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MELDUNG/164: Seehundsterben durch Vogelgrippe wirft Fragen auf (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 20.10.2014

Seehundsterben durch Vogelgrippe?

Länderübergreifende Erforschung des Seuchenherdes gefordert



Seit zwei Wochen werden an den Stränden der deutschen und dänischen Nordseeküste vermehrt geschwächte oder tote Seehunde gefunden, davon über 350 tote Tiere auf den nordfriesischen Inseln sowie auf Helgoland. Am 20.10.14 veröffentlichte die Tierärztliche Hochschule Hannover ihre Untersuchungsergebnisse der sezierten Tiere. Die Experten konnten einen Grippevirus nachweisen, dessen Typ noch näher bestimmt werden muss. Ihre dänischen Kollegen identifizierten in toten Seehunden, die im Kattegatt gefunden wurden, erstmalig den Vogelgrippevirus H10N7. Sie schließen einen Zusammenhang mit den toten Seehunden in der Nordsee nicht aus. Wenn die Influenzaviren bisher auch nicht bei Seehunden bekannt waren, der Bestand dieser Robben im Wattenmeer ist nach dem jetzigen Krankheitsverlauf nicht bedroht.

Trotzdem wirft das erneute Seehundsterben Fragen auf. "Es ist rätselhaft, warum die ersten erkrankten Tiere wie bei den beiden großen Staupe-Epidemien nahe der dänischen Insel Anholt in der Ostsee gefunden wurden", sagt Meeressäuger-Expertin Silvia Gaus von der Schutzstation Wattenmeer. Ausgehend von der kleinen Ostseepopulation der Seehunde breitete sich die Seuche damals in die Nordsee aus und der Staupe-Epidemie fielen über 20.000 Tiere zum Opfer. Viele mögliche Ursachen der Epidemie wurden damals diskutiert. Die wahren Ursachen konnten aber nie wirklich geklärt werden.

Sollten auch die Seehunde in der Nordsee mit einem Vogelgrippe-Virus infiziert sein, bleibt unklar, warum die Erkrankung wieder ihren Ursprung in der Ostsee hat. Es handelt sich bei der Influenza um einen völlig anderen Virentyp als bei der Staupe.

"Wir fordern eine länderübergreifende Ursachenforschung über die Ansteckungsquelle", sagt Gaus. Die Ausbreitung der Krankheiten habe in der Vergangenheit nicht an Staatsgrenzen halt gemacht.

Für Seehunde, die an der Influenza erkrankt sind, gibt es weder Heil- noch Impfmöglichkeit durch den Menschen. Generell rät die Biologin, von toten oder erkrankten Seehunden einen ausreichenden Sicherheitsabstand einzuhalten. Seehunde sind Wildtiere, die von Krankheiten oder Parasiten befallen sein können, die auf den Menschen übertragbar sind. Es sollte auch darauf geachtet werden, Hunde in der Nähe von Meeressäugern immer anzuleinen.

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Quelle:
Presseinformation, 20.10.2014
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2014