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SCHUTZGEBIET/726: Nationalparke in Mecklenburg-Vorpommern (Unser Wald)


Unser Wald - 2. Ausgabe, März/April 2012
Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Nationalparke

von Hans-Arnold Scheele



Wieder ein Thema, dass für uns in Mecklenburg-Vorpommern beinahe schon Pflicht ist. Unsere Großschutzgebiete, darunter drei Nationalparke, waren das Tafelsilber der Wiedervereinigung. Drei der vierzehn Nationalparke Deutschlands befinden sich bei uns in Mecklenburg-Vorpommern. Einmalige Naturräume sind in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft wegen ihrer Besonderheit und Schönheit in unserem Bundesland geschützt worden.

So haben wir drei Nationalparke, 286 Naturschutzgebiete, 147 Landschaftsschutzgebiete, 3 Biosphärenreservate und 7 Naturparke. Wir haben ein Land zum Natur erleben, die Naturvielfalt zu erfahren, zum Entspannen und Erholen und die Natur, unseren eigenen Lebensraum, in all seiner Schönheit und Naturvielfalt zu genießen. Dabei stellt sich Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich der Aufgabe Tourismus und Naturschutz miteinander zu vereinbaren.

Unser Land lädt ein zum Erfahren und Verweilen, wie unser Landesslogan sagt: Mecklenburg-Vorpommern tut gut.

Nationalparke sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz großflächige Gebiete, die im überwiegenden Teil die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen und sich in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet. Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten, so sagt das Naturschutzgesetz.

Jetzt werden sicher viele sagen, was soll denn das, wir haben hier in Deutschland doch seit vielen tausend Jahren eine intensiv genutzte Kulturlandschaft, wo gibt es denn da noch Landschaften, die sich einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden! Aber grade heute wo wir, unsere Gesellschaft, mehr und mehr auf Technik setzen und setzt, wir uns mehr und mehr von der Natur entfernen und schon glauben, dass alles machbar ist, ist es um so wichtiger Räume zu haben und vor allem zu erhalten in denen ein möglichst ungestörter Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet ist. Die Natur muss ihr "Handwerkszeug" behalten, dass sie in die Lage versetzt, die Wunden, die wir ihr ständig schlagen auch wieder heilen zu können, d.h. Räume zu erhalten in denen sich ökologische Vielfalt von uns unbeeinflusst erhalten und entwickeln kann.

Doch nun zu unseren Nationalparken selbst. Unser kleinster Nationalpark, zugleich der kleinste Deutschlands, ist der Nationalpark Jasmund auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten der Insel Rügen. Hier finden wir Zeitzeugen unterschiedlicher Epochen der Erd- und Menschengeschichte. Rügener Kreide mit Fossilien und Feuersteinen, dabei auch die von vielen gesuchten "Hühnergötter", Feuersteinknollen mit einem natürlichem Loch als Glücksbringer. Dazu uralte Granite und Gesteine aus Skandinavien, die von eiszeitlichen Gletschern hier abgelagert wurden, daneben Bodendenkmäler aus frühgeschichtlicher Zeit, die von der ersten Besiedlung zeugen. Rügen ist seit der mittleren Steinzeit bewohnt. Bis vor rd. 1.700 Jahren siedelte dann hier der germanische Stamm der Rugier.

Große Flächen des Nationalparks sind mit ursprünglichen Buchenwäldern bestockt, auf den vielfältigen Standorten gedeihen aber auch noch seltene Wildobstgehölze und Eiben. In den Mooren sind Wollgräser, Fieberklee, Sonnentau, Riesenschachtelhalm und seltene Moose zu finden und an den Hängen z.T. verschiedene, seltene Orchideenarten, darunter auch der Frauenschuh.

Allen bekannt sein wird der markanteste Punkt des Nationalparks Jasmund, der 118 m hohe Kreidefelsen des Königsstuhls, von hier aus hat man einen imposanten Blick auf die Kreidefelsen und die Ostsee. Schlimme Berühmtheit haben die Kreidefelsen zum letzten Jahreswechsel erhalten als ein junges Mädchen von einem Uferabbruch verschüttet wurde und nur noch tot geborgen werden konnte.

Wunderschöne Gemälde von den Kreidefelsen von Caspar David Friedrich haben schon in der Romantik begeistert. Stahlstiche von Johann Friedrich Rosmäsler dokumentieren heute die Küstendynamik mit ihren Uferabbrüchen und ihren ständigen Veränderungen. Rügens Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund sind auch das Motiv einer Sonderbriefmarke, die im Januar dieses Jahres herausgegeben wurde.

Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist unser größter Nationalpark und zugleich der drittgrößte in Deutschland. Er liegt nordöstlich von Rostock an der Ostsee- und Boddenküste Mecklenburg-Vorpommerns und schließt die Insel Hiddensee mit ein. Er ist ein Nationalpark mit einer aktiven Küstendynamik. Strand und Steilküsten, die westlich von der Ostsee abgetragen werden, werden an den Haken wieder angelandet, mit beginnender Vegetation, Dünen und Sandauftrag bildet sich hier neues Land. Prägendes Element des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft ist die Veränderung, dadurch entsteht eine Vielzahl von durch die Ostsee geprägten Lebensräumen mit einer schier unendlichen Zahl von Lebensgemeinschaften. Häufige Gäste in den Gewässern des Nationalparks sind die Kegelrobben, auch Seehunde kann man beobachten sowie auch gelegentlich noch Schweinswale. Den vorkommenden Fischotter bekommt man allerdings aber nur selten zu Gesicht.

Viele seltene Vogelarten brüten hier, von denen allein 67 Arten auf der Roten Liste Deutschlands stehen. Sie fallen aber weiter nicht auf neben den bis zu 65.000 Kranichen, die hier alljährlich zwischen September und November und teilweise auch im Frühjahr Rast machen. Aber ebenso faszinierende Wanderungen während der Hirschbrunft machen den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft zu einem besonderen und unvergesslichen Erlebnis. Am besten lässt sich der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft bei geführten Wanderungen den mit sachkundigen und engagierten Mitarbeitern des Nationalparks erkunden.

Der Müritz-Nationalpark mit seinen 320 km² liegt in mitten der mecklenburgischen Seenplatte. Der größte Teil des Nationalparks (rd. 260‍ ‍km²) liegt am Ostufer der Müritz, dem größten deutschen Binnensee. Der Serrahn, der zweite, kleinere Teil des Nationalparks (rd. 60 km²) liegt östlich von Neustrelitz. Mehr als zwei Drittel des Nationalparks sind von Wald bedeckt. Über einhundert Seen, dazu Moore, Wiesen und Weiden prägen ihn und bescheren ihm einen großen Artenreichtum in Flora und Fauna. Orchideenwiesen mit Fettkraut, Seeadler und Fischadler, Kranichrastplätze, Fischotter und die heimischen Wildarten können am besten bei geführten Wanderungen und Exkursionen beobachtet werden. Eine Besonderheit ist im Informationshaus in Federow die Möglichkeit dem Fischadler beim Brüten ins Nest und ihm der Aufzucht seiner Jungen zuzuschauen. Eine Vielzahl von touristischen Möglichkeiten mit Boot, Schiff, Fahrrad, Bus und Wanderungen lässt den Müritz-Nationalpark zu einem absolut unvergesslichen Erlebnis werden.

Im Sommer möchten wir, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, nach Voranmeldung und in Absprache mit dem Müritz-Nationalpark, eine Radtour mit Wanderung anbieten, die einen kleinen Einblick in den Naturreichtum des Nationalparks bieten wird und zugleich ein für jeden nachvollziehbarer Beweis für die Notwendigkeit von Nationalparken in unserer Zeit und unserer Landschaft sein wird. Auf diese Exkursion mit Termin etc. wird in der nächsten Ausgabe von Unser Wald hingewiesen.

Unsere Nationalparke sind:
• Nationalpark Jasmund
Größe: 3.100 ha
Weitere Informationen bei:
Nationalpark Jasmund
Stubbenkammer 2a, 18546 Saßnitz
www.nationalpark-jasmund.de
• Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Größe: 78.600 ha
Weitere Informationen bei:
Nationalparkamt Vorpommern
Im Forst 5, 18375 Born
www.nationalpark-vorpommersche-boddenlandschaft.de
• Müritz-Nationalpark
Größe: 32.200 ha
Weitere Informationen bei:
Nationalparkamt Müritz
Schlossplatz 3, D-17237 Hohenzieritz
www.mueritz-nationalpark.de

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Kreideküste Jasmund
- Serrahner Buchenwald mit Totholz
- Ostsee, im NP Vorpommersche Boddenlandschaft
- Wienpietschseen

Autor
Hans-Arnold Scheele
geschäftsführender Vorstand
SDW-Mecklenburg-Vorpommern

Kontakt
SDW-Mecklenburg-Vorpommern
Gleviner Burg 1, 18273 Güstrow
Tel.: 03843 / 85 59 903, Fax: 03843 / 85 59 905
E-Mail: sdw-mv[at]t-online.de
www.sdw-mv.de
www.schuldwald-guestrow.de
Landesvorsitzender: BGM Dietrich Daedelow
Geschäftsleiterin: Angelika Schätzel

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Quelle:
Unser Wald - Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
2.‍ ‍Ausgabe, März/April 2012, S. 44-45 (Autorenfassung)
Herausgeber:
Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., Bonn
Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30, Fax: 0228 / 945 98 33
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: http://www.sdw.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 3,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2012