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SCHUTZGEBIET/849: Der Spessart braucht ein neues großes Schutzgebiet (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 22. November 2017

Der Spessart braucht ein neues großes Schutzgebiet
Nach dem Aus für den Nationalpark legt LBV einen wissenschaftlich gestützten Vorschlag für ein zusammenhängendes Laubwaldschutzgebiet von mindestens 3.000 Hektar vor


Hilpoltstein, 22.11.17 - Die Herausnahme des Spessarts aus der Liste der Kandidaten für einen 3. Nationalpark in Bayern im Juli 2017 aus rein politischen Gründen war für den LBV schwer hinzunehmen. Die Region war unter den verbliebenen Gebieten für einen neuen Nationalpark naturschutzfachlich am besten geeignet. Für den Spessart fordert der LBV deshalb nun dringend die im Bericht zur damaligen Kabinettssitzung erwähnten zusätzlichen "substanziellen Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes". Ziel der Naturschützer ist eine umfassende Lösung für den Schutz der wichtigsten Flächen im Spessart, wofür der LBV nach der Auswertung aussagekräftiger Daten einen Schutzgebietsvorschlag an die Staatsregierung richtet. "Unser Vorschlag eines zusammenhängenden Laubwaldschutzgebiets von mindestens 3.000 Hektar entspräche einer Fläche von knapp drei Prozent der Waldfläche im Bayerischen Spessart", so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Der LBV unterstreicht mit seinem Vorschlag, dass es nicht nur darum geht, einen dringend notwendigen neuen Nationalpark in Bayern zu etablieren. "Vielmehr wollen wir mit unserem neuen Vorschlag der herausragenden Bedeutung des Spessarts und der besonderen Verantwortung Bayerns zur Sicherung der biologischen Vielfalt auch im nationalen Kontext Rechnung tragen," betont der LBV-Vorsitzende.

Naturschutzfachlich bestens geeignet hierfür ist der Hochspessart nördlich der A3 mit Schwerpunkt um den Heisterblock, großen Flächenanteilen an von den betroffenen Forstbetrieben abgegrenzten Klasse-1-Wäldern (Buche älter als 180 Jahre, Eiche älter als 300 Jahre) und den bereits unter Schutz gestellten Flächen in Naturwaldreservaten und Naturschutzgebieten. Fachliches Auswahlkriterium waren neben den Vorkommen alter Wälder zudem Nachweise relevanter Arten, die vom Landesamt für Umwelt dokumentiert wurden. Auch der LBV kann Kartierungsergebnisse vorweisen: "Wir haben zusätzlich eine eigene Auswertung mit bundesweit bedeutsamen Vorkommen der charakteristischen Waldvögel wie Halsbandschnäpper, Hohltaube und Mittelspecht erstellt", so Schäffer. "Diese zeigen in der Auswertung eine ausgesprochen hohe Bindung an alte Wälder."

Alle Schwerpunkte für alte Wälder und relevante Waldvogelarten wurden zunächst getrennt in einer so genannten "Heatmap" ermittelt und dann in einer Karte zusammengefasst. "Diese zeigt, dass die Bereiche mit den höchsten Populationsdichten im Rohrbrunner Forst, in bestehenden Naturwaldreservaten, wie Eichhall oder Hoher Knuck und Naturschutzgebieten wie Metzgergraben liegen - und somit dort auch der größte Schutzbedarf in der Fläche liegt.", erklärt Norbert Schäffer. Um diese wertvollen Schwerpunkte hat der LBV einen Schutzgebietsvorschlag von über 3.300 Hektar abgegrenzt, der zunächst ohne eine exakte Grenzziehung erfolgt. "Grundsätzlich ermöglicht eine entsprechende Verordnung für ein großflächiges Naturschutzgebiet sowohl eine Regelung für Nutzungsverzicht als auch naturschutzfachlich zielführende Managementmaßnahmen wie die Förderung der Eiche."

Der LBV hat auch den Schutzgebietsvorschlag von MdL Thorsten Schwab (CSU) in seine Überlegung einbezogen. "Dabei stellt sich eine relativ hohe Übereinstimmung heraus, wenngleich die vorgeschlagene Fläche von über 1.200 Hektar des Landtagsabgeordneten noch wichtige Bereiche im Norden der vom LBV vorgesehenen Flächen außer Acht lässt."

Des Weiteren fordert der LBV eine erhebliche Erhöhung des Anteils an ökologisch funktionalen Trittsteinen und Spenderflächen mit naturnaher Baumartenzusammensetzung im gesamten Spessart zur Vernetzung der Naturwaldreservate und weiterer Schutzgebiete im öffentlichen Wald. Gerade historisch alte Wälder über 160 Jahre eignen sich besonders hierzu und dienen gleichzeitig als Referenzflächen der Biodiversitätssicherung und dem Klimaschutz.

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Quelle:
Presseinformation, 22.11.2017
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2017

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