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WALD/627: Nationalpark Steigerwald - gut für's Klima! (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 21. Dezember 2009 / Kategorie: Wald

Nationalpark Steigerwald - gut für's Klima!

Urwälder und Wälder in Nationalparken speichern viel Kohlenstoff


Untersuchungen in über 500 Waldgebieten Mitteleuropas und der USA belegen, dass naturnahe Wälder erhebliche Kohlenstoffspeicher darstellen können, wenn sie dauerhaft einer natürlichen Entwicklung überlassen und nicht genutzt werden. "Die Befürchtungen, dass ein Verzicht auf Holznutzung durch einen Nationalpark Steigerwald das Klima belastet, können dadurch entkräftet werden", so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz. Gerade nach Kopenhagen stehen Deutschland und Bayern in der Pflicht, Waldnationalparke auszuweisen, um das Klima und die Artenvielfalt zu schützen. Eine der am besten dafür geeigneten Flächen ist der nördliche Steigerwald, wo großflächig alte und schutzwürdige Wälder stocken.

Internationale Studie belegt Bedeutung der Urwälder als Kohlenstoffspeicher

Unter den Land-Ökosystemen spielen neben Mooren die Wälder und hier vor allem naturnahe alte Wälder sowie Urwälder die bedeutendste Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung. In Urwäldern wird nicht nur im Holz der oft mehrere hundert Jahre alt werdenden Bäume CO2 festgelegt wird. Insbesondere der über den Laubfall in den Boden gelangende Kohlenstoff kann hier als Humus weit über tausend Jahre fixiert und der Atmosphäre damit entzogen werden. Dies belegte eine Studie von Forschern der Universität Antwerpen in 519 Waldgebieten in gemäßigten und borealen Zonen in den USA und in Mitteleuropa. Demnach spielen alte Wälder als CO2-Senke eine wesentlich größere Rolle als bisher angenommen. Während bis vor kurzem davon ausgegangen wurde, dass sehr alte Waldgebiete kein Kohlendioxid mehr aufnehmen können, belegen die Studien genau das Gegenteil. Noch sinnvoller als Aufforstungen ist es demnach, alte Bäume erst gar nicht zu fällen.

Nationalpark Hainich als Kohlenstoffsenke

So haben auch Untersuchungen am Jenaer Max-Planck-Instituts für Biogeochemie gezeigt, dass in Deutschland nicht genutzte Wälder wie im Thüringer Nationalpark Hainich eine Kohlenstoffsenke darstellen. Voraussetzung ist, dass diese Wälder nicht genutzt werden, weil dann der Kohlenstoff im Humus erheblich länger gebunden ist als in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern. Knapp 60 % der im Ökosystem Wald gebundenen Kohlenstoffmenge ist im Auflagehumus und Mineralboden und in Wurzeln enthalten. In "jungen Urwäldern" wie in einem auszuweisenden Nationalpark wird besonders viel Kohlenstoff gespeichert, da sich die lebende Biomasse der bisherigen Wirtschaftswälder durch Ausreifen der Bäume deutlich erhöhen würde.

Wenig Kohlenstoff im Wirtschaftswald

Im Wirtschaftswald werden die Bäume in jungen Jahren geerntet, so dass nur vergleichsweise bescheidene CO2-Mengen gespeichert werden. So sind im Staatsforstbetrieb Ebrach durchschnittlich nur 270 m3 Holz pro Hektar in den Wirtschaftswäldern zu finden. In den nicht bewirtschafteten Naturwaldreservaten und Versuchsflächen sind es dagegen bis über 1000 m3 pro Hektar. Dies bedeutet, dass in einem künftigen Nationalpark die 2-3 fache Menge an Holz und damit auch Kohlenstoff im Vergleich zum heutigen Wirtschaftswald gespeichert werden kann.

In den Wirtschaftswäldern sinkt der Kohlenstoffvorrat aber nicht nur durch die Holzentnahme und gelangt dann oft nach wenigen Jahren wieder in die Atmosphäre. Er sinkt auch durch die Lichterstellung und die Bodenverwundungen bei der Holzernte. Dadurch wird der Humus stärker aufgezehrt als in ungenutzten Wäldern.

Deutschland und Bayern in der Pflicht

Deutschland ist der viertgrößte Treibhausgas-Emittent der Welt und hat sich schon im Kyoto-Protokoll 1997 völkerrechtlich verpflichtet, seine Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Neben der Einsparung von Energie bzw. der Entwicklung energiesparender Technologien wurden die Unterzeichner vertraglich verpflichtet, alles zu tun, um durch eine angepasste Bewirtschaftung bzw. Schutzgebietsausweisungen mehr CO2 in ihren Wäldern langfristig zu speichern. Um Verpflichtungen aus Kyoto und Kopenhagen zur Emissionsminderung und zum Klimaschutz einhalten zu können, ist die Bundesregierung daher bemüht, Wald-Nationalparke durch die Bundesländer ausweisen zu lassen, in denen dann die natürliche Waldentwicklung und Kohlenstoffspeicherung ungestört weiter laufen kann. Ein Buchennationalpark wie der Steigerwald wäre eine echte Kohlenstoffsenke, deren Bedeutung gerade vor dem Hintergrund des durch den Klimawandel ausgelösten unmittelbar bevorstehenden Zerfalls der Fichtenforste nicht hoch genug zu schätzen ist.


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Quelle:
Presseinformation PM 141/LFGS, 21.12.2009
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2009