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OFFENER BRIEF/015: Hamelner BürgerInnen in Sorge wegen AKW Grohnde (Antiatomplenum Weserbergland)


Antiatomplenum Weserbergland - 25.6.2014

Hamelner BürgerInnen in Sorge wegen AKW Grohnde



Wir Hamelner Bürgerinnen und Bürger und Mitglieder der Initiative ANTIATOMPLENUM WESERBERGLAND sowie Teilnehmerder Regionalkonferenz "AKW Grohnde abschalten" sind in großer Sorge!

Immer offensichtlicher wird, dass mit der weiter fortschreitenden Veralterung der Atomanlage Probleme vor allem auf der Materialseite bestehen. Wir haben die Sorge, dass durch mehrere Einflüsse nicht alles für die maximale Sicherheit getan wird.

1 - Wir sehen die sich häufenden Berichte von Störfällen im AKW Grohnde darin begründet, dass die bisherige Bereitschaft, teure Investitionen vorzunehmen, durch die Vorrangstellung wirtschaftlicher Interessen (eines auf Gewinn orientierten Konzerns) nachvollziehbar überproportional schwindet angesichts einer zunehmend kürzer werdenden Restlaufzeit.

2 - Das AKW war beim Bau auf 25 Jahre ausgelegt. Mehrere Hinweise deuten darauf, dass bereits beim Bau Fehler passierten. Schon nach wenigen Jahren bestand Einigkeit, dass das AKW so wie gebaut nicht mehr genehmigungsfähig ist. Jetzt ist das AKW fast 30 Jahre alt und wurde zudem in der Leistung erweitert. Damit treten Alterungsprozesse verschärft auf. Dazu kommt noch der Einsatz von MOX Brennelementen, die EON selbst in den USA als problematisch bewertet hat. EON-Folien präsentierten das.

3 - Bei einem AKW werden sich definitiv die bekannten physikalischen und chemischen Prozesse der Alterung von Materialien nicht ausschließen lassen. Mit steigendem Alter steigt die Materialschwäche überproportional an. Zahlreiche Fachinformationen verwiesen insbesondere auf die Problematik von Schweißnähten.

4 - Bisher gibt es für die beunruhigte Bevölkerung keine Information, warum plötzlich und ungeplant der Generator kaputt ging. Hier muss schnellst möglich und mit maximaler Transparenz aufgeklärt werden.

5 - Scheibchenweise haben sich Probleme mit Drosselkörpern gezeigt, die rein zufällig gefunden wurden. Ist damit die Erkenntnis gereift, die komplette Atomanlage auf solche versteckten Materialschwächen zu überprüfen? Wenn nein, mit welcher Begründung?

6 - EON hat zugegeben, ein Teil "nur" geschweißt zu haben, statt es auszutauschen. Entweder also ein fast 30 Jahre altes Teil oder eines, das früher bereits einmal ausgetauscht worden ist. Die Frage steht im Raum: Warum werden alte Teile nicht grundsätzlich ordnungsgemäß ausgetauscht? Als besorgte Bürger halten wir eine unabhängige Überprüfung für dringend erforderlich, ob eine solche Schweißarbeit die maximal gebotene Sicherheit bieten kann, und ob dass der formal korrekten Vorgehensweise entspricht. EON gibt an, der Vorgang entsprach der Planung. Warum ist das dann nach dem 11.5. passiert, als die geplante Revision eigentlich beendet gewesen wäre. Die Arbeit wurde erst in der Verlängerung der Revision - nach unserer Auffassung durch die anderen Schäden veranlasst - korrigiert. Dies verstärkt eindeutig den Anschein, dass die Entscheidung (gegen den Austausch) unter Zeitdruck und Kostendruck erfolgte. Wir erwarten, dass dies dringlich und transparent aufzuklären ist. Wir stellen nicht in Frage, dass die ausführenden Unternehmen gute Arbeit geleistet haben. Wir möchten jedoch Aufklärung, warum solche alten Teile nicht ausgetauscht werden und sehen hier eine Grundsatzfrage, die exemplarisch zu klären ist.

7 - Wir fordern nach diesen Vorfällen eine vorbehaltlose und vollständige Aufklärung und Offenlegung aller Reparaturmaßnahmen und aller gefundenen Mängel und eine Prüfung der kompletten Revision durch einen unabhängigen Spezialisten.

Wir haben die Befürchtung, dass in der verbleibenden Restlaufzeit des AKW Grohnde der ordnungsgemäße Ersatz defekter Teile zu teuer wird und wichtige Maßnahmen zur Sicherstellung der gebotenen maximalen Sicherheit in womöglich fragwürdigen und ggf. hart an der Grenze der Zulässigkeit ausgearbeiteten Kompromissen ausbleiben.

Bei jeder noch so kleinen Fragestellung zu notwendigen und empfohlenen Maßnahmen zur Sicherheit, muss immer die Sicherheit im Fokus stehen, und zu keiner Zeit die Frage zur Wirtschaftlichkeit.

Für das
ANTIATOMPLENUM WESERBERGLAND
Erhard Wiers-Keiser
Ute Günter
Edgar Honig
Jan-Peter Muschner


Ergänzende Information:
Das nächste Treffen der Regionalkonferenz "AKW Grohnde abschalten" findet am Samstag, dem 26. Juli in Hameln statt. Ein Schwerpunkt der Tagung werden Klagen gegen die Betriebsgenehmigung des AKW Grohnde sein.
Weitere Informationen dann auf www.grohnde-kampagne.de

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Quelle:
Antiatomplenum Weserbergland
Pressemitteilung vom 25.06.2014
weitergeleitet von:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2014