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MELDUNG/301: Schmetterling mit faszinierender Lebensweise (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 2. Mai 2017: Lebensader Oberrhein/Art des Monats Mai

Schmetterling mit faszinierender Lebensweise

NABU erhält Stromtalwiesen als einzigarten Lebensraum für Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling


Mainz/Bingen - Überall grünt und blüht es nun im Mai. Dabei dominiert auf den Wiesen immer häufiger das Grün der Gräser. Die für ein artenreiches Ökosystem wichtigen Kräuter und Wildpflanzen werden auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen immer seltener. Viele Pflanzenarten und mit ihnen eine große Zahl von Insekten sind jedoch auf ungedüngte und seltener gemähte Grünlandflächen angewiesen.

Solch eine Grünlandform sind die Stromtalwiesen entlang des Oberrheins. Galt dieser Lebensraum früher als häufig, nahm der Bestand durch die Rheinbegradigung, die Intensivierung der Landwirtschaft sowie den steigenden Bedarf an Wohn- und Industrieraum immer weiter ab. Nicht ohne Grund stehen Stromtalwiesen heute unter besonderem Schutz. Eine hier typisch vorkommende Pflanze ist der Große Wiesenknopf, der Teil des faszinierenden Lebenszyklus einer in Rheinland-Pfalz gefährdeten Schmetterlingsart ist und die Komplexität und die Bedeutung des Lebensraumschutzes verdeutlicht.

Der Große Wiesenknopf besitzt eine ganz besondere ökologische Funktion: Seine knopfartigen, rötlichen Blütenstände dienen den Raupen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings zunächst als Nahrung. Vom Weibchen werden die Eier nämlich direkt in die Blütenstände gelegt. Wenn die Raupen später größer sind, lassen sie sich zu Boden fallen und dort von Ameisen in deren Nester tragen. Obwohl die Ameisen eigentlich zu ihren potenziellen Fressfeinden zählen, besteht für die Raupen keinerlei Gefahr, denn sie tarnen sich mit einem speziellen Duft, der dem der Wirtsameisen ähnelt. Zusätzlich scheiden die Raupen ein zuckerhaltiges Sekret aus, welches die Ameisen fressen. Im Ameisennest angekommen, ernähren sich die Schmetterlingsraupen von Eiern und Larven der Ameisen. Dort überwintert die Raupe und nach der sogenannten Puppenruhe schlüpft sie als Schmetterling noch im Ameisennest. Nun besitzt er seine Fähigkeit zur Tarnung nicht mehr und muss so schnell wie möglich das Nest verlassen, um nicht selbst zur Beute der Ameisen zu werden.

Als eine der Hauptgefahren für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling gilt der Verlust seines Lebensraumes. Rheinland-Pfalz hat einen erheblichen Anteil an der europäischen Population und daher eine besondere Verantwortung für diese außergewöhnliche Schmetterlingsart.

Im Rahmen des Projektes "Lebensader Oberrhein" setzt sich der NABU für den Schutz und die Wiederherstellung von Stromtalwiesen und blütenreichen Wiesen ein. Zusammen mit Schulklassen werden im Projekt "Pflanzenretter" Wildpflanzen wie der Große Wiesenknopf vermehrt und anschließend gemeinsam auf geeigneten Flächen ausgewildert.

Wer mehr über die Welt der Schmetterlinge am Oberrhein erfahren möchte, der kann vom 13. bis 21. Mai das Stellwerk Mensch/Natur/Technik im Park am Mäuseturm in Bingen besuchen. Hier gibt es neben Raupen und Puppen vieler Schmetterlingsarten ein Programm für Schulklassen, das über das Grüne Klassenzimmer der Stadt Bingen gebucht werden kann (klassenzimmer@bingen.de).

Hintergrund:
Projekt "Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken"

Das Projekt "Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken" wurde im Oktober 2013 gestartet und läuft bis September 2019. Drei Bundesländer (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen) haben Anteil am Projektgebiet im Biodiversitäts-"Hotspot" am nördlichen Oberrhein. Zur Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen haben sich die NABU-Landesverbände Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Das Projektvolumen beträgt insgesamt rund fünf Millionen Euro. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert. Die Ausgaben werden zu 75 Prozent vom BMUB über das "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" und zu 15 Prozent von den Umweltministerien in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg getragen. Zehn Prozent der Mittel übernimmt der NABU selbst.

Weitere Informationen:
www.lebensader-oberrhein.de

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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz 15/17, 02.05.2017
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Telefon: 06131/14039-26, Telefax: 06131/14039-28
E-Mail: Kontakt@NABU-RLP.de
Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2017

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