dr. Wallner vom Bieneninstitut in Hohenheim soll festgestellt haben, daß das sogenannte Guttationswasser von gebeizten Maispflanzen bis zu 1000ppb der Saatgutbeize Clothianidin enthält. Dieses Guttationswasser wird auch von Bienen aufgenommen. Der Hersteller der Saatgutbeizen hatte bisher darauf beharrt, daß das Saatgutbeizmittel hauptsächlich im Boden verbleiben würde und den Bienen nicht zugänglich sei. Sollten sich Dr. Wallners Studien bestätigen, so stünde die Zulassung der gesamten Gruppe der Neonicotinoide zur Debatte.

So fordert der DBIB denn auch weitergehende Untersuchungen, aber auch, beispielsweise dem in solchen Untersuchungen federführenden Julius-Kühn-Institut (JKI) eine bessere personelle wie auch finanzielle Ausstattung zukommen zu lassen. Nach momentaner Lage dauert es aufgrund der Vielzahl vorliegender Untersuchungen zwischen drei und fünf Monaten, bis entsprechende Untersuchungsproben ein Ergebnis zeigen. Während der Ereignisse in Baden arbeiteten die betroffenen Imker und das JKI hervorragend zusammen und die Imker vertrauen auf dieses Institut.


Das vollständige Positionspapier finden Sie verteilt auf sechs Unterseiten hier:
http://honighaeuschen.eu/index.php?id=230
bzw. als pdf zum Download
http://honighaeuschen.eu/uploads/media/DBIB-Positionspapier.pdf

Weitere Meldungen zu Themen der Imkerei finden Sie im RSS-Feed der Imkerei Honighäuschen:
http://honighaeuschen.eu/index.php?id=81&type=100


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Quelle:
Imkerei Honighäuschen, 02.01.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2009