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MELDUNG/110: Flusslandschaft 2014-15 - Vom Oberallgäu bis zum Bodensee (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 178 - Februar / März 2014
Die Berliner Umweltzeitung

Vom Oberallgäu bis zum Bodensee
Flusslandschaft der Jahre 2014/15 gewählt

von Jörg Parsiegla



Die im Oberallgäu entspringende Argen ist vom Gemeinsamen Gewässerbeirat der NaturFreunde Deutschlands (NFD) und dem Deutschen Angelfischerverband (DAFV) zur Flusslandschaft der Jahre 2014/15 gekürt worden. Sie fließt von den bayrischen Voralpenketten des Allgäus durch eine Bilderbuchlandschaft, erst zweigeteilt in Obere und Untere Argen, dann vereinigt zum Bodensee. Die beiden Quellflüsse eingerechnet, misst der Lauf der Argen gut 90 Kilometer. Zwischen Langenargen und Kressbronn mündet sie schließlich nördlich von Lindau in den Bodensee.

Die Argen gilt als einer der letzten "wilden" Gebirgsflüsse im deutschen Voralpenland. Sie präsentiert sich zu fast allen Jahreszeiten idyllisch und ist über weite Strecken ein meist unscheinbares Fließgewässer. Noch dazu ist ihr Lauf weitestgehend unverbaut! Sowohl die Obere Argen und ihre Seitentäler, als auch der Unterlauf mit seinen Feuchtgebieten (nach Vereinigung der beiden Teilflüsse) sind Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiete - einmal eine alpin beeinflusste Flusslandschaft mit hoher Dynamik und tief eingeschnittenen Seitentälern, das andere Mal eine extensiv genutzte Niedermoorfläche mit Seen, Weihern und Streuobstwiesen. In beiden rund 1.400 Hektar großen FFH-Gebieten kommen europaweit bedeutsame Arten wie unter anderem der Kammmolch, die Gelbbauchunke und zwei seltene Fledermausarten vor.

Auch wenn die Quellbäche der Oberen Argen tiefer entspringen (circa 791 Meter über NN) als die der Unteren Argen (etwa 850 Meter über NN) fällt das Flussprofil der Oberen Argen bewegter aus. Markantes Beispiel hierfür ist der Eistobel, eine Schlucht von etwa drei Kilometer Länge, in der der Fluss entlang einer geologischen Störungszone 70 Höhenmeter über mehrere Stufen fällt. Blauer Wasserfall, Grüne Lagune und Gelbe Wand sind weitere vielversprechende Flussmarken. Die Untere Argen ist dafür wasserreicher und bietet abschnittsweise die Möglichkeit zum Fliegenfischen. Die ab Neuravensburg vereinigte Argen (491 Meter über NN) legt noch gut 20 Kilometer bis zum Bodensee zurück - und fällt dabei immerhin nochmals um knapp 100 Höhenmeter. Ihr Tal ist zunächst noch tief in das Gelände eingeschnitten, wird dann aber im weiteren Verlauf breiter und bietet so den Orten Laimnau, Apflau und Badhütten Raum. Im unteren Teil des Unterlaufs wurde die Argen stark begradigt. Altwässer existieren aufgrund intensiver landwirtschaftlicher Nutzung des Tals kaum noch. Im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen wurden mehrere Betonstaustufen durch Sohlgleiten ersetzt. Nahe der Mündung wird bei Kressbronn Kies abgebaut.

Zum Schutz vor Hochwasser ist die Argen auf weiten Strecken beidseitig "eingedämmt". Bei einem mittleren Wasserstand der letzten 30 Jahre von weit unter einem Meter (0,57 Meter um genau zu sein) erreichte der 5,8 Kilometer mündungsaufwärts gelegene Pegel Gießen während des letzten großen Hochwassers Anfang Juni 2013 den Rekordwert von 3,86 Metern. Bei normalen Bedingungen ist der Unterlauf streckenweise mit Kajaks befahrbar, ebenso sind Bademöglichkeiten vorhanden.

Mit der Initiative "Flusslandschaft des Jahres" wollen die kürenden Verbände die Bevölkerung über die Bedrohung der jeweiligen Flüsse und ihrer Ökosysteme aufklären. Beide Verbände setzen sich für eine verbesserte Gewässerökologie sowie eine nachhaltige Tourismusentwicklung in Flusslandschaften ein.



Weitere Informationen und Fotos:
www.wilde-argen.de
www.argen-blicke.de

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Quelle:
DER RABE RALF - 25. Jahrgang, Nr. 178 - Februar/März 2014, Seite 12
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
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Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2014