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WALD/122: FSC weist Kritik des Forstwirtschaftsrats zurück (FSC)


FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V - Freitag, 12. Februar 2010

Offener Brief des FSC zu den Äußerungen des DFWR gegen die FSC-Zertifizierung in Deutschland


Freiburg, 12.02.2010


Sehr geehrter Herr Schirmbeck,

mit großem Erstaunen nimmt die FSC Arbeitsgruppe Deutschland Ihre Äußerungen gegen eine FSC-Zertifizierung von deutschen Wäldern zur Kenntnis. Uns irritiert die Tatsache, dass Sie Ihre Vorwürfe auf offenbar unzureichende Informationen zum FSC aufbauen. Umfassende und richtige Informationen, beispielsweise zum Anteil von Gastbaumarten bzw. Nadelholzanteilen im FSC-Standard, sollten dem DFWR bekannt und Grundlage einer sachlichen Diskussion sein. Ihre Einschätzung, dass eine FSC-Zertifizierung im deutschen Wald nicht umgesetzt werden könnte und einem modernen forstlichen Verständnis an eine multifunktionale Forstwirtschaft entgegensteht, teilen wir in keiner Weise. Zahlreiche, nach dem FSC-Standard zertifizierte Waldbesitzer unterschiedlicher Waldbesitzarten in Deutschland beweisen seit vielen Jahren das Gegenteil. Als Vertretung der nach dem FSC-Standard zertifizierten Waldbesitzer und insbesondere unter Berücksichtigung dessen, dass ca. ein Viertel Ihrer Mitglieder auch Mitglieder von FSC Deutschland sind, sind wir über Ihre Äußerungen in ihrer Schärfe sehr verwundert.

Die von Ihnen kritisierte Flächenstilllegung im Wald ignoriert die Tatsache, dass die Bundesregierung eine Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt verabschiedet hat, in der im Wald unter anderem eine Flächenstilllegung von 5% gefordert wird. Das heißt, mit der im Rahmen einer FSC-Zertifizierung geforderten Flächenstilllegung wird diese Forderung der Fachbehörden konsequent umgesetzt. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass Flächenstilllegungen insbesondere zur Sicherung der biologischen Vielfalt in vielen nicht FSC-zertifizierten Landesforstbetrieben heute schon gängige forstliche Praxis und integrativer Bestandteil von Wald-Naturschutzkonzepten bzw. einer zeitgemäßen Biodiversitätsstrategie sind (so z.B. in Hessen, in Bayern oder in Baden-Württemberg). Diese Landesforstbetriebe sowie die nach dem FSC-Standard zertifizierten Forstbetriebe zeigen, dass eine vorbildliche Umsetzung einer ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit möglich ist.

Zu Fragen des Klimaschutzes kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Unbestritten ist die Tatsache, dass die Verwendung von Holz zur CO2-Bindung führt, insbesondere dann, wenn dadurch andere Werkstoffe substituiert werden können und eine langfristige Speicherleistung erreicht wird. Darüber hinaus gehende Äußerungen des DFWR zur CO2-Dynamik lassen auf einen wenig differenzierten Umgang mit dieser wichtigen und Besorgnis erregenden Thematik schließen. Hier bedarf es aus unserer Sicht noch erheblicher weiterer inhaltlicher Auseinandersetzung aller Beteiligten; insbesondere aber auch eines internationalen Blickwinkels.

Aus der FSC Arbeitsgruppe Deutschland ist der Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf eine Balance zwischen Nutzung von Holz und Naturschutz insbesondere im öffentlichen Wald verständlich und berechtigt. Die Erfüllung dieses Anspruchs kann in Deutschland u.a. durch eine FSC-Zertifizierung nachgewiesen werden. Der FSC erlaubt es Forstbetrieben darüber hinaus, sich und ihre Produkte mit dem FSC-Siegel zu vermarkten und so u.a. diesen tatsächlich und vorbildlich stattfindenden Ausgleich zwischen Holznutzung und Naturschutz zu kommunizieren. Entgegen Ihrer Einschätzung beobachten wir darüber hinaus, dass zahlreiche Forstbetriebe durch zu Grunde liegende ökologische und soziale Standards die Vermarktung von Holz verbessern können und einen erkennbaren wirtschaftlichen Erfolg dank FSC verbuchen.

Aus Sicht der FSC Arbeitsgruppe Deutschland erfüllen zahlreiche Forstbetriebe in Deutschland schon viele Anforderungen des FSC-Standards bzw. könnten diese ohne große zusätzliche Aufwendungen erfüllen. Die Zertifizierung weiterer Waldflächen in Deutschland nach FSC, könnte unseres Erachtens wesentlich zu einer Erhöhung der Wertschöpfung aus dem Wald aber auch der nachgelagerten holzbe- und verarbeitenden Betriebe beitragen.

Sehr geehrter Herr Schirmbeck, wir bitten Sie darum, wieder zu einer sachlichen Diskussion zu den Kernthemen zurückzukehren und gemeinsam mit allen Beteiligten zu versuchen, die wichtigen inhaltlichen Fragen einer verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung in Deutschland und weltweit anzugehen. Gerne sind wir bereit Ihnen die Regelungen des FSC-Standards im Detail zu erläutern, damit Sie die Diskussion mit uns und den FSC-zertifizierten Betrieben in Deutschland fachlich fundiert führen können. Wir regen Sie an, zukünftig auch übergeordnete, insbesondere gesellschaftliche Anforderungen an die Wald- und Forstwirtschaft in Deutschland aufzugreifen, um mit Organisationen wie dem FSC konstruktiv an modernen und weltweit als vorbildlich anerkannten Nutzungsstrategien zu arbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Erwin Hussendöfer, Vorsitzender FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V.


Rückfragen und Informationen:

Forest Stewardship Council (FSC)
Dr. Uwe Sayer
Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
Postfach 58 10
D-79026 Freiburg
Tel.: +49 (0)761 / 38653-50
Fax: +49 (0)761 / 38653-79
e-Mail: uwe.sayer@fsc-deutschland.de
Internet: http://www.fsc-deutschland.de

Anmerkung der SB-Redaktion:
Zur Kritik des Deutschen Forstwirtschaftsrats s.a.:
http://www.dfwr.de/presse/pressemitteilungen/PM_05_DFWR_FSC-Zertifizierung_hemmt_Klimaschutz.pdf


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Quelle:
FSC-Pessemitteilung, 12.02.2010
Forest Stewardship Council (FSC)
Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
Postfach 58 10, 79026 Freiburg
Tel.: 0761/38653-50, Fax: 0761/38653-79
Internet: www.fsc-deutschland.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2010