BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 29. November 2016
Riesige Rodungen im Reichswald bei Nürnberg-Fischbach und -Altenfurt geplant
Überdimensionierter Ausbau des Autobahnkreuzes und der Anschlussstelle Nürnberg-Fischbach
Die Autobahndirektion Nordbayern will die Autobahn A6 durch den Nürnberger Reichswald weiter gigantisch ausbauen. Derzeit läuft bei der Regierung von Mittelfranken das Planfeststellungsverfahren für den Umbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost bei Nürnberg-Altenfurt und damit verbunden ein Umbau der Anschlussstelle Nürnberg-Fischbach. Für riesige Overfly-Brücken sollen bis zu 17 m hohe Brücken über das Kreuz und bis zu 54 m breite Dämme im Wald gebaut werden.
Der BUND Naturschutz hat im Anhörungsverfahren eine ablehnende Stellungnahme abgegeben, weil dieser Bau zu einem erheblichen Eingriff in das europäische Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald führen würde. Darüber hinaus handelt es sich bei dem bedrohten Wald um Bannwald, bei dem der Walderhalt Vorrang vor anderen Nutzungen genießt.
Bei einem Ortstermin im Nürnberger Reichswald bei Altenfurt erläuterten Vertreterinnen und Vertreter des BN ihre Kritik an der staatlichen Planung.
"Es wäre mit 20 Hektar Rodung für Baustelle und Straßenkörper trotz teilweiser Nutzung bestehender Straßentrassen der derzeit größte Eingriff in den Bannwald und das Europäische Vogelschutzgebiet, nachdem die geplante Nordspange zum Flughafen auf Eis liegt und das Gewerbegebiet bei Feucht durch einen Bürgerentscheid vereitelt werden konnte. Wir sehen die geplante Waldvernichtung mit großer Sorge, weil permanent für Sandabbau und Straßen am Reichswald geknabbert wird", so Heide Frobel, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land.
"Der Reichswald ist die grüne Lunge der Großstädte und unersetzliches Naherholungsgebiet. Seit vielen Jahren kämpfen wir um dessen Erhalt. Mehrere Overfly-Brücken und die Vergrößerung der Anschlussstelle bei Fischbach sind überdimensioniert und würden den Autoverkehr nur noch anheizen", so Wolfgang Dötsch, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt.
"Wir halten den Ausbau der Bundesstraßen und Autobahnen für völlig überzogen. Es gibt genug Straßen in Bayern, der KFZ-Verkehr darf nicht noch weiter gefördert werden. Aus Klimaschutzgründen, zum Erhalt unserer Landschaft und unversiegelter Böden muss endlich eine Verkehrswende eingeleitet werden. Der Umbau des Autobahnkreuzes ist das völlig falsche Signal", so Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter und Sprecher des bundesweiten BUND-Arbeitskreises Verkehr.
"Der BUND hat deshalb bei der Europäischen Kommission Beschwerde gegen den in Aufstellung befindlichen neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 eingelegt, um eine strategische Umweltprüfung zu erreichen."
Stefan Pieger vom BN-Arbeitskreis Reichswald: "Wir haben in den letzten Jahren mit etlichen Bürgerinitiativen zusammen wieder eine Waldschutzbewegung aufbauen können. Einige der schlimmsten Eingriffe in den Reichswald konnten wir verhindern. Beim sechsspurigen Ausbau der A 6 südlich von Nürnberg mussten wir die Rodungen aber hinnehmen. Wendelstein bekommt seither deutlich mehr Lärm ab, auch weil die intensive Waldbewirtschaftung der bayerischen Staatsforsten den Lärmschutzwald ausgedünnt hat. Die geplanten Ersatzaufforstungen im Bereich der ehemaligen Muna bei Feucht sind kein wirklicher Ausgleich, sondern nur Augenwischerei! Der mit Kampfmitteln aus dem 2. Weltkrieg belastete Muna-Wald bleibt weiterhin Sperrgebiet und ist für die Bevölkerung nicht nutzbar."
Es muss deshalb der Waldschutz in der Region verstärkt werden, um Bannwälder auch tatsächlich zu erhalten. Der Wald ist und bleibt für den globalen und für den lokalen Klimaschutz unverzichtbar. Es gibt nur wenige Kohlenstoffsenken, die das CO2 aus der Atmosphäre zurückholen. Moore und Wälder sind am besten. Und auf lokaler Ebene ist der Reichswald die natürliche Klimaanlage der Städte, die sonst zu überhitzen drohen. Mindestens drei Grad Celsius lägen die Temperaturen an den heißen Sommertagen höher, wenn wir den Reichswald nicht hätten, und das vor allem auch nachts.
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Quelle:
Presseinformation, 29.11.2016
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2016
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