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MASSNAHMEN/173: Kiesbank im Neckar entfernen - Entfremdung, notwendige Vorsorge? (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 958 vom 16. Nov. 2010 - 30. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Die totale Entfremdung vom Fluss - oder die unabdingbare Vorsicht?


In der Stuttgarter Zeitung vom 26.10.10 war ein Bericht über eine Gemeinderatssitzung zu lesen, die ein merkwürdiges Licht auf unsere heutige Naturwahrnehmung an Flüssen wirft: Völlig verschroben? Oder notwendige Vorsorge? Was meinen die LeserInnen des RUNDBRIEFS zur geforderten Abbaggerung einer »kinderfressenden« Kiesbank im Neckar? Denn dort, wo im württembergischen Nürtingen die Steinach auf den Neckar trifft, gibt es eine Kiesbank, die durch angeschwemmte Steine mit der Zeit immer länger geworden ist. Für Kinder ist die Kiesbank zu einem beliebten Spielplatz geworden. In den Sommermonaten und bis in den Herbst hinein haben sie von dem Aufenthaltsort regen Gebrauch gemacht. Die Kiesbank bietet die Chance, dem Fluss und seinen Bewohnern, wie Schwänen und Enten, so nahe wie möglich zu sein. Der naturnahe Abenteuerspielplatz hat jetzt aber auch Sorgen um die Sicherheit der Kinder ausgelöst. So hat beispielsweise der Fraktionsvorsitzende der Nürtinger Liste/Grüne jüngst auf die potenziellen Gefahren der Kiesinsel hingewiesen. Andere Gemeinderäte schlossen sich der Warnung an. "Wir müssen nicht warten, bis wieder ein Kind ertrinkt." Damit wurde an einen tragischen Unfall vor 13 Jahren erinnert, bei dem eine 13-Jährige ums Leben gekommen war. Damals war das Mädchen an der Steinachmündung in Richtung des Neckars gewatet. Die Schülerin war plötzlich im vier Meter tiefen Wasser verschwunden und konnte später nur noch tot geborgen werden. In der Diskussion wurde nun unter anderem vorgeschlagen, die Kiesbank wegbaggern zu lassen, um so die mögliche Gefahrenstelle zu beseitigen. Der Technische Beigeordnete der Stadt Nürtingen wies darauf hin, dass an der Kiesbank bereits ein Schild vor den Risiken warne. Und der Landkreis erwähnte im Hinblick auf das geforderte Abbaggern der Kiesbank das Bundesnaturschutzgesetz. Der Paragraf 30 verbiete Handlungen, die zu einer Zerstörung "natürlicher oder naturnaher Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer" führen könnten. Es spreche vieles dafür, dass es sich bei der fraglichen Stelle um solch eine Schutzzone handle. Der Nürtinger Oberbürgermeister erläuterte gegenüber den besorgten Gemeinderäten, dass es entlang des Neckars sehr viele gefährliche Stellen gebe. "Ich wehre mich ein bisschen dagegen, die Umwelt hundertprozentig abzusichern", meinte der Nürtinger Verwaltungschef. Ähnlich hatte sich auch ein Sprecher des NABU geäußert. "Wo sollen denn Kinder noch lernen, mit Gefahren umzugehen, wenn nicht an solchen Stellen?" Außerdem hätten die Kiesstrecken eine wichtige ökologische Funktion, weil sie kieslaichenden Fischen als Möglichkeit zur Eiablage dienen würden.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 958/2010
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010 #