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STANDPUNKT/287: Südkorea - Umweltschützer fordern Verlegung des Weltnaturschutzkongresses (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. August 2012

Südkorea: Umweltschützer fordern Verlegung des Weltnaturschutzkongresses

von Jon Letman



Kauai, Hawaii, USA, 14. August (IPS) - Südkoreanische Umweltschützer haben den Weltnaturschutzbund (IUCN) aufgefordert, seinen vom 6. bis 15. September auf Jeju Island in Jungmon geplanten Weltnaturschutzkongress zu verlegen. Zu der Tagung werden 8.000 bis 10.000 Teilnehmer erwartet.

Es sei das falsche Signal, einen solchen Kongress nur sieben Kilometer von der geplanten und seit Jahren umstrittenen Marinebasis Gangjeong entfernt zu veranstalten, kritisieren die Aktivisten. Der Stützpunkt, der auch zivilen Zwecken dienen soll, ist für US-amerikanische U-Boote und bis zu 20 Kriegsschiffe ausgelegt, die die Vereinigten Staaten mit dem hochmodernen Aegis-Warn- und Feuerleitsystem ausrüsten.

Die 80 Kilometer vor der Südwestküste der koreanischen Halbinsel gelegene subtropische Jeju-Vulkaninsel mit ihrem fragilen Ökosystem gilt wegen ihrer natürlichen Schönheit als ökologisches Kleinod. Die Weltkulturorganisation UNESCO hat sie 2002 als Biosphärenreservat, 2007 als Weltnaturerbe und 2010 als Globalen Geopark ausgezeichnet. Auf der 1.846 Quadratkilometer großen Insel, die kürzlich zu einem der sieben neuen Weltnaturwunder gekürt worden ist, leben eine halbe Million Menschen.

Seit Jahren vergeht kaum ein Tag, an dem Friedensaktivisten und Naturschützer nicht gegen den geplanten US-Stützpunkt protestieren. Viele befürchten, dass seine Fertigstellung die einzigartige Natur und die besonderen gesellschaftlichen Strukturen noch stärker belasten wird.

In einem offenen Brief an den IUCN verlangt das 'Jeju Emergency Action Committee', den Termin für den Weltkongress entweder zu verschieben oder sich für einen anderen Tagungsort zu entscheiden, bis der Bau des Kriegshafens gestoppt wird.

Jerry Mander, einer der Verfasser und Vorstandsmitglied des 'International Forum on Globalization', sagte IPS: "Ich vermute, dass der IUCN sich gegenüber Sponsoren wie Samsung CT und Hyundai erkenntlich zeigen will, die die koreanische Regierung bei der Finanzierung des Kongresses unterstützen."


"Kein Land kann eine makellose Umweltbilanz vorweisen"

Dazu meinte die IUCN-Generaldirektorin Julia Marton-Lefèvre in einer schriftlichen Stellungnahme "Leider kann kein Land eine makellose Umweltbilanz vorweisen." In Jeju würden viele tausend Naturschützer aus der ganzen Welt zusammenkommen, um über die dringlichsten Umweltprobleme zu diskutieren und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Im koreanischen Fernsehen erklärte sie, ihre Organisation habe den Auftrag, eine Gesellschaft zu schaffen, die sich für den Naturschutz und den Erhalt natürlicher Ressourcen auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Erkenntnisse einsetze.

In einem von der Schweiz aus geführten Telefonat betonte IUCN-Kommunikationsdirektor John Kidd gegenüber IPS: "Anders als 'Greenpeace' oder 'Friends of the Earth' rufen wir nicht zu Kampagnen auf. Unserer Organisation geht es darum, wissenschaftliche Forschung zu fördern und unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zusammenzubringen."

Dabei werde auch die Kontroverse um den Kriegshafen nicht ausgespart, versicherte er. "Wir hoffen, dass sich die Delegierten vor Ort ein Bild von ihm machen können." Es sei wichtig, den alle vier Jahre stattfindenden Weltkongress auch weiterhin auf Jeju zu veranstalten. Das diesjährige Kongressthema ist die Belastbarkeit der Natur.

Die Aktivistin Jung-Min Choi aus Seoul, die schon dreimal bei Protestdemonstrationen gegen den geplanten US-Stützpunkt festgenommen worden war, sagte: "Selbst wenn der IUCN den Kongress nicht verschiebt, sollte er in seiner Abschlusserklärung zu den Auswirkungen des Kriegshafens Gangjeong Stellung nehmen." (Ende/IPS/mp/2012)


Links:

http://www.iucn.org/
http://www.ifg.org/
http://www.ipsnews.net/2012/08/jeju-island-base-divides-korean-international-green-groups/

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2012