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STANDPUNKT/004: Bruno Thomauske hätte nicht Gorleben-Berater werden dürfen (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 5. August 2010

Bruno Thomauske hätte nicht Gorleben-Berater werden dürfen


Berlin, 5. August 2010 - Was ist von Bundesumweltminister Norbert Röttgen zu halten, der das Image eines nachdenklichen Politikers hat und öffentlich den Abschied von der Atomkraft fordert, tatsächlich aber gegenteilige Personalentscheidungen trifft, fragt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller. Wer mit Bruno Thomauske den Bock zum Gärtner macht, versagt in einer der zentralen Zukunftsfragen.

Zuerst ernannte Norbert Röttgen den früheren Generalbeauftragten von Bayernwerk/VIAG/E.ON Gerald Hennenhöfer zum Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium - und damit ausgerechnet den Mann, der für die Industrie die Verhandlungen um den Atomausstieg geführt hatte.

Und nun wurde auch noch der ehemalige Chef der Atomsparte bei Vattenfall Bruno Thomauske zum Gorleben-Berater ernannt. Er soll an einer vorläufigen Eignungsprognose für Gorleben mitwirken, die laut "Stern" demnächst im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt wird. Immerhin war Thomauske nach den Unfällen in den Vattenfall-Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel eine Bunkermentalität vorgeworfen worden: Weil er die Öffentlichkeit erst spät und dann auch nur unzureichend informierte, musste er seinen damaligen Posten räumen. Mögliche Interessenkonflikte waren schon bei seinem Wechsel vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in die Vattenfall-Geschäftsführung befürchtet worden. Thomauske hatte sich im BfS von 1983 bis 2003 mit der Endlagerung radioaktiver Abfälle beschäftigt.

Und diese Sorgen gelten heute noch stärker für den Regierungsberater Thomauske. Bundesminister Norbert Röttgen hätte bei der Ernennung Wert auf Distanz und Unabhängigkeit legen müssen - gerade weil das von CDU/CSU und FDP gegen alle berechtigte Kritik hartnäckig verfolgte Endlager für Atommüll in Gorleben so umstritten ist. Tatsächlich braucht niemand eine "Sicherheitsstudie" für ein Bergwerk, dessen Untauglichkeit als Atommüllendlager seit Jahrzehnten bekannt ist!

Die Personalentscheidungen des Bundesumweltministers stehen für ein eklatantes Versagen in dieser zentralen Zukunftsfrage. Die Atomenergie wird zur Machtfrage, eine vernunftbetonte Auseinandersetzung ist scheinbar nicht mehr möglich.

Der gesellschaftliche Kampf um den Atomausstieg wird weiter gehen, es wird ein heißer Herbst 2010: Gemeinsam mit vielen Organisationen rufen die NaturFreunde Deutschlands auf zur zahlreichen Teilnahme an der großen Anti-Atom-Demonstration am 18. September 2010 in Berlin. Schluss jetzt mit der Atomkraft, damit das Pokerspiel um unsere Sicherheit endlich beendet wird!

Mehr Informationen zur Anti-Atom-Demonstration: www.anti-atom-demo.de


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Quelle:
Presseinformation vom 05.08.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2010