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SCHUTZGEBIET/600: Nationalpark Bayerischer Wald - Massive Schäden durch Borkenkäferbekämpfung (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 8. Oktober 2009 / Kategorie: Wald

Nationalpark Bayerischer Wald: Massive Schäden durch Borkenkäferbekämpfung

Bund Naturschutz fordert ein Ende der waldschädlichen Käferbekämpfung im Erweiterungsgebiet und eine Begrenzung der Maßnahmen auf die Randzone


Die Borkenkäferbekämpfung und die damit verbundene massive Entnahme von Bäumen im gesamten Erweiterungsgebiet des Nationalparks ist nach Ansicht des BN nutzlos und führt den Nationalparkgedanken ad absurdum. Die dramatischen Ausmaße der Bekämpfung sind derzeit insbesondere rund um den Lackenberg, nördlich vom Falkenstein, offensichtlich.

"Anstatt die natürlichen Prozesse die dort ablaufen würden zu schützen und dadurch eine neue Waldwildnis entstehen zu lassen, wird großflächig im Kahlschlag abgeräumt", kritisierte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Dadurch werden nicht nur wertvolle Strukturen für zahlreiche bedrohte und seltene Arten zerstört, sondern durch Bodenschädigungen und Biomasseentzug auch die natürliche Waldverjüngung stark beeinträchtigt. "Dramatisch ist diese Entwicklung auch für den Tourismus, weil die kahl geschlagenen Flächen niemand mehr mit einem Nationalpark in Verbindung bringt", sagte Peter Englmeier, der stellvertretende Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Regen.

Die derzeitige Käferbekämpfungspraxis im Nationalpark muss deshalb nach Ansicht des BN schnellst möglich beendet werden. "Sie behindert die natürliche Entwicklung der Hochlagenwälder, zu der nun mal, ob wir wollen oder nicht, auch der Borkenkäfer gehört", betonte Richard Mergner, der Landesbeaufragte des BN. Stattdessen wird das Aufwachsen der nächsten Waldgeneration dadurch erschwert und unnötig verzögert. Es zeigt sich immer deutlicher, dass diese massive Käferbekämpfung reine Zugeständnisse an die Gegner der Erweiterung sind. Mit den Zielen eines Nationalparks und den wissenschaftlichen Fakten sind sie jedenfalls nicht zu vereinbaren. "Die jetzigen großen Kahlschläge wurden aufgrund der Forderungen der Nationalparkgegner gemacht. Anstatt sich nun über die Abholzung der Hochlagenwälder zu beschweren, sollten sie sich bewusst sein, dass sie dafür die Verantwortung tragen", so Weiger.

Um Beeinträchtigungen der angrenzenden Wirtschaftswälder zu verhindern, ist grundsätzlich eine 500 Meter breite randliche Schutzzone ausreichend, wie es sich im Altpark bestens bewährt hat. In den Hochlagen ist die Käferbekämpfung dagegen sinnlos, schadet dem Ökosystem, verzögert die natürliche Entwicklung und wirkt sich negativ auf den Nationalparktourismus aus. Die derzeitige Vermehrung des Borkenkäfers ist ein natürlicher Prozess, der nicht auf zu halten ist. "Wer glaubt, intensive Borkenkäferbekämpfung könne die Wälder im Nationalpark grün erhalten, der irrt. Die jetzigen Maßnahmen erinnern daher an puren Aktionismus und führen zu nichts. Schon gar nicht zu grünen Wäldern.", stellte der BN Vorsitzende fest.

Neben den dramatischen Folgen für den Natur- und Artenschutz, beschweren sich aber auch immer mehr Urlauber über die Kahlflächen und den Maschineneinsatz in den Hochlagen. "Keiner kann verstehen, warum in einem Nationalpark schwere Maschinen ganze Bäume aus dem Wald ziehen und riesige Berge von Hackschnitzeln mitten im Nationalpark liegen. Diese Urlauber fühlen sich zu Recht um ihren Nationalparkurlaub betrogen", erklärten die regionalen BN-Vertreter. Sie betonten, dass der Nationalpark das zentrale Urlaubsziel im Bayerischen Wald darstellt, das nicht durch die unnötigen Bekämpfungsmaßnahmen gefährdet werden darf.

Nach Ansicht des BN liegt dabei das beste Beispiel für die Zukunft des Erweiterungsgebiets direkt daneben, im alten Nationalpark. Hier kann jeder erleben mit welcher Dynamik ein neuer Wald entsteht. Ein Wald, der nicht nur deutlich artenreicher als der ehemalige Wirtschaftswald ist, sondern auch noch für viele Menschen ein beliebtes Ausflugsziel und einmaliges Naturerlebnis darstellt.

Borkenkäferbekämpfung nur in den Randbereichen erforderlich

Der BN fordert daher auch im Erweiterungsgebiet die Borkenkäferbekämpfung, wie im Altpark, auf die Randzonen zu begrenzen und ansonsten Natur Natur sein zu lassen. Es gibt dazu einfach keine bessere Alternative, da sich das Bild des Falkensteins ob mit oder ohne Borkenkäferbekämpfung in den kommenden Jahren drastisch verändern wird.

Als Sofortmaßnahme sind alle bereits jetzt bestehenden Möglichkeiten zur Nachbesserung sowie zur Reduzierung des Borkenkäfermanagements in den Hochlagen auszuschöpfen und die bisherigen, völlig überzogenen Maßnahmen zu stoppen.

So wie am Lackenberg darf es jedenfalls, auch im Hinblick auf die herausragende Bedeutung des Nationalparks für den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung der Region, nicht weiter gehen. Der BN appelliert daher auch an die Bayerische Staatsregierung und die Politiker vor Ort, endlich den Mut zur Wildnis auch für das Erweiterungsgebiet auf zu bringen und dies in der Öffentlichkeit offensiv zu vertreten. Sonst wird im Nationalpark-Erweiterungsgebiet in den Hochlagen des Bergfichtenwalds bald eine riesige Kahllandschaft entstehen, die den Nationalpark zum Etikettenschwindel macht.

Autor: Kurt Schmid

Download:
PM_FA_48_09_Nationalpark_Borkenkaefer_271009.pdf


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Quelle:
Presseinformation Nr. 48, 27.10.2009
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2009