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MASSNAHMEN/250: Moselabwärts - Eine Herausforderung für jeden Aal (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1110, vom 16. Juni 2017, 36. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Moselabwärts: Eine Herausforderung für jeden Aal


Eigentlich war es 1995 nur als eine Übergangslösung gedacht - nämlich das Abfangen von abwanderungsbereiten Aalen an den Staufstufen der Saar und der Mosel. Die abgefangenen Aale werden mit dem Lkw moselabwärts bis an den Niederrhein gefahren, wo sie dann unbehelligt von Wasserkraftturbinen in Richtung Sagossasee abwandern können. Dort erfolgt vermutlich die Reproduktion der mittlerweile vom Aussterben bedrohten Aale. An Saar und Mosel wurde die Übergangslösung zum Standard. Die an der Mosel erprobte "Übergangslösung" wurde mittlerweile auf den Main und den Neckar übertragen. Und demnächst soll die "Übergangslösung" auch an der Weser praktiziert werden. Würde man die abwanderungsbereiten Blankaale nicht vor den Staustufen abfangen, würden die Aale in den Turbinen der zahlreichen Mosel-Wasserkraftwerke gehäckselt. Selbst die Aale, die die Passage durch eines der Kraftwerke überleben, haben bei zehn Laufwasserkraftwerken im deutschen Moselabschnitte gute Chancen, dass sie im nächst unteren Kraftwerke letal geschädigt werden. In der Broschüre "20 Jahre aktive Partnerschaft für den Aal an Mosel und Saar" werden die bislang gemachten Erfahrungen der "Aalschutz-Initiative Rheinland-Pfalz & innogy SE" vorgestellt. (Bei der innogy SE handelt es sich um den Rechtsnachfolger der RWE Power AG, die die Laufwasserkraftwerke an der Mosel betreibt.). Neben der Fang-und-Transport-Lösung wird auch an Systemen gearbeitet, mit denen sich erkennen lässt, wann sich die Aale auf den Weg moselabwärts machen. Dann könnte eine "fischangepasste Turbinensteuerung" praktiziert werden. Ein richtiger Durchbruch bei der Entwicklung eines genügend "sensiblen Frühwarnsystems" ist allerdings noch nicht gelungen. Und ein weitgehender Fehlschlag war auch der Versuch, das Einschwimmen der Aale in die Turbinen zu verhindern und stattdessen den Aalen eine ungefährliche Passage durch die Moselkraftwerke zu schaffen. "Trotz vielfältiger externer Forschungs- und Entwicklungsaufträge wurde dieses Ziel aufgrund technischer sowie finanzieller Aspekte zusammen mit ungenügenden Erfolgsaussichten nicht weiter bearbeitet", wird hierzu in der »Jubiläumsbroschüre« ausgeführt. Bedauert wird in der Broschüre, dass das Projekt darunter gelitten habe, dass die Personaldecke für das Management des ambitionierten Projektes äußerst dünn gewesen sei. Beim Lesen der Broschüre wird deutlich, dass die Preisgabe eines Flusses zur Stromerzeugung für die Fischfauna Negativfolgen hat, die man trotz Millionenaufwandes und dem vielfältigen Engagement von Behördenmitarbeitern, Wasserkraftbetreibern, Wissenschaftlern und Berufsfischern nur noch in geringem Umfang heilen kann.

Die Broschüre (A4, 118 Seiten) kann beim rheinland-pfälzischen Landesamt für Umwelt, Kaiser-Friedrich-Str. 7, 55116 Mainz, kostenfrei bezogen werden.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1110
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2017

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