Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

FORSCHUNG/241: Festakt - Fünfzig Jahre Gewässerforschung am Stechlinsee (idw)


Forschungsverbund Berlin e.V. - 11.05.2009

Festakt: Fünfzig Jahre Gewässerforschung am Stechlinsee

Der Bau des ersten Kernkraftwerkes in Deutschland führte vor 50 Jahren zur Gewässerforschung am Stechlinsee.


Für den Stechlinsee war der Bau des ersten Atomkraftwerkes in Deutschland am Ufer des Nehmitzsees ein dramatischer Einschnitt: Zur Kühlung wurden dem Nehmitzsee täglich fast 300 Millionen Liter Wasser entnommen, durch das Kraftwerk gepumpt und anschließend zehn Grad Celsius wärmer als das Seewasser in den Stechlinsee eingeleitet. Die beiden Seen sind durch Kanäle miteinander verbunden. Die wissenschaftlichen Planer des Kernkraftwerkes waren sich bewusst, dass dies nicht ohne Auswirkungen für das sensible Ökosystem des Stechlinsees, eines bedeutenden Klarwassersees, bleiben würde. Sie initiierten daher den Aufbau einer Forschungsstelle für Limnologie. So entstand am 12. März 1959 in Jena (Thüringen) und Neuglobsow (Brandenburg) auf Initiative des damaligen Forschungsrates der DDR und namhafter Akademiemitglieder die "Forschungsstelle für Limnologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin", später wurde die Abteilung in das Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie Jena der Akademie der Wissenschaften der DDR überführt. Seit 1992, nach sehr guter Bewertung durch den Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland, gehört die limnologische Forschungsstätte am Stechlin als Abteilung "Limnologie Geschichteter Seen" zu dem damals neu gegründeten Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). In den letzten 50 Jahren haben die Forscher viel zum besseren Verständnis der komplexen Prozesse in Seen beigetragen. Sie fanden zum Beispiel heraus, dass Treibhausgase entstehen können und identifizierten die Faktoren, welche für Bildung und Abbau von Methan und Kohlendioxid im Gewässer eine Rolle spielen. Berichte über Cyanobakterien in Seen und die von ihnen gebildeten Toxine verunsichern jeden Sommer Badegäste. Wissenschaftler der Abteilung untersuchen zum einen, unter welchen Umständen Cyanobakterien giftige Stämme ausbilden. Zum anderen entwickelten sie zusammen mit Kollegen aus Kenia, Äthiopien, Mexiko und Indien Methoden zur wirtschaftlichen Nutzung des ungiftigen Cyanobakteriums Arthrospira als Nahrungsquelle.

In Großexperimenten werden die Kontrollmechanismen der Nährstoff- und Energieflüsse im Gewässer untersucht. Die Wissenschaftler nutzen die Forschungsergebnisse, um Methoden für die Restaurierung von Seen und ein nachhaltiges Gewässermanagement zu entwickeln. So entstand am IGB beispielsweise eine Ökotechnologie zur raschen Verminderung der Nährstoffkonzentrationen in Seen. Die Methode wurde bereits im Tiefwarensee bei Waren/Müritz, sowie im Schmalen Luzin bei Feldberg erfolgreich eingesetzt.

Binnengewässer sind Zentren biologischer Vielfalt, zehn Prozent aller Tierarten und ein Drittel aller Wirbeltiere leben in Seen und Flüssen. Mit Hilfe modernster molekularer Methoden werden die Ursachen und Auswirkungen einer sich rasch verändernden Biodiversität untersucht. Die vorhandenen Langzeitdaten zur thermischen Belastung des Stechlinsees sind ein Schatz an Informationen für die moderne Klimaforschung. Die Ergebnisse sind wichtige Grundlage für die Empfehlungen des Weltklimarates. Auch in Zukunft werden sich die Forscher des IGB am Stechlinsee wichtiger Themen annehmen - für die Zukunft unserer Gewässer.

Am 14. Mai 2009 veranstaltet das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei einen Festakt in der Abteilung "Limnologie Geschichteter Seen" am Stechlinsee.


Termin: 14. Mai 2009, 10 Uhr

Veranstaltungsort:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Alte Fischerhütte 2
OT Neuglobsow
16775 Stechlin
Deutschland

Weitere Informationen und Anmeldung:
Nadja Neumann, Tel. (030) 64181-631,
E-Mail: Nadja.Neumann@igb-berlin.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.igb-berlin.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution245


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Forschungsverbund Berlin e.V., Gesine Wiemer, 11.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2009